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Romanverfilmung um Teenager in Angst vor Enthüllungswebsite als durchwachsener Thriller-Drama-Mix
Nola (Samriah Breuer) kommt nach ihrem Umzug nicht zur Ruhe
ARD Degeto Film/HR/funk/Dreamtool Entertainment GmbH/Elliott Kreyenberg
TV-Kritik/Review: "Schattenseite": Kein Geheimnis ist mehr sicher/ARD Degeto Film/HR/funk/Dreamtool Entertainment GmbH/Elliott Kreyenberg

Die deutschen Fernsehsender haben das lange Zeit stiefmütterlich behandelte junge Publikum wieder stärker im Blick, wollen es vor allem in den Mediatheken bzw. mit den hauseigenen Streamingdiensten ansprechen. Spüren konnte man diesen Trend unter anderem auf dem Filmfest München 2025, das gleich mehrere Serien mit jugendlichen Protagonisten und Geschichten über ihre Erfahrungswelt im Programm hatte. Als eine Art Leitmotiv kristallisierte sich dabei das Thema "Mentale Gesundheit" heraus, das nicht nur im RTL+-Drama  "Euphorie" und in der ARD-Produktion  "Stabil" eine zentrale Rolle spielt. Der ebenfalls im Auftrag des öffentlich-rechtlichen Senders entstandene Thriller-Sechsteiler  "Schattenseite", eine Adaption des gleichnamigen, 2019 veröffentlichten Romans von YouTube-Star Jonas Ems, schlägt in eine ähnliche Kerbe, fällt im direkten Vergleich allerdings etwas plakativer aus - so zumindest der Eindruck nach den ersten vier gesichteten Episoden.

Erinnerungen weckt die von Hanna Hribar und dem Autor selbst verfasste Buchverfilmung an die bei Netflix verfügbare britische Horrorserie  "Red Rose" (Verwechslungsgefahr mit der Seifenoper  "Rote Rosen" ausgeschlossen!) aus dem Jahr 2022. Deren Prämisse: Eine Gruppe von Teenagern aus der nordenglischen Arbeiterstadt Bolton gerät in den Bann einer mysteriösen App mit tödlicher Manipulationskraft. Während dort allerdings immer wieder mit dem Übernatürlichen geflirtet wird, steht "Schattenseite" von Anfang an klar auf dem Boden der Realität.

Nola (Samriah Breuer) und Corvin (Florian Geißelmann) betätigen sich als Hobbydetektive
Nola (Samriah Breuer) und Corvin (Florian Geißelmann) betätigen sich als Hobbydetektive ARD Degeto Film/HR/funk/Dreamtool Entertainment GmbH/Elliott Kreyenberg

Die 18-jährige Nola (Samirah Breuer) wagt einen Neuanfang, als sie mit ihrer Mutter Julia (Sithembile Menck), einer Polizistin, von Berlin in deren Heimatort in die brandenburgische Provinz übersiedelt. Gleich am ersten Schultag nimmt sie an einer Trauerfeier für das kürzlich verstorbene Mobbingopfer Linus (Philip Günsch) teil. Noch während der Veranstaltung platzt eine Bombe: Irgendjemand hat eine Website namens Schattenseite ins Leben gerufen und droht nun, dunkle Geheimnisse der Schüler in Form von Chatverläufen und Bildmaterial preiszugeben, wenn bestimmte Klickzahlen erreicht werden. "Freikaufen" kann man sich nur im Tausch gegen pikante Informationen über eine andere Person. Als Erstes trifft es Obermacker Flavio (Marven Gabriel Suarez-Brinkert), der Linus zusammen mit Sportskanone und rich kid Simon (Ludger Bökelmann) das Leben zur Hölle machte. Plötzlich merkt er selbst, was es heißt, außen vor zu sein.

Für viele steht fest: Hinter der ominösen Online-Seite kann nur Corvin (Florian Geißelmann) stecken, Linus' bester Freund, der sich nun für alle Demütigungen rächen will. Nola jedoch fasst Vertrauen zu dem Außenseiter und begibt sich mit ihm auf Spurensuche. Gleichzeitig muss auch sie fürchten, an den Pranger gestellt zu werden. Denn vor ihrem Umzug in die Kleinstadt scheint in Berlin etwas Schlimmes vorgefallen zu sein. Was genau, verschleiert die Serie zunächst etwas ungeschickt. Immer dann, wenn das Trauma zur Sprache kommt, reden die Figuren um den heißen Brei herum. Der im Allgemeinen verharrende Satz "Nach allem, was passiert ist" fällt in den ersten Folgen mehrfach, während betont surreal in Szene gesetzte Rückblenden Nolas Gewissenbisse in unregelmäßigen Abständen bebildern. Ihre gelegentlichen Panikattacken bekämpft die Teenagerin mit der Musik aus ihren Kopfhörern.

