40 Jahre RTL: "Mein RTL" mit dem "A-Team" und "Alles Nichts Oder?!"

Genau heute vor 40 Jahren, am 2. Januar 1984, ging der zweite deutsche Privatsender an den Start: RTL, der bis zum 31. Oktober 1992 unter dem Namen RTLplus firmierte. Das runde Jubiläum nimmt die Redaktion von TV Wunschliste zum Anlass, um dem Sender zu gratulieren: In den kommenden Wochen teilen Redakteure und Mitarbeiter der unterschiedlichsten Generationen ihre Erinnerungen und persönlichen Gedanken rund um RTL. Den Anfang macht Redakteur Mario Müller.

Als Anfang 1990, noch lange vor dem offiziellen "Tag der Deutschen Einheit", zu den vom politischen System nur zähneknirschend geduldeten West-Sendern ARD (wir sagten damals noch "ARD" statt "Das Erste"), ZDF, Bayerisches Fernsehen sowie, äh, DDR 1 und DDR 2 über unsere gemeinschaftliche Antennenanlage plötzlich noch das westdeutsche Privatfernsehen Einzug hielt, war mein Entdeckergeist geweckt! Was kamen da für seltsame Sendungen! Stundenlang Zeichentrickserien am Sonnabendvormittag, amerikanische Seifenopern zur Mittagszeit,  Al Bundy und Harry Wijnvoord waren die Belohnung für die erledigten Hausaufgaben, und ein grauhaariger Mann namens Hans Meiser wagte es, schon eine Viertelstunde vor dem ZDF und sogar 75 Minuten vor der  "Tagesschau" mit den Nachrichten anzufangen.

Und so wurde Colonel John "Hannibal" Smith für mich zum legitimen Nachfolger des  Sandmännchens. RTLplus sendete damals tatsächlich jeden Werktag kurz nach 19 Uhr noch US-Serien, und die vier lustigen Haudegen waren Pflicht. Später klebte ich auch bei Dr. Sam Beckett an der Mattscheibe, der mit blauen Blitzen  "Zurück in die Vergangenheit" reiste, um Dinge zu korrigieren, die das Schicksal zunächst anders hatte verlaufen lassen.

Ja, RTLplus war ganz klar mein Favorit, weit vor Sat.1. Mehr als diese zwei neuen Sender schafften der von emsigen Technikern für unseren Ortsteil in Windeseile besorgte Satelliten-Verteiler und unser alter RFT-Fernseher mit 6 Programmspeicherplätzen in der ersten Phase dieser aufregenden Zeit des Umbruchs noch nicht.

Die Kölner hatten einfach das bessere Programm, mit frischen Ideen und Typen wie dem Hütchenspieler Salvatore, Kino-Expertin Isolde Tarrach,  "Hollywood Reporter" Peter Trunk,  "Klack"-Moderatorin Nicole Bierhoff, Metty Krings und  "Li-La-Launebär", Kommentier-Puppe  "Karlchen" und Björn-Hergen Schimpf, aber auch ZDF-Überläufer Thomas Gottschalk mit seiner wöchentlichen Personality-Show am Mittwochabend.

Selbstverständlich trat ich dem "RTL-Club" bei, das kostenlose Clubmagazin wurde monatlich auswendig gelernt und das eine oder andere Merchandise bestellt.

Als ich dann am späten Sonnabendabend auch noch die "kleine fette Schnecke" Hella von Sinnen und das "alte magersüchtige Frettchen" Hugo Egon Balder mit ihrer durchgeknallten Tortenshow  "Alles Nichts Oder?!" entdeckte, war ich endgültig verloren. So eine Art von verrücktem, kreativ-frechem Unterhaltungsfernsehen hatte ich bis dahin noch nicht erlebt. Eigentlich konnte es keine Steigerung mehr geben, und auch wenn  "RTL Samstag Nacht" noch einen letzten Glanzpunkt setzte, so ging es für RTL ab Mitte der 1990er Jahre bergab. Zumindest inhaltlich. Denn wer Marktführer werden und bleiben will, der muss den Geschmack der Mehrheit bedienen. Das ist eine einfache Rechnung, die man durchaus verstehen kann. Von daher hatte der gebürtige Wiener RTL-Übervater Helmut Thoma immer Recht mit seinem Spruch: Der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler.

Den Club gibt es schon lange nicht mehr. Aber unter anderem dank der Features von TV Wunschliste weiß ich, wo ich auch heute noch richtig gute Sendungen, Schnecken und Frettchen finden kann.