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TV-Kritik/Review: "Dark": Erste deutsche Netflix-Serie sucht das Grauen in der Provinz
(30.11.2017)
Unterhalten sich zwei Jugendliche, die sich nachts zufällig während eines apokalyptisch wirkenden Unwetters an einer einsamen Bushaltestelle an der Landstraße zum (fiktiven) Städtchen Winden treffen: "Was würdest du dir wünschen, wenn alles neu anfangen würde?" - "Eine Welt ohne Winden." - "Auf eine Welt ohne Winden!" Es ist ein Moment des Verstehens zwischen zwei jungen Menschen, die sich nicht besonders gut kennen, die unterschiedlich alt sind, einem rebellischen Jungen und einem eher braven Mädchen. Aber sie teilen den Hass auf diesen kleinen Ort, in dem sie aufwachsen müssen, dieser beschränkten Welt, in der jeder jeden kennt und aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint, bis man endlich erwachsen ist und die Schule hinter sich hat. Das ist ein Gefühl, das viele Jugendliche teilen, die irgendwo in der Provinz aufwachsen und von der weiten Welt träumen. Ungewöhnlich sind allerdings die äußeren Umstände, denn nicht überall auf der Welt gibt es bei solchen Gewittern Vögel, die massenhaft tot vom Himmel fallen.
Winden ist in der ersten deutschen Netflix-Produktion
Am Eingang einer geheimnisvoll wirkenden Höhle geht schließlich auch noch Mikkel (Daan Lennard Liebrenz) verloren, der jüngste Sohn von Ulrich und Katharina Nielsen. Hatte die Polizei zuvor bei ihrer Suche im Wald nur eine leere Raider-Verpackung gefunden - ein erster verstörender Hinweis darauf, dass längst vergangene Zeiten bei der Lösung des Falls eine wichtige Rolle spielen könnten -, stößt sie am Ende der Auftaktfolge auf die Leiche eines Jungen. Nur: Es kann keiner der beiden jüngst Vermissten sein, da er offensichtlich schon länger tot ist.Es dauert eine Weile, bis man halbwegs verstanden hat, wer in "Dark" wer ist, wie die komplexen Verwandtschafts- und Liebesbeziehungen der zahlreichen Protagonisten geknüpft sind. An der Stelle, wo man denkt, diese grob durchschaut zu haben, macht die Serie plötzlich einen gewagten Zeitsprung ins Jahr 1986, in dem wir die jüngeren Versionen vieler Figuren kennenlernen. So etwas muss man sich erst einmal trauen, bereits in der dritten Folge einer neuen Serie das gerade erst eingeführte Ensemble bis auf einen Darsteller komplett auf die Ersatzbank zu schicken und durch jüngere (und meist unbekanntere) Schauspieler in den gleichen Rollen zu ersetzen. Und es wird wohl nicht der einzige solche Wechsel bleiben, tauchen doch in der Besetzungsliste im Internet auch Rollen mit dem Namenszusatz 1953 auf. Zunächst nutzt "Dark" aber das schon etwas abgenutzte 80er-Jahre-Sujet auf gelungene Weise, indem diesmal typisch deutsche Merkmale dieser Epoche auftauchen. Neben einem Werbespot für den schon erwähnten Schokoriegel ist das der vielleicht zweitbekannteste Nena-Song "Irgendwie, irgendwo, irgendwann", dessen Text in diesem Kontext eine ganz neue Bedeutung bekommt.
Der Schweizer Regisseur Baran bo Odar fiel 2010 zum ersten Mal durch sein atmosphärisches Thrillerdrama
Handwerklich und schauspielerisch kann "Dark" locker mit internationalen Serienproduktionen mithalten, bedient zugleich aber typisch deutsche Themen: von der Bedrohlichkeit des Waldes schöpfte bereits
Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten drei Episoden der Serie "Dark".
Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder: Netflix
Die zehnteilige Mystery-Serie "Dark" ist bei Netflix weltweit ab Freitag, den 1. Dezember, um 9.01 Uhr (MEZ) zu sehen. Unser Redakteur Ralf Döbele führte im Rahmen der Europapremiere in Berlin Interviews mit den jungen Hauptdarstellern Louis Hofmann, Lisa Vicari ("Luna"), mit den "verfeindeten Freundinnen" Jördis Triebel und Maja Schöne (
Leserkommentare
Mr_Chance schrieb am 05.12.2017, 09.06 Uhr:
Am überzeugendsten ist es in der Serie gelungen, die bleierne Schwere des deutschen Autorenfilms der 80er durch den Zeitkanal zu schleusen: Menschen scheitern, wenn sie in Beziehung miteinander geraten...
