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TV-Kritik/Review: "Peacemaker": Die angemessen alberne erste Serie des "DC Extended Universe"

(13.10.2022/ursprünglich erschienen am 15.01.2022)

Dieser Text wurde erstmalig zur Weltpremiere der Serie "Peacemaker" in den USA bei HBO Max im Januar 2022 veröffentlicht. Ab dem 13. Oktober hat die Serie beim Streaminganbieter RTL+ ihre Deutschlandpremiere.
DC zieht nach: Wie es die zum Disney-Konzern gehörende Konkurrenz von Marvel schon seit 2013 tut, ergänzt die Comic-Konkurrenz von DC das eigene Filmuniversum nun ebenfalls durch Serien.
Durch die Welt der DC Comics geistert die Figur Peacemaker schon seit 1966, doch es dauerte 55 Jahre, ehe sie erstmals auf der Leinwand landete. Im Film "The Suicide Squad", neben Ich schätze den Frieden mit meinem ganzen Herzen, egal wie viele Männer, Frauen... und Kinder ich dafür töten muss.
Peacemaker ist aber nicht nur der schizophrenste Pazifist der Entertainmentgeschichte, sondern auch ein selbstgerechter Egoist, den man als Filmfigur nur ertrug, weil sie erstens von John Cena (der über ein beachtliches komödiantisches Talent verfügt) mit fast liebenswürdigen Riesenbaby-Zügen ausgestattet wurde; weil sie zweitens in ein ganzes "dreckiges Dutzend" fragwürdiger Anti-Superhelden mit erratischen Verhaltensweisen und justiziablem Background eingruppiert war; und weil der Film drittens von James Gunn geschrieben und inszeniert wurde. Der Regisseur der
Bei Marvel ist Gunn (der sich entschuldigte) inzwischen längst zurück an Bord, doch die dysfunktionale Suicide-Squad-Combo ließ ihn, der früher bei der anarchischen Trash-Filmfirma Troma arbeitete, nicht los. Angeblich schrieb er alle acht "Peacemaker"-Folgen letztes Jahr im Corona-Lockdown. Wer sich also bang fragte, ob das entschieden Alberne der Filmfigur Peacemaker auch in Serie funktionieren würde bzw. ob sich der Gag nicht zu schnell totlaufen würde, konnte immerhin dadurch beruhigt werden, dass Gunn die Serie höchstselbst konzipierte und Cena weiterhin in der Titelrolle zu sehen sein würde.

Im Film wurde Peacemaker, der seine Mitsöldner verriet, offenkundig vom Kollegen Bloodsport erschossen - wer aber beim Abspann sitzen blieb, erfuhr, dass Peacemaker die Attacke überlebte. Genau an dieser Stelle beginnt nun die für den Streamingdienst HBO Max produzierte Serie (wer den Film nicht kennt, wird mit einer rasant montierten Zusammenfassung der Geschehnisse aus dem Film auf den aktuellen Stand gebracht). Zu Beginn wird Peacemaker gerade aus dem Krankenhaus entlassen, und ein Gaga-Dialog mit dem Hausmeister (Rizwan Manji aus
Zwei von ihnen waren bereits in "The Suicide Squad" dabei: Emilia Harcourt (Jennifer Holland), eine brettharte No-Nonsense-Agentin, die Peacemakers Avancen unmissverständlich abschmettert, und der nerdige Computerspezialist John Economos (Steve Agee). Hinzu kommt der Leiter des "Project Butterfly", Clemson Murn (Chukwudi Iwuji aus

