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Skys Eigenproduktion im Gruselgenre krankt an Horrordialogen
"Hausen"
Sky Deutschland/Lago Film GmbH/Sammy Hart
TV-Kritik/Review: Neue Horror-Serie "Hausen": Das Monster im Plattenbau/Sky Deutschland/Lago Film GmbH/Sammy Hart

Es gibt noch nicht genug matschige Parallelwelten à la  "Stranger Things"? Noch nicht genug depressive Düsternis wie in  "Dark"? Und darf's noch etwas sozialphilosophisch und dystopisch sein wie  "Der Schacht"? Keine Sorge, das neue Sky Deutschland Original  "Hausen" verwurstet all diese beliebten Elemente zu einer achtteiligen Serie. Es ist das erste Mal, dass Sky sich mit Regisseur Thomas Stuber dem Horror annähert. Die Handlung spielt sich in einem heruntergekommenen Plattenbau ab, aus dem niemand wirklich rauskommt, und hat so Kammerspiel-Charakter.

Der Teenager Juri (Tristan Göbel) zieht mit seinem Vater Jaschek (Charly Hübner) nach dem Tod der Mutter in das trostlose Hochhaus irgendwo am Rande der Stadt. Dort soll der Vater sich als neuer Hausmeister um das marode Gebäude und deren geplagte Bewohner kümmern. Doch Juri bemerkt nach und nach, dass sich im Kern des Hauses ein Organismus angesiedelt hat, der sich von dessen Einwohnern ernährt. Und das ist ohnehin schon ein zu bemitleidender Haufen von Abgehängten und Drogensüchtigen, die dort weniger wohnen und vielmehr hausen (hust).

Das gemeinsame Trauma - der Verlust der Frau und Mutter - verbindet das Vater-Sohn-Gespann. Und entzweit es doch auch: Auf die von den neuen Nachbarn ständig vorgetragene Frage, wo denn die Frau des Hauses bleibe, reagieren beide Männer mit Schweigen. Erst, als der Vater versucht, dem Sohn Vernunft einzubläuen, "verrät" er dem Publikum, dass die Mama tot ist. Und setzt diese Tatsache in ein unmittelbares Verhältnis zu den mysteriösen Beobachtungen, die Juri in den Gängen des Hauses macht. Es ist also möglich, dass "Hausen" nicht wirklich eine Haunted-House-Geschichte darstellt, sondern vielmehr eine bildliche Umsetzung der alles vernichtenden Trauer. In diesem Sinne zeichnet sich auch eine Parallele ab zu den Horror-Hits  "Spuk in Hill House" und  "Spuk in Bly Manor", die sich ebenfalls der Verarbeitung schwerer Traumata widmen und das Geistergeschehen darauf begründen.

Protagonist Juri (Tristan Göbel) in "Hausen"
Protagonist Juri (Tristan Göbel) in "Hausen" Sky Deutschland/Lago Film GmbH/Reiner Bajo

Die meisten Szenen von "Hausen" wirken, als habe jemand vergessen, das Licht anzuschalten: Es ist immer düster, es ist immer leicht neblig; die Sättigung ist so weit wie möglich rausgedreht, um die aussichtslose und deprimierte Grundstimmung klischeehaft einzufangen. Daneben stellen sich die Charaktere in dieser Serie viel zu häufig selbst - oder ihre Beziehung zueinander - vor, auch wenn diese Erklärungen im Dialog gerade eigentlich keinen Sinn ergeben.

Die süchtigen Bewohner des Plattenbaus ziehen sich eine schwarze Masse durch die Nase, die genauso aussieht wie das, was da fleckenartig an den Wänden wächst. In flüssiger Form kommt das Zeug aus den Heizungsrohren geblubbert, wo es für Eiseskälte im ganzen Haus gesorgt hatte. Für etwas von dem Stoff säugt frau sogar ein fremdes Baby - der Vater hat ja schließlich auch kein Geld für Milchpulver.

Im Keller versucht der frischgebackene Hausmeister Jaschek zunächst noch, mit kanisterweise Essig gegen die Invasion vorzugehen. Zischend bewegt sich die vom Reiniger getroffene Masse - Schockschwerenot, ist sie etwa lebendig? Während der Sohn Juri es schafft, die von der Mutter gelernte Essigreinigung umzusetzen, sieht der Vater sich schieren Unmengen des Feindes gegenüber. Möglicherweise will Regisseur Stuber in seiner Serie so zeigen, dass Juri die Trauerbewältigung besser gelingt als Jaschek, der mit nagenden Schuldgefühlen zu kämpfen hat.

In diesem Plattenbau gibt es kein "Leben", allenfalls "Überleben".
In diesem Plattenbau gibt es kein "Leben", allenfalls "Überleben". Sky Deutschland/Lago Film GmbH/Reiner Bajo

Etwas Unschuldiges kann in Horrorfilmen, Thrillern oder Dramen nicht überleben. Fällt diese Rolle normalerweise auf Babykatzen, Vögel oder ähnliches, ist es hier der kleine, noch namenlose Mensch, der als erstes im Müllschacht verschwindet. Noch für Stunden ist das Schreien des Babys im Haus zu hören, während sich seine Eltern, Juri und sein Vater auf die Suche machen. Dass das Pure, Reine von dem finsteren Wesen des Hauses ungekaut verdaut wird, ist jedoch so naheliegend wie verstörend.

