"Deutschlands Beste": ZDF sagt sorry, 'Hörzu' prüft rechtliche Schritte

Das ZDF und die Hörzu haben auf die gestrigen Medienberichte über das Fake-Voting zur Kerner-Show  "Deutschlands Beste!" reagiert. Während die Programmzeitschrift rechtliche Schritte prüft, sorgt eine Art Entschuldigungsschreiben des Mainzer Senders für zusätzliche Verwirrung.

Nach Recherchen des Medienjournalisten Stefan Niggemeier sowie des  "Zapp"-Medienblogs vom NDR hatte das ZDF eingeräumt, für die Zusammenstellung seiner 50 "besten" Deutschen lediglich die Ergebnisse einer im April durchgeführten Forsa-Umfrage berücksichtigt zu haben. Dennoch wurden im Mai und Juni noch ein Online-Voting sowie eine Postkarten-Aktion in Zusammenarbeit mit der Programmzeitschrift durchgeführt. Diese beiden Wahlverfahren wurden nachträglich zu einem "sendungsbegleitenden Angebot mit Gewinnspiel" erklärt, das keinen Einfluss auf das in der Sendung präsentierte Ranking hatte (wunschliste.de berichtete).

"Wer gewinnt, bestimmen Sie, liebe Leserinnen und Leser", hatte die 'Hörzu' ihren Käufern versprochen und für das Voting gleich vier Seiten freigeräumt, inklusive Kerner-Interview. Inzwischen liegt Stefan Niggemeier eine offizielle Stellungnahme der Mediengruppe Funke vor: "Das 'Hörzu'-Team hat selbst erst aus den Medien erfahren, dass die Stimmen ihrer Leser nicht in das endgültige Voting-Ergebnis eingeflossen sind. Dies hat das ZDF uns gegenüber mittlerweile auch bestätigt. Wir empfinden dieses Vorgehen als höchst befremdlich. Aktuell stimmen wir intern das weitere Vorgehen ab und prüfen eventuelle rechtliche Schritte."

Wie nun der manipulative Umgang mit den Votingergebnissen zustande gekommen ist, scheint beim ZDF keiner so recht zu wissen - oder wissen zu wollen. Aus dem Kuriositätenkabinett stammt eine neue ZDF-Mitteilung zum Thema, derzufolge nun doch die Online-Abstimmung zu einem nicht näher erläuterten Teil in das Gesamtergebnis einbezogen worden war - allerdings nur versehentlich. Zudem gefiel den Mainzern offenbar nicht, dass bestimmte 'Fan-Gruppen' zu viele Stimmen für ihre Lieblinge gesammelt hatten: "Bei der Auswertung stellte sich heraus, dass das Online-Voting durch Fan-Gruppen stark beeinflusst worden war. Zu diesem Zeitpunkt hat sich die Redaktion dazu entschieden, sich auf die repräsentative Forsa-Umfrage zu stützen. Wie sich heute bei einer internen Nachprüfung herausstellte, wurden dennoch Ergebnisse des Zuschauer-Votings mit den Ergebnissen der Forsa-Umfrage vermischt." Warum aber die 'Hörzu'-Postkarten nicht berücksichtigt wurden, zählt zu den weiterhin offenen Fragen.

"Dieses Vorgehen war methodisch unsauber und somit falsch. Dafür entschuldige ich mich bei unseren Zuschauern, den Teilnehmern der Sendung und bei allen, die abgestimmt haben", so ZDF-Showchef Oliver Fuchs. Nennenswerte Konsequenzen zieht das ZDF aus seiner Umfragefälschung und der damit einhergehenden Zuschauertäuschung allerdings wohl nicht. Die Fake-Show soll sogar fortgesetzt werden. Lediglich die 'Fan-Gruppen' bleiben nun auch ganz offiziell draußen: "Künftig wird das ZDF bei 'Deutschlands Beste!' auf Internet-Votings verzichten und ausschließlich auf repräsentative Umfragen setzen."