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TV-Kritik/Review: "True Detective: Night Country": Jodie Foster und die Dunkelheit

von Christopher Diekhaus
(14.01.2024)
Gespenstischer Vermisstenfall in winterlicher Einöde ist Ausgangspunkt der vierten "True Detective"-Staffel
Liz Danvers (Jodie Foster, links) und Evangeline Navarro (Kali Reis, rechts) suchen nach einer heißen Spur.
HBO
TV-Kritik/Review: "True Detective: Night Country": Jodie Foster und die Dunkelheit/HBO

Mit  "True Detective" landeten HBO und Schöpfer Nic Pizzolatto 2014 einen veritablen Hit. Die achtteilige Crime-Thriller-Serie um zwei gegensätzliche Cops, eindrucksvoll verkörpert von Matthew McConaughey und Woody Harrelson, die in Louisiana einen bizarren Mordfall unter die Lupe nehmen, überraschte mit großem Gespür für Atmosphärisches und entpuppte sich als brodelnde Studie in Sachen Männlichkeit. Kontemplative Exkurse über die menschliche Existenz, die Vor- und Nachteile des Glaubens und den Umgang mit tragischen Schicksalsschlägen zogen Kritiker und Zuschauer gleichermaßen in den Bann.

Bereits 2015 folgte eine zweite Staffel mit, dem Anthologie-Format folgend, neuen Protagonisten und neuem Schauplatz. Die Resonanz fiel weniger euphorisch aus, was mit ein Grund dafür gewesen sein könnte, dass eine dritte Runde bis 2019 auf sich warten ließ. Nach einer abermals mehrjährigen Pause erblickt nun die vierte Staffel das Licht der Welt und erweist sich als aufregendes Zwitterstück. Einerseits gibt es einige Anspielungen auf die Ursprungsgeschichte, etwa über Symbole, wörtliche Zitate und Namen. Andererseits hebt sich "True Detective: Night Country" spürbar von den vorherigen Serienbeiträgen ab. Erstmals reichte Pizzolatto das kreative Zepter an die Mexikanerin Issa López ( "Vuelven - Tiger kennen keine Angst") weiter, die als Showrunnerin, Regisseurin aller sechs Folgen und Mitautorin der Drehbücher fungierte. Die zweite große Neuerung betrifft das Figurenpersonal: In der jüngsten Auflage stehen keine männlichen Cops, sondern zwei sich anfangs beharkende Ermittlerinnen im Zentrum.

Nach Louisiana, einer kalifornischen Industriestadt und der Bergregion der Ozarks verschlägt es uns in "True Detective: Night Country" an einen denkbar unwirtlichen Ort. Und das auch noch zu einer denkbar ungünstigen Zeit. Den Titel darf man getrost wörtlich nehmen. Denn Schauplatz ist das fiktive Städtchen Ennis, gelegen irgendwo im äußersten Norden Alaskas (gedreht wurde auf Island), das am 17. Dezember, dem Einstiegstag der Handlung, den letzten Sonnenuntergang für mehrere Monate erlebt. Dunkelheit umschließt von nun an Land und Leute - der perfekte Hintergrund für eine Krimiserie, die, ähnlich wie die erste Staffel, lustvoll mit übernatürlichen Phänomenen spielt.

Liz Danvers (Jodie Foster) gibt Peter Prior (Finn Bennett) einen neuen Auftrag.
Liz Danvers (Jodie Foster) gibt Peter Prior (Finn Bennett) einen neuen Auftrag. HBO

Ans Horrorgenre dockt bereits die John Carpenters  "Das Ding aus einer anderen Welt" in Erinnerung rufende Ausgangslage an. Führt uns Issa López doch in eine einsame Forschungsstation, in der ein Team von internationalen Wissenschaftlern an einem möglicherweise zukunftsweisenden Durchbruch arbeitet. Bei einem Stromausfall kommt plötzlich Panik auf, und einer der Anwesenden bringt, von einem Anfall geschüttelt, seltsame Worte heraus: "Sie ist erwacht!" Drei Tage später findet ein Lieferbote die Anlage bis auf einen weghuschenden Schatten völlig verlassen vor. Auftritt: Jodie Foster, die als Polizeichefin Liz Danvers das mysteriöse Verschwinden der acht Forscher untersucht.

