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TV-Kritik/Review: "Immer für dich da": Katherine Heigl und Sarah Chalke als BFFs in der Lebensmitte

Netflix-Schnulze taugt leider nur teilweise für proseccoselige Sofa-Abende
Wohlig weichgezeichnet: Tully (Katherine Heigl, l.) und Kate (Sarah Chalke) in der Eighties-Timeline.
Netflix
TV-Kritik/Review: "Immer für dich da": Katherine Heigl und Sarah Chalke als BFFs in der Lebensmitte/Netflix

Draußen ist's eisig, der Shutdown nötigt zum Zwangs-Cocooning, warum also nicht ein paar Folgen Girlfriend-Serie mit Eiscreme und Perlwein auf dem Sofa? Bisschen lachen, bisschen weinen, bisschen Empowerment. So in etwa lautet das Lockangebot von Netflix. In den Hauptrollen des mit viel Patina unter dem gülden glimmenden Wohlfühllicht bedeckten Zehnteilers  "Immer für dich da" warten mit Katherine Heigl und Sarah Chalke zwei Veteraninnen des Unterhaltungsfernsehens, die besonders jenen ein Begriff sein dürften, die aus den Teen- und Twen-Dekaden inzwischen herausgewachsen sind: Heigl, die sich seit ihrem Ausstieg bei  "Grey's Anatomy" am Ausbau einer Filmkarriere versucht, die auf jeden Evergreen ( "Knocked Up - Beim ersten Mal") mindestens zwei Gurken ( "Einmal ist keinmal",  "Die nackte Wahrheit") folgen lässt, und die Kanadierin Chalke, die wohl für alle Zeiten als Dr. Elliot Reid aus  "Scrubs" in Erinnerung bleiben wird.

Beide Schauspielerinnen nähern sich inzwischen der Mitte vierzig, und auf dem Papier liest sich eine Serie über zwei unzertrennliche Freundinnen aus Seattle, die trotz Liebes-Katastrophen, Job-Trouble und anderen Widrigkeiten besties bleiben, natürlich wie ein ideales Projekt für diese beiden Stars. Leider ist das Ergebnis, obwohl leidlich unterhaltsam und Netflix-typisch widerhakenfrei bingebar, nicht ganz so aufregend geworden, wie man es sich hätte erhoffen wollen. Eine Frauenfreundschaft im Lauf der Jahrzehnte, abwechselnd auf drei Timelines erzählt: Das klingt wie ein Mix aus  "Meine geniale Freundin" und  "This Is Us", kommt aber weder an die Meisterschaft der ersten, noch ans Premium-Soap-Selbstbewusstsein der zweiten Serie heran. "Immer für dich da" wirkt zumindest in den ersten Folgen enttäuschend lau, trotz einiger in die Handlung eingestreuter #meToo-Themen.

Als Vorlage dient dabei der Roman "Firefly Lane" (so auch der Originaltitel der Serie) der auf einer Insel im Pazifik residierenden Schnulzenschriftstellerin Kristin Hannah, von dem Netflix behauptet, es würde sich dabei um einen Bestseller handeln. Obwohl Hannah seit den frühen Neunzigern fast im Jahrestakt neue Bücher auf den Markt wirft, ist noch keines davon verfilmt worden - außer in Deutschland: Hier hat die Degeto nach Hannah-Vorlagen zwei Christine Neubauer-Schmonzetten unter den einigermaßen bedrohlich klingenden Namen  "Wer zu lieben wagt" und  "Das Mädchen aus dem Regenwald" für die ARD produzieren lassen. Keine Ahnung, ob Heigl und Chalke davon wissen.

Gemütlichkeit wie in der Bausparkassenwerbung: Tully und Kate machen sich um vieles Sorgen, nur nicht um ihren Lebensstandard.
Gemütlichkeit wie in der Bausparkassenwerbung: Tully und Kate machen sich um vieles Sorgen, nur nicht um ihren Lebensstandard. Netflix

In "Immer für dich da" wird zunächst viel Zeit darauf verwendet, den diametralen Gegensatz zwischen den zwei Hauptfiguren auszubuchstabieren: Tully Hart (Heigl) ist in der im Jahr 2003 spielenden Haupt-Timeline der Handlung die erfolgreiche Moderatorin einer eigenen Talkshow, in der es um Frauenschicksale geht. Hinter den Kulissen ist die brünette Powerfrau zynisch geworden, sie wirft verdächtig viele Pillen ein, und obwohl sie beständig von betont heißen und betont jungen Typen umschwärmt wird (Heigl co-produzierte die Serie), blickt sie mitunter sehr melancholisch und ein paar Sekunden zu lang in den buchstäblichen Abgrund. Sie ist Single, hat nie geheiratet. Und ob das kinderlose Singlesein jenseits der vierzig eher als Zeichen für Selbstbestimmtheit und Emanzipation oder als bemitleidenswert zwangsläufiger Weg in die Alterseinsamkeit bewertet wird, darüber gehen die Meinungen bekanntlich auseinander.