"Schattenseite" versucht den Spagat zwischen Coming-of-Age-Drama und psychologischem Thriller, will die Welt der sogenannten Gen Z (Menschen, die ungefähr zwischen 1995 und 2010 geboren wurden), ihre Ängste und Sorgen glaubwürdig abbilden, gleichzeitig aber auch ein spannendes Wer-war's-Ratespiel am Laufen halten. Beides gelingt - allerdings nur phasenweise. Die Inszenierung durch Özgür Yildirim und Alison Kuhn ist flüssig, mit Blick auf die Handlung angemessen kraftvoll. Ein treibender Score und ein poppiger Soundtrack bringen Stimmungen meistens treffend auf den Punkt. Und der ausgewaschene, fast etwas matschige Look der Gegenwartsebene passt zu den moralischen Abgründen, die immer wieder zu Tage treten. Etwas forciert wirkt allerdings die auffällige Platzierung der Farben Magenta und Lila, die sich nicht nur im Design der mysteriösen Website wiederfinden, sondern auch in manchen Wohnungen und Kleidungsstücken.

Simon (Ludger Bökelmann, l.) rät Flavio (Marven Gabriel Suarez-Brinkert), sich rar zu machen
Simon (Ludger Bökelmann, l.) rät Flavio (Marven Gabriel Suarez-Brinkert), sich rar zu machen ARD Degeto Film/HR/funk/Dreamtool Entertainment GmbH/Elliott Kreyenberg

Thematisch arbeitet sich die Serie an vielen unterschiedlichen Feldern ab: sexueller Missbrauch, auch von Minderjährigen, eine verbotene Lehrer-Schüler-Beziehung, Magersucht, Schwangerschaftsabbruch, (Cyber-)Mobbing, Wohlstandsverwahrlosung, Drogensucht und die Gefahr von Daten-Leaks im Zeitalter dauerhafter Smartphone-Nutzung. Hier kommt einiges zusammen. Allem gerecht werden die Macher indes nicht, da schließlich auch die Thriller-Mechanismen konstant bedient werden müssen. Auf arg platte Charakterzeichnungen verzichtet die ARD-Produktion erfreulicherweise. Manchmal, etwa im Fall von Simons Freundin Patricia (Tanya Nguyen), begibt sich die Romanadaption sogar in richtig interessante Graubereiche. Verglichen mit der Anfang Oktober gestarteten RTL+-Serie "Euphorie" fühlen sich die Porträts der Teenagerfiguren aber etwas gröber an. Was beide Werke eint: Während die Jugendlichen nach Halt und Orientierung suchen, sind viele Erwachsene in ihrem Umfeld als Unterstützer Totalausfälle. Der Direktor des Gymnasiums (Boris Aljinovic) in "Schattenseite" hält wohlfeile Ansprachen über den Umgang mit psychischen Problemen, sorgt sich in Wahrheit jedoch nur um den guten Ruf seiner Einrichtung. Simon und Patricia wiederum erleben zu Hause großen Druck, der sich direkt auf ihr Verhalten auswirkt.

Dass der Serie mit ihrer nicht immer vollauf glückenden Enthüllungsdramaturgie der Eindruck des Oberflächlichen anhaftet, hat übrigens nichts mit den Leistungen der Darsteller zu tun. Im Gegenteil, der Cast, vor allem der junge Teil, agiert und spricht erfrischend natürlich, weshalb selbst klischeehafte Momente in "Schattenseite" halbwegs erträglich bleiben. Um den deutschen Schauspielnachwuchs, so viel steht fest, braucht man sich keine großen Sorgen machen!

Meine Wertung: 3/5

Die Serie "Schattenseite" steht ab Freitag, dem 17. Oktober um 10 Uhr in der ARD Mediathek zum Streamen bereit. Alle sechs Folgen werden am Sonntag, dem 26. Oktober ab 21.45 Uhr im Ersten ausgestrahlt.



 

Über den Autor

  • Christopher Diekhaus
Christopher Diekhaus, Jahrgang 1985, erlebte seine TV-Sozialisation in den 1990er-Jahren. Seine echte Liebe für den Flimmerkasten entbrannte allerdings erst gegen Ende der Schulzeit. Nach seinem Studium landete er zunächst in einer Film- und Fernsehproduktionsfirma. Seit 2013 schreibt Christopher als Freiberufler Film- und Serienkritiken. Das Portal fernsehserien.de unterstützt er seit Ende 2019. Im Meer der Veröffentlichungen die Perlen zu entdecken – diese Aussicht spornt ihn immer wieder an. Insgeheim hofft er, irgendwann eines seiner in der Schublade liegenden Drehbücher zu verkaufen. Bis er den Oscar in Händen hält, sichtet und rezensiert er aber weiter fleißig die neuesten Serien.
Lieblingsserien: Devs, Lass es, Larry!, Severance

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