
Drei Geschwister, die unterschiedlicher nicht sein können: Da ist Hans-Jörg, der ständig schwitzende Voyeur, der sich vereinsamt auf das Masturbieren zu Pornofilmen "spezialisiert" hat. Er hat eine Therapie hinter sich und nimmt an einer Selbsthilfegruppe für Sexsüchtige teil. Er arbeitet in einer Bibliothek, in der es von schönen Studentinnen nur so wimmelt, die ihn in seinen zu kurzen Hosen und mit seiner unmodischen Frisur schlicht übersehen. Dafür verfolgt er sie bis auf die für seine Zwecke präparierte Toilette. Dann ist da Werner, der älteste Bruder, der es, wie Vater Günther etwas ratlos feststellt, "bis ins Fernsehen gebracht" hat, weil er sich als Grünenpolitiker für die Einführung des europäischen Dosenpfands starkmacht. Werner ist verheiratet, hat zwei Kinder, einen Hund, ein ambitioniert gestaltetes Eigenheim und einen Chauffeur. Doch hinter der gutbürgerlichen Fassade sieht er sich einem Abgrund der Verachtung gegenüber und muss immer mehr Mühe aufwenden, um "normal" zu bleiben. Seine Frau Signe hat längst den Kontakt zu ihm abgebrochen, sein Sohn Ralf belauert ihn mit der Videokamera. Und da ist Agnes, die mal ein Mann war und sich einst aus Liebe zur Frau umoperieren ließ. Agnes leidet an einem gebrochenen Herzen. Die Geschwister sind durch ihre Hassliebe zu ihrem exzentrischen Vater verbunden. Hans-Jörg will sich daran erinnern, dass Agnes früher vom Vater sexuell missbraucht wurde. Und überhaupt, so Agnes, gebe es so vieles, was in der Familie nicht bewältigt sei. Alle drei sind in ihren Glückserwartungen frustriert und genau diese Frustration wird zu einem Gewaltakt führen ...
(arte)
"Agnes und seine Brüder" ist ein starbesetztes, ereignis- und energiereiches Porträt unserer Zeit, "eine deutsche Tragikomödie über eine Vorstadtsiedlung", wie Roehler den Film selbst beschreibt. Auch der "Spiegel" lobte Oskar Roehlers Werk als ein groteskes, lustiges und anrührendes Familiendrama. Roehler wurde dafür 2005 mit dem Bayerischen Filmpreis in der Kategorie Bestes Drehbuch ausgezeichnet. Katja Riemann gewann für ihre Rolle der gleichgültigen Ehefrau Signe im gleichen Jahr den Deutschen Filmpreis. Regisseur Oskar Roehler hat die Figuren drastisch überspitzt, und löst gerade damit seinen erklärten Anspruch ein, die aktuelle deutsche Befindlichlichkeit fixieren zu wollen. Roehler hatte zuvor mit "Die Unberührbare" (2000) eindrucksvoll das Lebensdrama seiner Mutter Gisela Elsner verfilmt - eine deutsche Schriftstellerin, die 1992 Selbstmord beging. In "Der alte Affe Angst" (2003) setzt er sich schonungslos mit dem Thema Liebe auseinander, die bei Roehler nie glücklich oder romantisch ist, sondern immer mit Leid und Schmerz einhergeht. Sein letzter Film "Elementarteilchen" (2006) war im vergangenen Jahr für den Goldenen Bären und den Deutschen Filmpreis nominiert. Moritz Bleibtreu, Jahrgang 1971, stammt aus einer Schauspielerfamilie und stand schon als Kind vor der Kamera. Bekannt wurde er durch Kinofilme wie "Lammbock" (2001), "Lola rennt" (1998), "Knockin' On Heaven's Door" (1997) und "Das Experiment" (2001).
(StarTV)
Cast & Crew
Martin WeißAgnes Tschirner
Moritz BleibtreuHans-Jörg Tschirner
Herbert KnaupWerner Tschirner
Katja RiemannSigne Tschirner
Vadim GlownaGünther Tschirner
Margit CarstensenRoxy
Tom SchillingRalf Tschirner
Suzan AnbehDesiree
Lee DanielsHenry Preminger
Marie ZielckeNadine
Oliver KorittkeRudi
Martin SemmelroggeManni Moneto
Martin FeifelHannes
Sven MartinekJürgen
Til SchweigerFreund in Bibliothek
Gerry JochumHerr Klebnitschek
Simon BöerFreund Nadine
Zora HoltDunkelhaarige
Ralph HerforthHeinz
Michaela HinnenthalIngrid
Loretta SternJournalistin
Wilfried HochholdingerRolf
Maximilian FischerWalter Tschirner
Christa RockstrohMinisterin
Kerstin LandsmannSekretärin
Peter BenedictKursleiter
Felix BresserPanzer
Kelly TrumpLisa
Hubertus RegoutClique Henry
Ariane SommerClique Henry
Andreas KunzeHausmeister
Zsolt BácsRocky
Dieter Rita SchollManager von Henry
Jin-man KimKim
Marlene LandauerClique Henry
Laila LemhaddenClique Henry
Katharina PalmSprechstundenhilfe
Axel WedekindBronko
Mark ZakTürsteher
Nadja ZwanzigerStudentin
- Regie: Oskar Roehler
- Drehbuch: Oskar Roehler
- Produktion: Stefan Arndt, Markus Brinkmann, Sebastian Fahr-Brix, Marcos Kantis, Kay Klenke, Boris Mang
- Produktionsfirma: X-Filme Creative Pool, ARTE, Bayerischer Rundfunk, WDR
- Musik: Martin Todsharow
- Kamera: Carl-Friedrich Koschnick, Sebastian Soukup
- Schnitt: Simone Hofmann
- Maske: Rosemarie Raasch-Machac
- Regieassistenz: Christian Hoyer
- Ton: Matthias Lempert, Günther Röhn, Kai Storck, Marcus Sujata, Kai Tebbel
- Spezialeffekte: Natalie Maximova