Kate Mularkey (Chalke) ist ganz anders als ihre Freundin Tully: Sie ist blond, bebrillt (das steht in solchen Produktionen nach wie vor für: linkisch und nerdig) und obendrein Hausfrau, verheiratet und Mutter einer Tochter. Ihre Karriere gab sie dereinst für Mann und Kind auf. Allerdings scheint die Ehe gerade gescheitert zu sein, ein Scheidungsverfahren läuft. Kate will wieder in ihren alten Job einsteigen, was nach so vielen Jahren Pause nicht einfach ist. Und braucht sie wirklich eine neue Liebe? Was ist mit dem alleinerziehenden Travis (Brandon Jay McLaren aus  "Graceland")? Und was will der Fotograf Gideon (Andres Joseph aus  "The InBetween") von ihr? Besonders Ü40-Zuschauerinnen auf dem Sofa werden erfreut zur Kenntnis nehmen, dass nicht nur Tully, sondern auch der verhuschten Kate ständig neue Latin Lover zulaufen. Schon in der Pilotepisode stellt sich zudem heraus, dass Ben Lawson (war neben Heigl auch in  "Doubt" zu sehen) als TV-Producer und Kriegsreporter Johnny das Love Interest gleich beider Frauen war bzw. immer noch sein könnte: Eifersuchtsalarm!

Wie abhängig die beiden Frauen nach dreißig Jahren Freundschaft voneinander sind, sieht man schon daran, dass Kate gewohnheitsmäßig als Gefühlsmailbox für Tully herhält und ihrerseits einen neuen Job nur ergattert, weil sie ihre Freundschaft zur erfolgreichen TV-Moderatorin ins Spiel bringt. Nach Feierabend sitzen die BFFs dann gern gemeinsam in den Gärten ihrer prächtigen Villen mit Blick auf Elliott Bay und trinken Rotwein aus eimergroßen Weingläsern: Die Inszenierung des ehemaligen Tarantino-Epigonen Peter O'Fallon ( "Suicide Kings") nähert sich in solchen Szenen dem ästhetischen Ideal eines Raffaello-Werbeclips an. Um wirtschaftliche Nöte der Protagonistinnen geht es hier jedenfalls nicht.
Dem Jahr 2003 werden in der Serie zwei weitere Handlungsstränge an die Seite gestellt: In den frühen Achtzigern, in denen Tully und Kate beide erste berufliche Schritte bei einem Lokalsender starten, sieht alles so aus, als hätten die Produzenten von den Fönfrisuren und den grellfarbigen Klamotten über das Dauerkoksen bis zur entsprechenden Popmusik auf der Tonspur alle Klischees über die Dekade zusammengerührt. Mehr Eighties geht kaum. Weil Heigl und Chalke, durchaus eitel, auch die zwanzig Jahre jüngeren Ausgaben ihrer Figuren spielen, wurde den Darstellerinnen (und auch Lawson) großzügig mit der digitalen Airbrush zu Leibe gerückt und überdies ein milchiger Schleier über die Bilder gelegt, der beim Zuschauen kurz die Sorge aufflackern lässt, ob vielleicht ein grauer Star die Sehkraft trübt.

Eindeutig toller sind die Rückblenden ins Jahr 1974 - also in jene Zeit, in der sich Tully und Kate in der Firefly Lane begegnen und zu Freundinnen werden. Außenseiterin Kate (hier nun gespielt von Roan Curtis, mit einer Riesenbrille, für die heutige Großstadthipster töten würden) wächst dort mit nettem Vater (Paul McGillion,  "Stargate: Atlantis"), zugewandter Mutter (Chelah Horsdal,  "The Man in the High Castle") und heimlich schwulem Bruder (Quinn Lord, ebenfalls "The Man in the High Castle") sehr behütet auf. Tully hingegen (nun stark gespielt von Ali Skovbye) schlägt als weltgewandtes Teenage-Girl im prekären Gefolge ihrer suchtaffinen Hippie-Mutter (Beau Garrett) in der Vorstadt auf. Die coole Tully steht der in der Schule gemobbten Kate bei, diese wird im Gegenzug zur Mitwisserin eines schrecklichen Geheimnisses, das Tully ihr anvertraut. Beide Mädchen werden unzertrennlich, der Rest ist Geschichte...