Es wäre nun eine relativ große Übertreibung zu behaupten, dass der Plot von "Peacemaker" von entscheidendem Belang wäre. Die ersten Episoden deuten eher darauf hin, dass das Gegenteil der Fall ist: Das "Project Butterfly" dient allenfalls als Vehikel dafür, den Titel-Antihelden und seine Crew in lauter Situationen geraten zu lassen, die an lustvoller Beknacktheit nichts zu wünschen übrig lassen. Schon am Ende der Pilotepisode gerät Peacemaker an einen "Butterfly": Eine fluffig frisierte Schöne, die er in einer Bar aufreißt, entpuppt sich als mit übermenschlichen Kräften ausgestattete Assassinin. Bevor sich die beiden einen herzerfrischend stussigen Fight liefern, in dem durch Wände geworfen und Hochhäuser heruntergepurzelt wird und ein Überschallknall für blutige Verhältnisse sorgt, steht Peacemaker nur mit einem weißen Slip bekleidet in der Wohnung dieser Mörderin, blättert begeistert durch deren Hardrock-Schallplattensammlung und singt schaurige Karaoke.
Diese Sequenz sorgt für zwei Erkenntnisse: Muskelpaket John Cena nimmt tatsächlich keinerlei Gefangene, wenn es darum geht, James Gunns Komik-Konzept mit vollem Körpereinsatz umzusetzen. Und: In Gunns Regie geht die Idee des "DC Extended Universe" als familienunfreundliche Variante des Marvel-Universums voll auf - sekundäre Geschlechtsmerkmale und Gore inklusive. Der Dude-Humor der "Guardians of the Galaxy" wird hier durch gelupfte Brüste und blutige Gewalt ergänzt.
Als wäre Peacemaker als Figur nicht schon abstrus genug, werden ihm zudem noch zwei denkbar unwahrscheinliche Sidekicks hinzugesellt: zunächst ein glatzköpfiger Haustier-Adler namens "Eagly", CGI-generiert und dem Protagonisten in inniger Liebe zugetan, und dazu noch "Vigilante", ein sogar noch eitlerer und noch rücksichtsloserer Rächer, der sein Idol Peacemaker fälschlicherweise für seinen besten Freund hält und ihn deshalb permanent stalkt. Als Peacemaker tränenselig feststellt, dass er gar keine anderen Freunde hat, muss er zwangsläufig mit Vigilante vorliebnehmen - und holt ihn sogar für einen flotten Dreier mit ins Bett. Vigilantes Darsteller Freddie Stroma (
Inmitten dieses gagzentrierten, von herrlich schwiemeligem Hard Rock beschallten Quatschkosmos mutet es fast abseitig an, Peacemakers Persönlichkeit und Herkunft ergründen zu wollen, doch genau das versucht James Gunn auch noch. Auf seine Weise. Er lässt Christopher Smiths toxischen Vater Auggie aufmarschieren, der in seinem magischen Hobbykeller Peacemakers Ausrüstung zusammenbastelt, als wäre er James Bonds Q oder Batmans Lucius Fox in der Gestalt eines rassistischen und sexistischen alten Trump-Wählers mit Bürstenschnitt. Robert Patrick, der mit Cena schon im Actionfilm

Ob aus dieser Konstellation oder aus all den anderen Storyfragmenten (mit verlässlich guten Gastdarstellern wie Annie Chang aus
In den ersten beiden Episoden jedenfalls kommt wenig Langeweile auf, was auch daran liegt, dass Gunn (wie schon bei seinen "Guardians") das Dauerfeuer an infantilem Kerlehumor betont selbstironisch abfedert. Dass Peacemaker als Personifikation vorgestriger Männlichkeitskonzepte durch die Szenen stolziert und dabei allerorten für Cringe-Gefühle sorgt, gehört mit zum Konzept; wie Cena die Figur dabei liebevoll ironisch zeichnet, das ist gekonnt und sorgt für gute Laune - wie übrigens auch der famose Vorspann. Darin sieht man alle Haupt- und einige Nebendarsteller in einer begnadet uninspirierten Choreografie durch einen neonfarben ausgeleuchteten Raum tanzen, ganz so, als befänden sie sich gerade auf der Achtzigerparty einer Vorstadtdisco von Dinslaken. Keine Frage: Es ist die bisher beste Titelsequenz des Superheldenserienwesens!
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten beiden Episoden der Serie "Peacemaker".
Die achtteilige Auftaktstaffel von "Peacemaker" wurde beim Streaming-Dienst HBO Max veröffentlicht. Der Streaming-Dienst hat zwischenzeitlich eine zweite Staffel bestellt.
Über den Autor
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Leserkommentare
Tom_Cat schrieb am 16.01.2022, 15.18 Uhr:
Ich fand The Suicide Squad, welches im Gegensatz zum 2016er Film hochgelobt wurde, einfach nur peinlich/schrecklich. Sauschlechte Gags, null Spannung und eben noch weniger Story als ein Bay Transformers Film.
Diese Schiene scheint man weiterführen zu wollen.
Und nein, Marvel macht es nicht besser. Deren Gags haben sich auch abgenutzt und sind einfach nur noch aufdringlich.Torsten S schrieb am 15.01.2022, 22.26 Uhr:
Eine Serie die wirklich keiner braucht. Schon allein nach The Suicide Squad hatte ich keinen Bock auch noch davon eine Serie zu schauen. Es beweist auch hier, das Marvel es einfach besser macht und DC nie, nie an deren Erfolg rankommen wird.
User 119203 schrieb am 15.01.2022, 21.06 Uhr:
Ja, wenn Sky schon HBO Max verhindert, sollten sie wenigstens zeitgleich die OV-Versionen veröffentlichen
NielsHecker schrieb am 15.01.2022, 20.39 Uhr:
Da sie bei HBO Max veröffentlicht werden kann man nur hoffen, dass sie dann (möglichst bald) bei Sky Atlantic laufen werden.
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