TV-Kritik/Review: "Game of Thrones": "Ostwacht" ("Eastwatch")

"With respect your grace I don't need your permission. I am a king"

Die Freude über das Wiedersehen währt allerdings nur kurz. Es trifft ein Brief von Bran (Isaac Hempstead-Wright) aus Winterfell ein, der Jon über das rasche Voranschreiten der Armee der Toten Richtung Eastwatch unterrichtet. Der will natürlich sobald es geht aufbrechen und appelliert nochmals an Daenerys, ihn in diesem Kampf zu unterstützen. Dany will das Land aber wie gehabt nicht Cersei überlassen, um gegen eine Bedrohung hinter der Mauer zu kämpfen. Schließlich schaltet sich Tyrion mit einem sehr unkonventionellen Plan ein: er schlägt vor, Cersei von der Existenz der Armee der Toten zu überzeugen, indem man einen der Toten bzw. Wiedergänger zu ihr nach King's Landing bringt. Da der einzige Mensch, auf den Cersei hört, Jaime ist, will Tyrion in die Hauptstadt gehen, um seinem Bruder von dem Plan zu berichten. Ser Davos (Liam Cunningham) soll ihn hinein und wieder hinaus schmuggeln. Jorah will Jon hinter die Mauer begleiten. Als Daenerys einwirft, dass sie Jon die Rückkehr nicht erlaubt habe, entgegnet dieser selbstbewusst, dass er ihre Erlaubnis nicht brauche, da er ein König sei und er bittet sie um gegenseitiges Vertrauen und Unterstützung. Dany schweigt und nickt schließlich.

In der Zitadelle der Maester ist ebenfalls ein Brief von Bran eingetroffen. Allerdings nehmen die Maester hier den Inhalt nicht ernst, sondern machen sich sogar darüber lustig. Samwell (John Bradley) interveniert und sagt, dass er Bran Stark kenne und dass dieser ebenfalls nördlich der Mauer gewesen sei. Er drängt die Maester, die Bedrohung ernst zu nehmen und die Nachricht in Westeros zu verbreiten. Archmaester Ebrose (Jim Broadbent) scheint ihm zum ersten Mal wirklich Glauben zu schenken. Er verspricht, der Sache weiter auf den Grund zu gehen.

Davos und Tyrion sind derweil ebenfalls in King's Landing angelangt. Während Bronn ein Treffen zwischen den Brüdern unter dem roten Bergfried arrangiert hat, verfolgt Davos seine eigenen Pläne. Das ist das erste Mal, dass die Brüder sich wieder gegenüberstehen, seit Tyrion ihren Vater Tywin (Charles Dance) umgebracht hat. Dementsprechend angespannt ist auch die Stimmung. Tyrion versucht diese mit lustigen Sprüchen aufzulockern, was ihm nicht gelingt. Immerhin hört Jaime ihm zu, als Tyrion ihm von Daenerys Plan zu einem Waffenstillstand und von der Bedrohung hinter der Mauer erzählt.

Davos hat in der Zwischenzeit sein Ziel erreicht: eine Schmiede in King's Landing. Ein junger Mann schwingt dort geschickt den Hammer. Es ist Gendry, Robert Baratheons letzter lebender Bastard. Das letzte Mal, dass der Zuschauer Gendry gesehen hat, war in "Mhysa", der letzten Folge der dritten Staffel. Damals wollte Melisandre (Carice van Houten) Gendry in einem magischen Ritual opfern, um Stannis Baratheon (Stephen Dillane) so zu helfen, auf den Eisernen Thron zu gelangen. Davos hielt dies für Unrecht. Er half Gendry, in einem Boot zu fliehen und sagte ihm, wo er sicher sei: am besten direkt unter der Nase der Königin. Während viele Gendry bereits vergessen hatten oder dachten, dass er immer noch irgendwo im Nirgendwo herumrudert, war er also die ganze Zeit über in King's Landing. Als Davos ihn mitnehmen will, zögert Gendry nicht einmal eine Sekunde und packt seine Sachen. Auf die Frage, ob er kein Schwert mitnehmen wolle, entgegnet er, dass er den Hammer vorziehe. Robert Baratheon selbst war berühmt für seinen Umgang mit dem Kriegshammer und auch Gendry kann seine Fähigkeiten mit dem Hammer schnell unter Beweis stellen. Als Davos, Gendry und Tyrion zurück beim Boot sind, erscheinen zwei Goldröcke und die Situation droht zu eskalieren. Gendry zerschmettert den beiden kurzerhand die Schädel.

Jaime unterrichtet indes Cersei von seinem Treffen mit Tyrion und Daenerys Angebot. Cersei lauscht mit versteinerter Miene seinen Ausführungen. Allerdings überbringt Jaime keine wirklichen Neuigkeiten, da nichts in King's Landing ohne das Wissen der Königin vonstattengeht. Sie stimmt dem Waffenstillstand zu, da sie im Moment ohnehin keine Möglichkeit hat, Daenerys und ihre Armeen zu besiegen. Jedenfalls nicht im Frontalangriff. Cersei hat aber noch eine Überraschung für ihren Bruder in Petto: sie ist schwanger. Und sie will Jaime öffentlich als Vater des Babys angeben. Es dürfte spannend sein zu sehen, wie das Volk auf diese Nachricht reagiert. Wird Inzest so wieder gesellschaftsfähig in Westeros?

Davos bringt Gendry zu Jon und trichtert ihm vorher eindringlich ein, weder seinen wahren Namen noch seine Herkunft zu erwähnen. Beides tut Gendry im ersten Atemzug, als er Jon gegenübersteht. Er gibt zu bedenken, dass Robert und Ned sich ebenfalls gut verstanden und Seite an Seite gekämpft haben und dass sie das nun auch tun sollten. Jon stimmt zu und will Gendry mit auf seine Reise nach Eastwatch nehmen. Es folgt ein respektvoller Abschied zwischen Jon und Dany und es scheint, als hätte Daenerys langsam Jons Position akzeptiert.