Sofort in den Sinn kommt einem bei der Besetzung dieser Rolle Jonathan Demmes Serienkillerklassiker  "Das Schweigen der Lämmer", der der US-Schauspielerin ihren zweiten Oscar einbrachte und auf den die Serie an einer Stelle explizit verweist (Stichwort: Quid-pro-quo-Deal). War sie in der Kinoarbeit als junge FBI-Anwärterin Clarice Starling auf die Hilfe eines inhaftierten Mörders angewiesen, um ihren Fall zu lösen, ist sie nun der alte Hase, der den Grünschnabel Peter Prior (Finn Bennett) so sehr einspannt, dass seine Ehe in die Brüche zu gehen droht. Foster, eine der uneitlen, ihr Alter nicht hinter Schönheitseingriffen versteckenden Hollywood-Darstellerinnen, verleiht Danvers eine Härte, die nicht gerade große Sympathien für sie weckt. Obwohl die von einem Schicksalsschlag gebeutelte Polizistin überall aneckt, kein Blatt vor den Mund nimmt und mitunter erschreckend selbstgerecht handelt, wird sie dank Foster trotzdem zu einer spannenden Figur. Als Running Gag, der die düstere Grundstimmung gelegentlich durchbricht, erweist sich Liz' zügelloses Sexleben. Mit halb Ennis, so scheint es, war sie schon mal in der Kiste.

In Danvers' rätselhaften Vermisstenfall drängt sich ihre frühere Kollegin Evangeline Navarro (Kali Reis), auf die sie seit einem unschönen beruflichen Erlebnis schlecht zu sprechen ist. Erst recht als sich Verbindungen zwischen den aktuellen Ereignissen und einem brutalen, unaufgeklärten Mord an einer indigenen Aktivistin ergeben, lässt die von der früheren Boxweltmeisterin Reis mit Körperlichkeit und Verletzlichkeit gespielte Navarro nicht locker. Während Liz auf die Bremse tritt, Zusammenhänge zunächst nicht sehen will, ist Evangeline wild entschlossen, ihre Vermutungen zu beweisen. Kein Wunder, immerhin ist Gewalt gegen Frauen ihr großes Thema, wie Danvers im Dialog hier und da etwas zu plakativ betont. Navarros Handeln und ihre nach und nach zum Vorschein kommende traumatische Familiengeschichte sprechen eigentlich für sich.

Evangeline Navarro (Kali Reis, links) und Liz Danvers (Jodie Foster, rechts) bahnen sich einen Weg durch das Dunkel ihres Falls.
Evangeline Navarro (Kali Reis, links) und Liz Danvers (Jodie Foster, rechts) bahnen sich einen Weg durch das Dunkel ihres Falls. HBO

Uneins sind sich die beiden nur langsam zueinander findenden Frauen auch in puncto Spiritualität, womit "True Detective: Night Country" einen Konflikt der ersten Staffel aufgreift. Die Polizeichefin fühlt sich ganz dem Rationalen verpflichtet, hält höhere Mächte für dummes Zeug. Navarro hingegen, die teilweise in der Welt der Ureinwohner Alaskas verwurzelt ist, wird von den Geistern ihrer Vergangenheit verfolgt, hat Visionen und betont, wie viele andere Einwohner von Ennis, die unheimliche Aura der entlegenen Stadt. Die Toten seien hier stets präsent. Vor allem in der monatelangen Finsternis käme es immer wieder zu Begegnungen. Vernunft vs. Aberglaube - dieses Ringen zieht sich wie ein roter Faden durch die Serie und wird unterfüttert mit einer Verneigung vor Nicolas Roegs thematisch verwandtem Kinomeisterwerk  "Wenn die Gondeln Trauer tragen". Wer den Mystery-Thriller kennt, dürfte bei einer Verfolgungsjagd in einem großen Schaufelradbagger am Ende der vierten Episode Donald Sutherlands Restaurator vor Augen haben, der in den engen Gassen Venedigs einer Gestalt in einem roten Regenmantel hinterherhetzt.