Vater Jaschek gerät zunehmend in den Sog dieses Monsters. Und so freundet er sich leider auch mit den gelackten Nazis im achten Stockwerk an. Diese nennen ihre Etage selbst den 88. Stock - eine weitere Holzhammer-Exposition, damit es auch jeder versteht. Beim Abendessen mit den perfekt-wohlerzogenen, deutschen Kindern des Bürgerwehr-Nachbars ahnt man schon die weitere Lesart. Spätestens aber, wenn einer der engagierten Anwohner von einer Reinigung in den Grundfesten spricht, wird klar: Die Erzählung soll auch an eine Wiederholung der Vorgänge in den Dreißigerjahren und im Zweiten Weltkrieg gemahnen.

Die Nachbarsfamilie aus dem "88. Stockwerk"
Die Nachbarsfamilie aus dem "88. Stockwerk" Sky Deutschland/Lago Film GmbH/Reiner Bajo

Die langsam-stimmungsvolle Kamera fängt mit Fortschreiten der Handlung zunehmend merkwürdige Szenen ein, und auch die Dialoge befinden sich qualitativ im freien Fall. Das geht bis hin zu unfreiwilliger Komik. Ein bärtiger Obdachloser im Blümchennachthemd, der mit Babystimme schreit und eine kopfverdrehende Puppe auf dem Arm hält? Ein Backofen, der plötzlich zum absoluten Schrecken der jugendlichen Rebellengruppe aufspringt und orangefarbenen Kunstnebel versprüht? Ein weiterer Fehlgriff gelingt bei dem pädophilen Musikexperten, der von der Kunst der Fuge schwadroniert und dazu jedoch keine solche, sondern Bachs totgespieltes Präludium 1 in C-Dur auflegt.

Abschließend bleibt zu sagen: "Hausen" verspielt sein Potenzial irgendwo zwischen Horrorklischees und grottigen Unterhaltungen. Man möchte nicht dabei sein, wenn das Haus schlussendlich die Anwohner mit Haut und Haaren zu verschlingen droht. Oder wenn gebürstete Nazi-Schlägertrupps die Aufbegehrenden niederschlagen. Oder wenn man den Schauspielern die zugeflüsterten Regieanweisungen ansieht. Nur das riesige Ekelvieh, das dort in den Tiefen haust (hust, hust) - sei es nun eine überdimensionierte Warze oder ein Hühnerauge - ist recht ansprechend gestaltet. Ich hab' kein gutes Gefühl, plattitüdiert eine der Figuren. So kann man es auch formulieren.

Diese Kritik beruht auf der Sichtung der ersten zwei Folgen der Miniserie "Hausen".

Meine Wertung: 2.5/5

Die Miniserie "Hausen" ist ab dem 29. Oktober 2020 täglich um 20.15 Uhr auf Sky Atlantic zu sehen - die acht Episoden werden bis zum 1. November gezeigt. Parallel steht die komplette Serie ab dem 29. Oktober auf Sky Ticket und Sky Q auf Abruf zur Verfügung.


 

Über die Autorin

  • Rosanna Großmann
Rosanna Großmann wurde schon früh zur Cineastin. Als Kind bettelte sie jahrelang darum, Filme wie „Jurassic Park“ oder „Tanz der Vampire“ sehen zu dürfen – die dann auch zu liebgewonnenen Dauerbrennern auf ihrem Fernseher wurden. In das Serienbusiness stieg sie erst später ein: Die ersten Serien, die die Wahlkölnerin mit Vorspann und Haaren verspeiste, waren „Star Trek – Next Generation“ und „Die Simpsons“. Seit 1999 schreibt sie jede Menge Zeug in einer wilden Mischung; seit 2020 auch Serienkritiken, Horror-Empfehlungen und Interviews für TV Wunschliste.

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Leserkommentare

  • User 77983 schrieb am 03.11.2020, 03.10 Uhr:
    Furchtbar. Unerträglich in die Länge gezogen. Erbärmliche Dialoge. Fehlerhaft konstruierte Handlung. Ich meine, wer beginnt beispielsweise mit der Reparatur einer im ganzen Wohnblock ausgefallenen Heizung, mit dem Öffnen eines Heizkörper? Wenn sich darüber noch Stockwerke befinden? Eine typisch deutsche Produktion. Wobei gegen Hausen die Lindenstraße ein echtes Juwel ist, und 1000x mehr Action und Spannung liefert. Nur gut, dass Amazon Prime Video zur selben Zeit Truth Seekers veröffentlicht hat. Das hat mir das Halloween Wochenende gerettet 🤷🏻‍♂️.
  • Sentinel2003 schrieb am 29.10.2020, 12.59 Uhr:
    Der Schacht war sooo unfassbar eklig!!