Originalpremiere: 1972
Ein authentischer Fall aus dem Nachkriegs-Berlin: Ein Serienmörder und Räuber sucht seine Opfer 1947/48 unter Frauen, die im Brandenburger Land auf Hamstertouren unterwegs sind. Er nutzt dabei geschickt die Situation in der Vier-Sektoren-Stadt, wo die Polizei sich untereinander bekriegt und die westlichen Alliierten schließlich ein eigenes Polizeipräsidium gründen. Die Kriminalisten des sowjetischen Sektors müssen viel List und Mühe aufwenden, um den Täter aus dem Bucher Forst dingfest zu machen. DEFA-Krimis 2/5 - Zum 90. Geburtstag von Gert Gütschow (2.3.1928) Berlin 1948: Unweit des S-Bahnhofs Berlin-Buch wird im schwer zugänglichen Waldgelände eine tote Frau gefunden. Ihr Gesicht ist mit Schwefelsäure verätzt worden, alle Hinweise einer Identifikation außer einer selbstgenähten Tasche fehlen, ein Sexualverbrechen liegt nicht vor. In gleicher Weise, fast am selben Ort, wurde schon einmal eine junge Frau ermordet. Eine umfangreiche Fahndung beginnt in der in vier Sektoren geteilten Stadt. Da der Mord in Berlin-Buch geschah, ist eigentlich die Mordkommission im sowjetischen Sektor dafür zuständig, geleitet von Kriminalrat Stübner (Kurt Böwe). Ihm ist der junge Kriminalanwärter Horst Kramm (Alexander Lang) zugeordnet, der viel Enthusiasmus hat, aber keine Erfahrung. Ihre Arbeit wird immer mehr durch die sich verkomplizierenden Beziehungen zwischen den einzelnen Polizeikommissariaten in den Sektoren beeinträchtigt. Das weiß auch der Mörder geschickt zu nutzen. Kramm indes gelingt es in Erfahrung zu bringen, wer die Tote ist: Die Zehlendorferin Katharina Zernik wollte im Berliner Umland Fleisch kaufen und traf dabei auf ihren Mörder Erwin Retzmann (Gert Gütschow). Der wiederum verschaffte sich unter dem Vorwand, er wäre Polizist, Zugang zu ihrer Wohnung und erzählt den Nachbarn, dass Frau Zernik wegen Schieberei verhaftet worden sei und beauftragt sie, ihre Lebensmittekarte beim Wirtschaftsamt abzumelden. Eine perverse Lüge und ein raffinierter Trick, die den Tod der jungen Frau lange verschleiern. Doch die Suche nach dem Täter wird durch die Gründung eines Polizeipräsidiums in den drei Westsektoren unterbrochen. Die Kriminalisten der Mordkommission im sowjetischen Sektor ermitteln allein weiter und stoßen immer wieder an Grenzen. Dann geschehen zwei weitere Morde nach demselben Muster. Der Film lehnt sich teilweise an den Fall des Mörders und Vergewaltigers Willi Kimmritz an, dem "Schrecken der brandenburgischen Wälder", der in den Jahren 1946 bis 1948 sein Unwesen trieb. Das ursprüngliche Drehbuch schrieb Regisseur und Berlin-Film-Spezialist Gerhard Klein (1920 - 1970) gemeinsam mit Wolfgang Kohlhaase, doch Klein verstarb nach wenigen Drehtagen. Sein früherer Assistent Helmut Nitzschke übernahm das Projekt und schrieb mit dem Szenaristen Joachim Plötner ein neues Drehbuch. DDR-Kino-Eule Renate Holland-Moritz schwärmte: "'Leichensache Zernik' - ein äußerlich bescheidener Film (Normalformat, Schwarzweiß) - erfüllt selbst unbescheidenste Forderungen: Er ist realistisch, milieugetreu, heiter, spannend und in jedem Detail überzeugend." "Ein künstlerisch überdurchschnittlicher Kriminalfilm mit überzeugender, teilweise dokumentarischer Darstellung des Zeitmilieus", urteilt das Lexikon des Internationalen Films. Hervorzuheben ist auch das große Aufgebot an zahlreichen berühmten Darstellern, unter ihnen Gert Gütschow, der am 2. März seinen 90. Geburtstag feiert. Der gebürtige Rostocker gibt schon als 17-Jähriger sein Debüt am Theater. Seit 1959 steht er in Leipzig auf der Bühne, wird für 35 Jahre Mitglied des Ensembles des Schauspielhauses. Daneben wirkt er in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mit. Für die Verkörperung des Serienmörders Erwin Retzmann in "Leichensache Zernik" erhält Gütschow große Anerkennung. "Er gibt dem Verbrecher ein sympathisch alltägliches Gesicht, das dessen Neigung zur Brutalität umso schwerer fassbar macht und der Figur eine beängstigende Dimension verleiht. Ähnliche Figuren, die äußerlich harmlos wirken, aber in Wirklichkeit furchtbare Verbrechen begehen, soll er noch mehrmals in seiner Schauspiellaufbahn darstellen." (filmportal). Am Montag, dem 12.3., folgt mit "Seilergasse 8" ein weiterer DEFA-Krimi. Horst Kramm: Alexander Lang Erwin Retzmann: Gert Gütschow Kleinert, Leiter Direktion K: Norbert Christian Stübner, Leiter der MOK: Kurt Böwe Probst, Kommissariatsleiter: Hans Hardt-Hardtloff Katharina Zernik: Annemone Haase Ingrid Walter: Lissy Tempelhof Brucker, Leiter der Fahndung: Günter Naumann Dieter Neltner: Dieter Wien Werner W. Bergmann: Rolf Hoppe Berchtold, Kommissar: Jürgen Holtz Lucie Matewsky: Käthe Reichel...
(MDR)