Besser als die Stars: Ali Skovbye (l.) und Roan Curtis spielen Tully und Kate in der Siebziger-Timeline.
Besser als die Stars: Ali Skovbye (l.) und Roan Curtis spielen Tully und Kate in der Siebziger-Timeline. Netflix

... nun, es ist aber eben leider die Geschichte, die in den beiden anderen Timelines erzählt wird. Und die dümpelt doch recht vorhersehbar zwischen Kates Problemen mit der pubertierenden Tochter Marah (Yael Yurman) und ihrer karikaturesk gezeichneten Chefin sowie Tullys an einem jungen Rettungsmediziner durchexerzierten Bindungsängsten herum, als wär's ein Fernsehfilm der Woche. Interessanter wird die Sache immer dann, wenn sich dunklere Töne einschleichen, etwa mit einem Vorgriff auf eine bewusst im Ungefähren belassenen Beerdigungsszene und Schlaglichtern darauf, wie früh erworbene Traumata die Traumatisierten auch Jahrzehnte später nicht loslassen. Themen wie Vergewaltigung, Vernachlässung von Kindern, Depressionen und berufliche Diskriminierung von Frauen werden relativ geschickt in einen Plot eingebaut, der sich nur manchmal in seinen Timelines zu verheddern droht. Weil aber in die Dialogen nahezu obsessiv immer neue Verweise auf aktuelle Vorkommnisse (Vietnamkriegsproteste, Reagan, Irakkrieg usw.) eingestreut werden, behält man ganz gut den Überblick.

Preise wird die Serie eher nicht gewinnen, aber taugt sie als Guilty Pleasure? Nun, allzu viel Pleasure hält die relativ routiniert vor sich hin unterhaltende Serie nicht bereit, dazu sind die Konstellationen zu bekannt, und auch die inszenatorische Umsetzung geriet entschieden zu bieder. In die Kategorie so bad it's good verfällt die Serie also definitiv nicht - leider, werden manche sagen. Ob sich der Plot im Lauf der Episoden noch in überraschende Richtungen entwickelt? Möglich. Vielleicht aber braucht man auf dem Sofa ziemlich viel Eiscreme bis dahin.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten beiden Episoden der Serie "Ich bin für dich da".

Meine Wertung: 3.0/5

Die Serie "Ich bin immer für dich da" ist seit Anfang Februar weltweit im Angebot von Netflix verfügbar.


 

Über den Autor

Gian-Philip Andreas hat Kommunikationswissenschaft studiert und viel Zeit auf diversen Theaterbühnen verbracht. Seit 1997 schreibt er für Print und online vor allem über Film, Theater und Musik. Daneben arbeitet er als Sprecher (fürs Fernsehen) und freier Lektor (für Verlage). Für TV Wunschliste rezensiert er seit 2012 Serien. Die seiner Meinung nach beste jemals gedrehte Episode ist Twin Peaks S02E07 ("Lonely Souls") ­- gefolgt von The Sopranos S03E11 ("Pine Barrens"), The Simpsons S08E23 ("Homer's Enemy"), Mad Men S04E07 ("The Suitcase"), My So-Called Life S01E11 ("Life of Brian") und selbstredend Lindenstraße 507 ("Laufpass").

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Leserkommentare

  • pat94 schrieb am 22.02.2021, 22.24 Uhr:
    Mir hat die Serie gefallen wobei es doch gewagt ist 3 verschiedene Timelines zu zeigen!
    Ist etwas verwirrend mmn.
    Wäre besser alles nacheinander zu zeigen!

    War gut inszeniert 
    ,dachte ganze Zeit es wäre Tallis Beerdigung.

    Fand die beiden Cliffhanger spannend!

    Ich fand Schauspielerinnen gut gewählt, vorallem Heigl war stark mal was anders von ihr Sarah Clarke waeär auch gut, escbleiben viele Fragen offen!!!
  • Christine1925 schrieb am 20.02.2021, 14.37 Uhr:
    Ein Mann der über Frauenfreundschaft - Serie schreibt, bzw. diese rezensiert. Nicht unbedingt von Anfang an falsch, aber ich ahne HIER eine Fehlbesetzung (wenn man so die Lieblings-Serien des Autors ansieht).
    Die Hauptdarsteller fand ich alle zusammen nicht schlecht, aber am besten gefällt mir, dass es solche Frauenfreundschaften wirklich gibt und dass sich wer dieser Geschichte angenommen hat. 
    Vielleicht hätte man es besser machen können, vielleicht auch nicht .......
     
  • Sentinel2003 schrieb am 10.02.2021, 00.20 Uhr:
    Null komma Null Böcke drauf!!!
  • Paula Tracy schrieb via tvforen.de am 09.02.2021, 17.56 Uhr:
    Ich fand insbesondere die drei Zeitebenen, auf denen die Serie spielt, sehr interessant.
    Ansonsten: auch ich fand die jungen Darsteller um einiges besser als Heigl und Chalke, aber ich mag die beiden auch nicht sonderlich gern sehen, fand sie in diesen Rollen auch nicht gut besetzt. Aber das ist Geschmackssache. Die Brille der jungen Kate: genau so eine hatte ich auch in den 70ern! Der Wahnsinn.
    Es wird wohl noch eine zweite Staffel folgen, denn die erste ist nicht aufgelöst. Bei der 10-Folgen-pro-Jahr-Politik von Netflix wird das wohl noch dauern.