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TV-Kritik/Review: "Your Friends & Neighbors": Famos gespieltes Streaming-Drama ohne das gewisse Etwas

(10.04.2025)

Knapp zehn Jahre ist es her seit dem Ende von
Ende der Nullerjahre, noch vor dem Auftritt der Streamingdienste auf dem Serienmarkt, hatte der US-Kabelsender AMC zwei Eigenproduktionen im Programm, die wie keine anderen aus jenen Jahren synonym stehen für das rund um tragische Antihelden herum gebaute Peak TV jener Jahre. In
Der private Kollaps hat zu Serienbeginn schon stattgefunden: Ehefrau Mel, gespielt von Amanda Peet (

Die 17-jährige Tochter Tori (Isabel Marie Gravitt,
Egal: Coop ist raus, verliert alle Einlagen und hat ab sofort kein Einkommen mehr. Das ist schlecht unter lauter Freunden und Nachbarn, die vom Auto bis zur Armbanduhr nur Dinge zu besitzen scheinen, die 200.000 Dollar kosten. Der Titelsong der Serie von Hamilton Leithauser und Dominic Lewis lautet "The Joneses" und umspielt die englische Wendung vom keeping up with the Joneses, also dem sozialen Wettbewerb, in puncto Lebensstandard nicht schlechter dastehen zu dürfen als die eigene Peer Group: Was soll die Nachbarsfamilie Jones denn nur denken? Genau an diesem Punkt kommt Coop dann auch auf die Idee, wie er seinen Lifestyle halten kann: indem er genau diese Nachbarn bestiehlt, ihnen bei (erstaunlich einfach durchführbaren) Einbrüchen all die Patek-Philippe-Uhren, Juwelen und Roy-Lichtenstein-Gemälde entwendet, deren Verlust sie ohnehin kaum bemerken, und sie dann bei zwielichtigen Pfandleihern in der Bronx zu Geld macht.
Damit sind die Bereiche abgesteckt, zwischen denen Tropper die Serie ihre Kreise ziehen lässt: das Drama des weißen, wohlhabenden Mannes, der sich durch amourösen und finanziellen Verlust gleichsam entmannt sieht; die Satire auf den konsumistischen Status-Irrsinn der Ostküsten-Eliten mit ihren Country Clubs und Luxus-Dinnerpartys im Kaschmir-Polo und Segeltuchschuh; schließlich der Krimi um das Breaking Bad eines Mannes, dessen bisheriger Job zumindest aus kapitalismuskritischer Perspektive als nicht weniger niederträchtig einzustufen war: den Reichtum der Reichen zu mehren, ohne Rücksicht auf Verluste bei anderen.

Erfreulich wäre es, wenn diese drei Komponenten in den sieben Episoden, die die Presse zuvor sehen konnte, auch kontinuierlich zueinanderfinden würden. Was sie aber leider nicht tun. "Your Friends & Neighbors" besteht aus zahlreichen tollen Beobachtungen und Details, einigen sehr starken Szenen und wird von sehenswerten Darstellerleistungen getragen - ohne je so richtig zu einem eigenen Tonfall zu finden.
Allein das Charakterdrama um den reichen Typen, der plötzlich nicht mehr reich ist (in Wirklichkeit aber wohl keine allzu große Mühe hätte, einen Lifestyle halten zu können, der das Niveau der allermeisten anderen immer noch locker überragt), hat nicht die Fallhöhe, die ihm von Zuschauerseite sonderlich viel Mitleid einbringen würde. Coop ist eine Figur, die einem bourgeoisiekritischen Spätneunzigerjahrefilm à la
Als Figur wäre Coop, so scheint es zumindest eingangs, besser für einen Film geeignet oder eine Miniserie. Doch Apple TV+ ist von "Your Friends & Neighbors" so überzeugt, dass bereits direkt nach Drehschluss die zweite Staffel geordert wurde, was Anlass dazu gibt darüber nachzudenken, wohin hier die Reise gehen soll. Mit den (sowieso nicht auf Suspense hin inszenierten) Hauseinbrüchen bei den reichen Nachbarn ist schließlich keine Mehrzahl an Staffeln zu füllen, zumal schon jetzt mit Detective Lin (Sandrine Holt) eine Polizistin auf den Plan getreten ist, die definitiv nicht in die falsche Richtung ermittelt.
Ist es also der satirische Blick? Man würde es sich wünschen, denn tatsächlich steckt sehr viel Komisches in oder hinter dem Beziehungsreigen, der da in den ersten Episoden aufgefächert wird. Doch genau hier setzt Tropper viel zu oft aufs Offensichtliche. Coop erzählt die Geschehnisse als Ich-Erzähler aus dem Off mit Sarkasmus, Selbstironie und Meta-Kommentar, ständig werden da die "platten Metaphern" aufgespießt, die sich uns Zuschauern aufdrängen - was letztlich auch nichts daran ändert, dass diese Metaphern eben tatsächlich platt sind. In den geschliffenen Dialogen steckt viel zu viel erklärende (Selbst-)Analyse, flankiert von kapitalismuskritischen Gassenhauern der Popmusik, von Arcade Fire bis Blur. Die andauernde ironische Selbstbespiegelung sorgt für eine Distanzierung des Publikums, die in puncto Figurenbindung nicht ideal ist. So toll Jon Hamm gerade auch in komischen Momenten spielen kann, so uneben wirkt hier der Sound.

