In der aufwendigen Inszenierung von Stephan Wagner werden die unterschiedlichen Vorstellungen von Demokratie und Vergangenheitsbewältigung der Adenauer-Ära offenkundig. Durch das wunderbare Ensemble um Ulrich Noethen als unbestechlich-couragiertem, knorrigem Fritz Bauer und David Kross als dessen jungem Staatsanwalt, fasziniert die Geschichte des Generalstaatsanwalts als Politthriller in Zeiten des Kalten Krieges und als Porträt eines Helden der Bundesrepublik und ihrer demokratischen Justiz. In der jungen Bundesrepublik, die Ende der 1950er-Jahre in Politik und Justiz immer noch von nur oberflächlich geläuterten Nazi-Seilschaften durchsetzt ist, führt der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer einen einsamen Kampf gegen die Vertuschung nationalsozialistischer Verbrechen und die restaurative Politik der Regierung Adenauer - er ist der festen Überzeugung, dass nur so die junge Demokratie gefestigt werden könne. Nicht nur seine Haltung, sondern auch sein aufbrausendes Temperament machen Bauer angreifbar. Immer wieder formiert sich Widerstand aus Politik, Nachrichtendiensten und dem Justizapparat gegen den Einzelkämpfer. Wohl wissend, dass das Interesse an der Ergreifung Adolf Eichmanns in Deutschland gering ist, versucht Bauer, den israelischen Geheimdienst zu einer Verhaftung des in Argentinien vermuteten Organisators der Massendeportationen zu bewegen. Tatsächlich gelingt es Bauer in geheimen Verhandlungen, die Verhaftung Eichmanns durch den Mossad in Gang zu setzen. Unterstützt vom jungen Staatsanwalt Joachim Hell lässt Bauer auch danach nicht locker: Mit Material aus den Eichmann-Vernehmungen will er ein Verfahren gegen Kanzleramtschef Hans Globke erreichen, um dessen Verstrickung in die Deportationen zu ahnden, und wagt sich damit an Adenauers engsten politischen Vertrauten. "'Die Akte General' stellt uns einen der wenigen 'Helden' der Bundesrepublik vor, deren Schattenseiten hier in herrlich kräftigen Farben ausgemalt werden. Es ist ein Held, der an die Zukunft glaubt und verzagten jungen Kollegen rät: 'Feiern Sie den Rechtsstaat'. Und es ist kein Zufall, dass die mit Abstand beunruhigendste Figur ausgerechnet der Wunderminister der Wohlstandsdeutschen ist." (Spiegel online, 2016)...
(BR Fernsehen)
Länge: ca. 89 min.
Deutscher Kinostart: 24.02.2016
Deutsche TV-Premiere: 24.02.2016 (Das Erste)
FSK 12
Cast & Crew
- Regie: Stephan Wagner
- Drehbuch: Alex Buresch
- Produktion: Leif Alexis, Prof. Nico Hofmann, Benjamin Benedict, SR Saarländischer Rundfunk
- Produktionsauftrag: SWR, SR
- Produktionsfirma: UFA Fiction GmbH, SWR, Bayerischer Rundfunk, ARD Degeto, ARD
- Musik: Ali N. Askin
- Kamera: Thomas Benesch
- Schnitt: Susanne Ocklitz
- Maske: Nicole Durovic, Hannah Fischleder, Hanna Hackbeil, Skadi Lesske, Isabelle Neu, Astrid Weber
- Kostüme: Silvia Risa
- Stunts: Juan Manuel Torres Gómez