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TV-Kritik/Review: "King of Stonks" bei Netflix: Schade ums Geld
(05.07.2022)

Von den Machern von
Unter der großen, gut gemeinten Kuppel Satire baut Regisseur Jan Bonny eine Arena assoziativer Zwischentöne. Unsere reale Welt musste dem Narrativ seines Sandkastens weichen und somit bekommen wir in einer karikierten Scheinwelt den Wirecard-Skandal erzählt - oder was noch medial davon übrig ist:
Felix Armand (Thomas Schubert) steht kurz davor, als Analyst und IT-Experte der Firma CableCash, Co-CEO neben dem exzentrischen Firmengründer Magnus Cramer (Matthias Brandt) zu werden. Sein Weg an die Spitze wird dabei durch verschiedene Faktoren behindert. Von der Mafia bis hin zu Demonstrationen junger Aktivisten, lässt die Serie keine Stereotype neoliberaler Alpträume aus und setzt ein Zeichen gegen... ja, wogegen eigentlich?

Das Problem bei "King of Stonks" ist die grauenvolle Erkenntnis, dass Ästhetik um der Ästhetik willen nicht reicht. Wenn das nämlich auch noch Satire sein soll, bedarf es mehr als einer schlechten
So besteht die Serie größtenteils aus ausladenden Erklär-Montagen, die nicht nur die Hauptfiguren, sondern auch das Finanzsystem zu beschreiben versuchen. Diese Crashkurse sind dabei wiederum so sehr auf visuelle Affekte gepolt, dass sie ihren Zweck vollkommen verfehlen und noch in der dritten Folge Exposition machen. Wenn dann noch freizügige Party-Exzesse sinnlos ins Bild geschoben werden, fragt man sich schon, ob das jetzt innovatives Filmemachen ist.
Aber na gut, das hätte ja auch seine Berechtigung; wenn es in der Inszenierungshölle aber auch mal einen Ausblick auf ruhige Momente gegeben hätte. Nix da! Bonny reiht konsequent hektisch Sequenz an Sequenz und verbannt seine hochwertig gefilmten Bilder in die ästhetische Schublade gewerblich produzierter TikTok-Videos. Man darf sich nicht wundern, wenn auch bei Netflix mittlerweile nur noch vom Content gesprochen wird.

Die Kritik geht freilich über die Grenzen der Serie hinaus, doch muss die Produktionsspirale solcher schmerzhaften Reizüberflutungen irgendwann ein Ende finden. Man scheint sich keine Mühe mehr in den Redaktionsstuben zu geben, sondern achtet so vehement auf ästhetischen Zeitgeist, dass die Qualität, die dort ins Feld geführt wird, irgendwann nicht mehr wert ist als ein Reel auf Instagram.
Und Qualität ist reichlich vorhanden, wenn man sich den Baukasten ansieht, mit dem "King of Stonks" in Produktion gegangen ist. Alleine Matthias Brandt wäre ja schon Gütesiegel genug. Einen der größten Schauspieler Deutschlands lässt man hier aber gefesselt und geknebelt zurück und setzt lieber Akzente auf abstrusen Klamauk, der sich dann Satire, Inhalt oder sonst was schimpfen will.
Brandt ist überhaupt der Einzige, der es schafft, seine handwerkliche Expertise zum Ausdruck zu bringen. Dem Exzentriker mit den strahlend weißen Zähnen und der dekadenten Hybris verleiht er sowohl humorvollen Charme, versteht es aber auch, seiner Karikatur die nötige Prise Realitätsbezug zu erhalten.

Und genau diese satirische Intertextualität lassen Bonny und die Autoren Philipp Käßbohrer und Matthias Murmann vollkommen vermissen. Kapitalismuskritik, Machtstrukturen in Politik und Wirtschaft, Frauenbilder, Aktivismus der Jugend. Alles Ansätze, die mit stumpfem Humor und pseudo-provokativen Aufnahmen niedergemäht werden und eher dazu führen, dass man unbeeindruckt die Achseln zuckt und sich fragt, was das jetzt sollte.
Aber wenn das erste Bild schon zwei kopulierende Primaten zeigt, dann hätte man wissen müssen, womit hier sechs Folgen lang rumgeworfen wird. Schlussendlich löst "King of Stonks" nicht mehr aus als ein polemischer Trump-Tweet: Man ärgert sich kurz, vergisst ihn aber schnell wieder. Wie bei den Aktien, ist's am Ende eigentlich nur schade ums Geld.
Diese Rezension basiert auf der Sichtung der ersten drei Folgen von "King of Stonks".
"King of Stonks" ist ab dem 6. Juli mit allen sechs Episoden auf Netflix zu sehen.
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