Bleibt also doch das Charakterdrama. Dabei fällt auf, dass Tropper sehr daran gelegen ist, das Geschehen zwar an Coop "aufzuhängen", eigentlich aber sehr viel mehr Geschichten zu erzählen, die sich teilweise auch als langfristig ergiebiger erweisen. Ex-Gattin Mel etwa, die mit Nick nicht das tollste Alternativ-Los gezogen hat, gewinnt (auch in Amanda Peets Spiel) immer mehr an Tiefe. Aus dem Fundus der diversen Freundespaare kristallisieren sich bald Coops "Business Manager" Barney (Hoon Lee aus "Banshee") und seine Gattin Grace (Eunice Bae) als das interessanteste heraus, und in der vierten Folge entert mit Haushälterin Elena (Aimee Carrero aus
Von den weiteren familiären Hakenschlägen haben wir dabei noch gar nicht gesprochen, von Vater und Mutter Cooper und ihrer frösteln machenden Distanziertheit und von der psychisch kranken Schwester Ali, die in Coops Haus einzieht. Sehr schön wird sie in die Serie eingeführt, "Fake Plastic Trees" von Radiohead singend vor dem Haus ihres Ex-Partners, wo dieser mit seiner neuen Familie wohnt. Auch danach macht Broadway-Schauspielerin und Sängerin Lena Hall (
Irgendwo in diesem durch die Bank famos gespielten Figurengeflecht verbirgt sich gewiss der Mehrwert, der Apple TV+ dazu bewogen hat, langfristig auf diese Produktion zu setzen. Zugestanden: Unterhaltsam ist das alles schon jetzt. Allein das wirklich Originelle, das möglicherweise auch auf Jahre hinaus Tragfähige, das will sich (derzeit noch) nicht wirklich erkennen lassen.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten sieben (von neun) Episoden von "Your Friends & Neighbors".
Die Serie "Your Friends & Neighbors" wird ab dem 11. April 2025 weltweit bei Apple TV+ veröffentlicht. Neben der neunteiligen Auftaktstaffel wurde frühzeitig eine zweite Staffel bestellt.
Über den Autor
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Leserkommentare
Schmingo schrieb am 12.04.2025, 10.33 Uhr:
Die Serie hast einen eigenen Charme und hat mich mit seinen zwei Folgen sehr gut unterhalten. Jon Hamm ist ein vielseitiger Schauspieler, der hier eine sympathische Rolle hat, genau wie Amanda Peet. Hoon Lee sehe ich auch immer wieder gern.
Was ich persönlich hier bei fernsehserien.de unschön finde, daß schon auf weitere Folgen gespoilert wird. Unnötig!! Der Normal-AppleTV -User kann nur die ersten beiden Folgen schauen und nicht auf die ersten sieben Folgen.Flapwazzle schrieb am 11.04.2025, 06.53 Uhr:
Erstmal schön, dass Hoon Lee erneut wieder zum Ensemble der neuen Serie von Jonathan Tropper gehört. Er hat für mich schon Banshee und Warrior bereichert. Da ich die beiden Serien von Tropper sehr mochte, habe ich hoffentlich nicht zu hohe Erwartungen an die neue Produktion. "Unterhaltsam ist das alles schon jetzt" ist schon mal ein guter Einstieg und wenn sich Jonathan Tropper treu bleibt, brauche ich nicht zwingend "das wirklich Originelle".
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