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TV-Kritik/Review: "Das letzte Wort": Anke Engelke überzeugt als Trauerrednerin in hervorragendem Ensemble

(16.09.2020)

Am Anfang scheint die Welt der Familie Fazius noch in Ordnung: Karla (Anke Engelke) und Andreas (Johannes Zeiler,
Als Netflix seine neueste deutsche Eigenproduktion
Durch den unerwarteten Tod ihres Gatten kommt Karla zwangsläufig in Kontakt mit der Welt der Trauerfeiern und Bestattungshäuser, letztere in Form des alteingesessenen Familienunternehmens Borowski. Dessen Inhaber Andreas (Thorsten Merten, bekannt aus mehreren Filmen von Andreas Dresen) hat das Geschäft bei seinem Vater gelernt und entsprechend sehr traditionelle Ansichten, wie eine Beerdigung abzulaufen hat. Allerdings brechen ihm gerade wegen dieser reichlich angestaubten Ausstrahlung die Aufträge ein, finanziell steht der Firma das Wasser bis zum Hals. Aber dem windigen Konkurrenten, der gleich massenhaft Institute aufkauft und in sein modern-oberflächliches Franchisekonzept eingliedert, will er sich auch nicht unterordnen. Schließlich möchte er den Betrieb irgendwann seinem Stiefsohn (Aaron Hilmer) übergeben, der bereits im Keller für die fachgemäße Präparation der Verstorbenen zuständig ist. Da kommt die ehemalige Kundin Karla eigentlich ganz recht, die entdecken musste, dass ihr Ehemann seit Jahren gar nicht mehr der gut verdienende Zahnarzt war, den er immer noch dargestellt hat. Aus ökonomischem Druck und weil sie persönlich erlebt hat, dass Trauerfeiern oft den Verstorbenen nicht gerecht werden, beschließt sie selbst, professionelle Trauerrednerin zu werden und sich bei Borowski zu bewerben. Ein Kunde mit unkonventionellen Wünschen führt die etwas schräge Frau und den konservativen Bestatter dann tatsächlich zusammen, zunächst auf rein beruflicher Ebene.

Während die späte Berufsanfängerin nun in jeder Folge Beerdigungsrituale aufbricht und für Trubel, Heiterkeit und Wutausbrüche am offenen Grab sorgt, muss sie gleichzeitig ihre eigenen Trauerphasen bewältigen und auch der Rest der Familie kämpft mit dem Verlust des Vaters und eigenen Beziehungsproblemen. Vor allem mit der offenen Kommunikation ist es in der Familie Fazius nicht so weit her. Ab der zweiten Folge erscheint Karla dann auch noch regelmäßig ihr verstorbener Andreas wie weiland Nathaniel Fisher senior seinen Söhnen in "Six Feet Under". Verliert die Witwe endgültig ihren Verstand oder ist das nur ein Schritt auf dem steinigen Weg des Abschiednehmens?

Klar, die Bezüge zum HBO-Klassiker sind unübersehbar, vom höchst lebendig wirkenden toten Familienvater bis zum Übernahmeangebot der Beerdigungskette. In einem Genre, das es eigentlich gar nicht gibt, wie der Bestattungshausserie ist es vielleicht unvermeidbar, sich an den wenigen Vorläufern zu orientieren. Trotzdem steht "Das letzte Wort" auf eigenen Füßen und ist dabei weit davon entfernt, eine reine Comedyserie zu sein. Vielmehr treffen die Autoren genau den richtigen Ton zwischen überbordender, manchmal auch klamaukiger Komik und einfühlsamen, traurigen Momenten. Dabei werden sie von einem Ensemble unterstützt, das Anke Engelke souverän anführt, das aber auch bis in die Nebenrollen hervorragend besetzt ist, von unpeinlichen Kinderdarstellern bis zur 83-jährigen Gudrun Ritter als herrlich offen-sarkastischer Großmutter. Wie das HBO-Vorbild ist auch "Das letzte Wort" eine Entwicklungsgeschichte. Während Karla und ihre Kinder lernen müssen, ohne den geliebten Ehemann und Vater weiterzuleben, macht auch Borowski eine Entwicklung durch - allerdings die des konsequenten Abstiegs. In der letzten der leider nur sechs Episoden der ersten Staffel geht der etwas zu schnell voran, auch wegen der verkürzten Laufzeit von nur 30 gegenüber sonst 40 bis 50 Minuten wirkt die Folge zu gehetzt.

Insgesamt ist den Machern hier aber ein echtes Glanzstück gelungen, mit witzigen und berührenden Momenten, mit Gelegenheiten zum Nachdenken, was im Leben wirklich wichtig ist, und mit einer schauspielerischen und inszenatorischen Qualität, die international absolut anschlussfähig ist. Es ist sicher kein Zufall, dass Netflix (und in geringerem Umfang auch Amazon Video), wo die nächste hochwertige englische, dänische oder US-amerikanische Produktion immer nur einen Klick entfernt ist, immer mal wieder solche zeitgemäßen deutschen Serien raushaut, die eben nicht nur das heimische Publikum ansprechen sollen. Das belebt das deutsche Seriengeschäft ungemein, während ARD und ZDF in diesem Segment weitgehend immer noch in den 1990er Jahren steckengeblieben sind.
I'm gonna live until I die
singt Frank Sinatra im Vorspann und bringt damit die versöhnliche Aussage der Serie gut auf den Punkt. Oder wie Helge Schneider es auf seinem neuen Album ausdrückt: Ich lebte mein Leben als Knäckebrot und als ich starb, da war ich tot.
Dieser Text basiert auf Sichtung der kompletten ersten Staffel von "Das letzte Wort".
Netflix veröffentlicht die zunächst sechsteilige, in Deutschland hergestellte Eigenproduktion "Das letzte Wort" am Donnerstag, den 17. September.
Über den Autor
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Leserkommentare
thobie69 schrieb am 17.09.2020, 23.14 Uhr:
@sentinel2003 - hier geht’s aber nicht um jerks. sondern um eine ganz andere Serie !?!
Sentinel2003 schrieb am 16.09.2020, 17.38 Uhr:
Ich bin gerade am Durch Suchten von "jerks." und finde es herrlich!! Klar, der Humor ist sehr oft uner der Gürgtellinie, aber herrlich kaputt!! Wer mir in "jerks." sehr gut gefällt ist aucxh Emily Cox!!
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