In den Bildern des deutschen Chefkameramanns Florian Hoffmeister ( "The Terror") macht sich oft eine bedrohlich-gespenstische Stimmung breit, die den Gruselaspekt der Story überzeugend transportiert. Knallige Schockeffekte, wie sie in der Inszenierung sporadisch vorkommen, hätte es da gar nicht gebraucht, um für Gänsehaut zu sorgen. Bei aller Freude über die eingestreuten Anspielungen auf die erste Staffel sticht ins Auge, dass es "True Detective: Night Country" manchmal mit seiner Symbolik übertreibt. Das bekannte Spiralzeichen taucht so häufig in immer neuen Formen auf, dass es fast schon lustig ist. Hier gilt die alte Leier: Weniger wäre wohl etwas mehr gewesen!

Über die metaphysischen Töne hinaus versucht die Serie, ein Gefühl für das Setting, die Sorgen und Probleme der Menschen an diesem eisig-einsamen Ort zu vermitteln: Eine Mine, der größte Arbeitgeber der Region, verschmutzt das Wasser. Fehlgeburten häufen sich. Vor allem in der indigenen Bevölkerung regt sich Widerstand gegen das Bergbauunternehmen. Und außerdem bemühen sich viele Natives darum, ihre Kultur am Leben zu halten. Besonderes Augenmerk legt Issa López dabei auf die Solidarität der Frauen im Kampf gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeiten. Teenagerin Leah (Isabella Star LaBlanc) setzt sich mit ihrer autochthonen Herkunft auseinander und rebelliert zunehmend gegen ihre wenig verständnisvolle Stiefmutter Danvers. Gerade an ihrem Beispiel merkt man allerdings, dass der abgespeckten vierten Staffel ein oder zwei Folgen mehr gut zu Gesicht gestanden hätten. Manche Entwicklungen, etwa Leahs Radikalisierung in der Protestbewegung, brechen dann doch recht plötzlich hervor.

Spielt Hank Prior (John Hawkes) mit offenen Karten?
Spielt Hank Prior (John Hawkes) mit offenen Karten? HBO

Der Krimiplot hat Zug, ist geradliniger erzählt als Pizzolattos Ursprungsfall, nimmt sich Zeit für Momente des Innehaltens, taucht aber nicht so tief ins Philosophische ab. Unter den zwielichtigen Nebenfiguren spielt sich Danvers' Kollege Hank Prior, der Vater von Laufbursche Peter, in den Vordergrund, den Charakterkopf John Hawkes ( "Too Old to Die Young") mit einer beunruhigenden Präsenz versieht. Allein der etwas platte Liebesstrang dieses frustrierten, gegen seine Vorgesetzte intrigierenden Polizisten wirkt fehl am Platz. Einige Paukenschläge garantieren die Cliffhanger am Ende jeder Folge, wobei der Gruselfund in der Auftaktepisode und das Drama in den letzten Szenen des fünften Kapitels wohl am meisten aufrütteln.

Im Schlussakt von "True Detective: Night Country" wechseln sich Licht und Schatten ab. Eine neue Location und ein Kammerspielszenario an einem bereits bekannten Schauplatz sorgen für Nervenkitzel. Und eine Offenbarung im Hinblick auf die Wissenschaftler hat es wahrlich in sich. Der finale Twist, so interessant auch seine moralischen Widerhaken sind, ist leider hektisch aufbereitet, scheint irgendwie vom Himmel zu fallen und wird wahrscheinlich nicht jeden überzeugen. Weil der Weg zum Ziel so viele grimmig-stimmungsvolle Augenblicke bereithält und die Darsteller starke Leistungen abliefern, dürften sich Fans abgründiger Stoffe dennoch gut unterhalten fühlen.

