In Las Vegas erkennt das Kino seine eigene Lust an der Illusion und zeigt dann, dass der Schein trügt. Die Sendung verfolgt mit vielen Zitaten aus der Filmgeschichte die Entwicklungsstufen zwischen beiden Traumfabriken. Wie sich die Stadt selbst inszeniert und wie die Leinwand die Stadt demaskiert. Der Cowboy im frühen Western wird zum ersten Markenzeichen der Stadt - als 'Showboy'. Roy Rogers, der singende Cowboy, verbindet klassische Western-Tradition mit Entertainment. Robert Redfords 'Elektrischer Reiter' zeigt den Ausverkauf der Westernwelt. Frank Sinatra, Dean Martin und ihr 'Rat Pack' traten abends in der Stadt auf, die sie als Gangster auf der Leinwand ausrauben. Das Remake mit George Clooney und Brad Pitt unterstreicht, dass sich die Tresore nur den Playboys und Draufgängern öffnen. Für die Frau bleibt der Platz als Maskottchen und Glücksfee (wie Cyd Charisse in 'Viva Las Vegas'). Das Showgirl gehört zum Mythos der 'Sin City'. Auch die Liebe wird zum Einsatz, in 'Honeymoon in Las Vegas' wie in 'Ein unmoralisches Angebot'. Clint Eastwood ('Der Mann, der niemals aufgibt') und Robert De Niro ('Casino') haben noch die Illusion, Herr der Lage zu sein, in 'Leaving Las Vegas' sind alle am Ende ihrer Illusionen angelangt. Bei Elvis (in 'Tolle Nächte in Las Vegas') ist Las Vegas noch der schicke Amüsierort für mondäne Besucher, mit Johnny Depp und Penelope Cruz (in 'Angst und Schrecken in Las Vegas') erleben wir eine kompromisslose Abrechnung mit dem amerikanischen Traum. Barry Levinsons 'Bugsy' zeigt den Gangster und sein Verbrechersyndikat als Herrscher, die die Geschicke der Stadt bestimmen. Und das neue Las Vegas wird zum Themenpark, der die Wüste zur Welt und die Welt zur Wüste macht: Venedig, Paris, das alte Ägypten - nichts ist vor der Stadt sicher, Las Vegas wird zur erstarrten Illusion.
(One)
Länge: ca. 75 min.
Deutsche TV-Premiere: 15.07.2006 (WDR)