Bis dato führte das Dresdner Ehepaar Steinköhler ein auto- und führerscheinloses Leben. Doch über Nacht gehören ihnen zwei Wartburgs. Also ist "Fahrschule" angesagt. Während Fahrlehrer Hempel ihn dabei zum Idioten degradiert, flirtet er mit ihr heftig. "Kein Führerschein. Kein Auto. Ich bin Fußgänger", erklärt Herr Steinköhler (Jörg Gudzuhn) und gibt sich damit als eingefleischter Automuffel zu erkennen. Doch dann bietet ihm sein Freund Reschke (Detlef Heintze) seinen Wartburg an, weil er Geld für seine Scheidung braucht. Gleichzeitig bekommt Frau Steinköhler (Kata Kánya) die Nachricht, dass sie den vor 15 Jahren nach der Geburt der Tochter bestellten Wartburg abholen kann. So haben die Steinköhlers plötzlich zwei Autos, aber keinen Führerschein. Sie melden sich beide bei der Fahrschule an - dank Frau Steinköhlers Charme unter Umgehung der üblichen dreijährigen Wartezeit. Für Steinköhler ist der Unterricht - genauer gesagt Fahrlehrer Hempel (Otto Mellies) - ein Alptraum. Hempel spielt ihm gegenüber so richtig seine Macht aus und schikaniert ihn, wo er nur kann. Bei Frau Steinköhler hingegen ist Hempel der große Charmeur, worauf Herr Steinköhler wiederum sehr eifersüchtig reagiert. Der Zufall will, dass die flotte, junge Fahrschülerin Elvira (Daniela Hoffmann) Steinköhler für den Fahrlehrer hält. Das verwirrt ihn so sehr, dass er tatsächlich ins Auto steigt. Als sie dem anderen Duo begegnen, beginnt eine wilde Wartburg-Verfolgungsjagd. Beides war in der DDR schwer zu bekommen - Auto wie Führerschein, und Regisseur Bernhard Stephan ("Für die Liebe noch zu mager", "Bei Aufschlag Mord") hat nach einem Hörspiel von Bernd Schirmer darüber eine vergnügliche, witzige Komödie gemacht. Mit Wortwitz und Situationskomik erzählt er die Schwierigkeiten im DDR-Alltag, über die man, so ärgerlich sie im wirklichen Leben auch waren, im Kino lachen konnte. So schrieb dann auch Renate Holland-Moritz, die "Kino-Eule": "Die Dialoge verdichten sich zu entlarvenden, treffsicheren Pointen, die wie Sektkorken knallen." Brillante Darsteller wie Jörg Gudzuhn und Otto Mellies trugen ebenso zum Erfolg des Films bei wie die originelle Stadtkulisse Dresdens. Otto Mellies wird am 19. Januar 85 Jahre alt, der MDR gratuliert mit "Fahrschule". Die Wirren des 2. Weltkriegs verschlugen ihn nach Schwerin, wo er eine Annonce des Theaters entdeckte, das Schauspielschüler suchte. Er bewarb sich und bestand die Prüfung. Nach Engagements an verschiedenen Bühnen wurde er 1956 ans Deutsche Theater Berlin verpflichtet. Hier hat er bis zu seinem Ausscheiden aus dem Ensemble im Jahr 2008 unzählige Rollen gespielt, so war er als Lessings "Nathan der Weise" in 18 Jahren 325 Mal zu erleben. "Wenn ich mich daran erinnere, habe ich wirklich glückselige Empfindungen", sagt er. Den Kinozuschauern wurde er 1959 als Ferdinand in der DEFA-Verfilmung von Schillers "Kabale und Liebe" ein Begriff. Berühmt wurde er durch die Rolle des "Dr. Schlüter". Der TV-Fünfteiler um einen Chemiker, der sich gegen eine Karriere unter den Nazis entscheidet, erreichte 1965/66 in der DDR eine Einschaltquote von sagenhaften 80 Prozent. Auch nach der Wende blieb er ein gefragter Mime. Mellies glänzt nach wie vor im Fernsehen, als Synchronsprecher, etwa von Christopher Lee, und als Gestalter von Hörbüchern. (81 Min.- zum 85. Geburtstag von Otto Mellies am 19.01.).
(MDR)
Länge: ca. 85 min.
FSK 12
gezeigt bei: rbb retro (D, 2020)
Cast & Crew
- Regie: Bernhard Stephan
- Drehbuch: Bernd Schirmer, Bernhard Stephan
- Produktion: Günter Berger, Bernd Marx, Dietmar Richter, Künstlerische Arbeitsgruppe ''Berlin''
- Produktionsauftrag: MDR
- Produktionsfirma: DEFA Studio für Spielfilme, DEFA Gruppe Berlin, Künstlerische Arbeitsgruppe ''Berlin''
- Musik: Christian Steyer
- Kamera: Peter Badel
- Schnitt: Margrit Brusendorf
- Maske: Karin Menzel, Wolfgang Mowis
- Kostüme: Ursula Strumpf
- Regieassistenz: Catarina Bannier, Roland Helia
- Ton: Helga Kadenbach, Günter Witt