Dieser Text basiert auf der Sichtung aller sechs Folgen der Serie "True Detective: Night Country".

Meine Wertung: 3.5/5

Die erste Folge der Serie "True Detective: Night Country" ist ab dem 15. Januar 2024 bei Sky auf Abruf verfügbar. Jeweils montags kommt eine weitere Episode hinzu. Ab dem 29. Januar zeigt Sky Atlantic die sechs Folgen immer montags um 20.15 Uhr.


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Leserkommentare

  • Dr. Seltsam schrieb am 17.01.2024, 03.25 Uhr:
    Naja, bisher konnte ich nur die erste Folge der 4. Staffel sehen. Hoffentlich kommt da noch was, denn das war nix.
  • User 65112 schrieb am 16.01.2024, 14.08 Uhr:
    Finde Staffel 4 bisher super spannend. Das einzige was mich stört, ist wieder mal, dass die Frauen hier wie Männer agieren. Bin selbst eine Frau und kann sagen, die meisten Frauen die ich kenne, gehen nicht so konfrontativ vor. Frauen haben andere Strategien, um zum Ziel zu kommen. Einfach nur die männlichen Hauptfiguren von Schauspielerinnen spielen zu lassen, finde ich keine Lösung.
  • Bollywood_Bopper schrieb am 19.01.2024, 20.07 Uhr:
    Finde ich interessant dass Sie das auch so sehen, volle Zustimmung! Starke Frauen kann man besser portaitieren als sie zu verkappten Männern (und, seien wir ehrlich, im Grunde zu A....n) zu machen. In diesem Fall sind sich beide Persönlichkeiten zu ähnlich, was die Beziehung langweilig macht. Spannung entsteht durch Kontraste.
  • Torsten S schrieb am 15.01.2024, 09.45 Uhr:
    Sorry, aber ich muss sagen, das jede Staffel, doch ziemlich zäh, stellenweise eher Langweilig daherkommt. Viel besser hätte man die Fälle in einem Langfilm verarbeitet, statt in eine Serie, da die Darstellerriege doch ziemlich ansprechend daher kommt. Der Grund, warum ich alle Staffeln bisher geschaut habe. Zwar gibt es nur wenige Folgen (wie es in der neuen Generationen von Serien so üblich ist) aber dennoch zieht sich alles etwas zu sehr. Ich habe mich stellenweise durchgequält weil man doch auf Besserung hoffte, deshalb hoffe ich hier noch auf ein Highlight, was mir dieser Artikel nun aber wohl nicht vergönnt wird.
  • Stefan_G schrieb am 15.01.2024, 18.48 Uhr:
    Also langweilig - fand ich alle 3 Staffeln nicht!
    Das einzige, was langweilig war, war die 11. Meisterschaft von diesem Arroganz-Club an der Säbener Straße (würg, kotz)...
  • Sentinel2003 schrieb am 15.01.2024, 12.29 Uhr:
    Tja, da sieht man mal wieder, wie unterschiedlich doch Geschmäcker sein können! ;-) Ich habe zwar Staffel gesehen damals, kann mich aber null mehr darasn erinnern....Von Staffel 2 habe ich bis heute aus unerfindlichen Gründen nur Folge 1 gesehen und Stafffel 3 gar, da ich keine Serien und Filme gucke aus den 70ern....aber, vielleicht gucke Ich sie ja doch mal...ich werde mir auf jeden Staffel 1 nochmal an gucken und auch Staffel 2 endlich gucken!
  • Cable-Büro schrieb am 15.01.2024, 10.12 Uhr:
    Sorry Torsten, da bin ich klar nicht deiner Meinung, die 1.Staffel war Spitze, die 2. hatte Durchhänger aber soweit auch gut und die 3. war auch sehr gut (ev. verwechsle ich jetzt 2 3, aber ist auch schon lange her). :-)
     Auf jeden Fall freue ich mich auf die 4., warte aber bis all Folgen abrufbar sind.
    So sind halt die Geschmäcker verschieden, ist auch gut so.