Zugegeben, eine engagiert gemachte Erzählung; aber schon 'Die Hamburger Krankheit' von 1980 hatte mehr Biss.
Regen als dramaturgisches Mittel mag ja ok sein, aber Deutschland wirkt hier fast wie eine Monsunregion.
Die ausufernde Zahl an Charaktären(?) läßt vermuten, dass die Story auf etliche Staffeln aufgeblasen werden soll.
Die schon zu früh offen gelegte Verbindung zum deutschesten aller Horte des Bösen, einem Atomkraftwerk, banalisiert die Bedrohung, denn die Gefahren der der Nukleartechnik werden durch deren Mystifizierung fast ins Lächerliche gezogen.
Und dann dieser angedeutete 'verückte Professor', der mit seinen Experimenten noch hinter dem guten alten Dr Mabuse zurück bleibt...
Ob ich noch mehr als die beiden ersten Folgen schaue ist unsicher.
Aber vielleicht bin ich auch nur geschädigt, weil die Hype im Vorfeld völlig überdreht ist...Sentinel2003 schrieb am 04.12.2017, 18.48 Uhr:
Versteh ich auch garnicht, genausu ueberbewertet haben die Serie auch die Kollegen von Quotenmeter ( geben sogar volle 100 % !!!! ) und die Kollegen der Serienjunkies!!Kurioserweise habe ich, wenn Medien - Seiten beispielweise Serien so derart "hoch" bewerten, fast nie Beduerfnis, das Ding zu Sehen!Und, wenn die User hier schon Schreiben, das die Serie sehr zeah ist, dann erst Recht NULL!User 1303699 schrieb am 03.12.2017, 23.31 Uhr:
Ich bereue es eigentlich schon jetzt meine Zeit mit der 1. Staffel verschwendet zu haben. Das wird genauso laufen wie bei Lost. Immer mehr Rätsel die nie aufgelöst werden, weil sie sich schlicht nicht mehr auflösen lassen. Am Ende kommt dann irgend so ein Schwachsinn bei dem alle in ein helles Licht laufen ... zack Ende ... Gott steckt hinter allem. Sowas oder ähnlicher Schwachsinn. Ich kann eigentlich nur jeden warnen seine Zeit mit diese Serie zu verschwenden, außer es ist einem egal ob es jemals ein logisches oder zumindest halbwegs glaubwürdiges Ende geben wird.Tupes schrieb via tvforen.de am 03.12.2017, 01.08 Uhr:
Sehr zäh....sehr sehr zäh, zumindest Anfangs! Ich wollte der Serie aber eine Chance geben was wirklich nicht leicht ist. Ab Folge 3. konnte ich mich einigermaßen damit anfreunden....begeistert bin ich dennoch nicht. Der richtig beschissene Ton nervt gewaltig, Atmo Geräusche und Sound /Musik Effekte liegen über den Dialogen die Teilweise wirken, als würden die Protagonisten in ein Kissen sprechen, ganz übel. Bin jetzt bei Folge 5. und die "Vorschuss Lorbeeren" die durch die Medien gehen, sind meines Erachtens nichts weiter als ein Etikettenschwindel.Trotz Netflix Original , bleibt es doch eine Deutsche Serie die Krampfhaft versucht mit dem was mittlerweile Internationaler Standard ist mitzuhalten, leider will das nicht recht gelingen...schade!oberwolf schrieb am 01.12.2017, 21.38 Uhr:
Na bin jetzt auch bei Teil3 aber 4 von 5 Punkten...schon etwas überbewertet. War was zum Essen holen, nebenbei Musikmagazin gelesen nebenbei Fenster verkleinert und gesurft aber viel verpasst scheine ich nicht zu haben.
Wenn ich da an Stranger Things denke wo ich bis 4 Uhr früh durchgeguckt habe.Na ja klingt nach "geschmierter" Kritik. Muss Sentinel recht geben.Sentinel2003 schrieb am 01.12.2017, 10.26 Uhr:
Hallo Liebe Serien Fans: falls es Euch interessieren sollte, wie die 3 bekanntesten, deutschen Medien - Online Seiten ueber "Dark" "Reden", dann vergleicht doch mal die Kritiken....die ALLE kurioserweise fast im gleichen Tenor sooooo stark positiv kritisieren....hier, bei den Serienjunkies und Quotenmeter!Wicket schrieb via tvforen.de am 30.11.2017, 15.14 Uhr:
Entschuldigung, aber könntet ihr im Fall von Überlappungen wie die Interviews mit den Darstellern nicht alles in einen Thread packen? Das wäre übersichtlicher und "Normaluser" könnten auch hier mehr posten? Dankeschön. :)Gruß,
Wicket
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