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Interview mit Wigald Boning: "Wer immer nur die gleichen ein bis zwei Sender schaut, bekommt davon natürlich nichts mit."
(12.11.2016)
Der deutsche Pay-TV-Sender History schickte Wigald Boning und Friedrich "Fritz" Meinecke auf Spurensuche in die Vergangenheit. Als "Wigald & Fritz - Die Geschichtsjäger" brachen der Komiker und der Survival-Experte gemeinsam zu verlassenen Orten in Deutschland auf, die so manches Geheimnis bereithalten und düstere Legenden bergen. Ausgerüstet mit Landkarte, Kamera, Rucksack und jeder Menge Neugier erkundeten sie unter anderem die Todeszone Tschernobyl, das ehemalige Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen in Berlin und die einstige nationalsozialistische Elite-Schule Napola Ballenstedt. Sechs halbstündige Episoden der "Geschichtsjäger" sind ab dem 13. November immer sonntags um 21.55 Uhr zu sehen.
wunschliste.de-Redakteur Glenn Riedmeier traf Wigald Boning zum Interview und sprach mit ihm über seine neuen Formate "Die Geschichtsjäger" und "Gute Nacht! Die Show vorm Einschlafen" sowie über Bonings allgemeinen Hang zu ungewöhnlichen (Fernseh-)Experimenten.
wunschliste.de: Herr Boning, in der neuen Sendung
Wigald Boning: Alle Orte, die wir besucht haben, haben mich verblüfft und beeindruckt. Gerade spezielle Details, die wir erfahren haben und die man so kaum in Geschichtsbüchern wiederfindet, fand ich extrem interessant. Am eindrucksvollsten war dennoch sicherlich Tschernobyl, weil der Ort nicht einfach ohne Weiteres besucht werden kann.
Tschernobyl gilt ja sozusagen als der Lost Place schlechthin. Hatten Sie nicht Angst vor der Strahlung, als Sie sich dorthin begeben haben?
WB: In unserer Brust schlugen zwei Gefühle. Das Bundesamt für Strahlenschutz hat uns allerdings etwas die Bedenken genommen und meinte, wenn man sich streng an die Anweisungen des ukrainischen Umweltministeriums hält, ist das vertretbar - sofern man sich nicht allzu lange dort aufhält.
Was ist der besondere Reiz an dem Format "Die Geschichtsjäger" im Vergleich zu anderen geschichtlichen Reportagen?
WB: Eine Besonderheit ist zum Beispiel das Duo aus Fritz und mir, der Urban Explorer und der Geschichtsfan aus zwei unterschiedlichen Generationen. Und wir verbinden das Erkunden der Lost Places in unserer Sendung mit Gesprächen mit Zeitzeugen, die allesamt hervorragend ausgewählt wurden. Bei der Produktion gab es so viele Eindrücke, die wir gesammelt haben und die es aus Zeitgründen nur zum Teil auch in die Sendung geschafft haben. Das Format hat meiner Meinung nach darum ein Problem: Es ist zu kurz.
Mit Sendungen wie
WB: Ja, das Interesse hat schon früh angefangen. Ich komme aus einem geschichtsbewussten Elternhaus und meine ersten Bücher waren aus der berühmten "Was ist was"-Reihe und "Erklär mir - Die Entdecker".
Wenn man Ihre Karriere betrachtet, standen Sie immer wieder für die etwas ungewöhnlicheren Formate abseits des Standards vor der Kamera. Sei es nun
WB: Das würde ich eher verneinen. Ich weiß, dass viele Kollegen diesbezüglich kulturpessimistisch gestimmt sind, aber ich kann das nicht bestätigen. Ich würde sagen, dass es heutzutage sogar leichter ist, weil es mehr interessante Sender als früher gibt, gerade im Pay-TV. Im Fall von "Die Geschichtsjäger" kam der Sender auf mich zu, so dass ich gar nicht darum kämpfen musste, das Format ins Fernsehen zu bringen.
Manch einer könnte den Eindruck gewinnen, dass Sie in letzter Zeit seltener im Fernsehen zu sehen sind als früher. Doch der Eindruck täuscht, denn Sie machen Sie nach wie vor viele unterschiedliche Sachen.
WB: Das stimmt! Kürzlich ist mir ein alter Terminkalender von 1995 in die Hände gefallen, also zu Hochzeiten von
Zum Beispiel von der Sendung
WB: Die Produktion hat wieder großen Spaß gemacht. Beat Blättler, der Solo-Fagottist des Luzerner Sinfonieorchesters, den die Zuschauer in der ersten Staffel kennengelernt haben, ist in der zweiten Staffel in jeder Folge dabei. Es ist auffallend, dass es sich wie bei den "Geschichtsjägern" auch hier um eine Zweier-Konstellation handelt. Mit dem Unterschied, dass bei "Rock the Classic" wiederum ich der junge Begleiter bin, der von dem schnauzbärtigen Altmeister Beat Blättler die Welt erklärt bekommt.
Kürzlich haben Sie ein neues Buch veröffentlicht, in dem Sie von Ihrem Experiment erzählen, mehr als 200 Tage ausschließlich im Freien zu übernachten. Gab es Überlegungen, dieses Projekt für das Fernsehen mit Kameras zu begleiten?
WB: Ja, die gab es. Ich habe mich allerdings dagegen entschieden, da der logistische Aufwand letztendlich zu groß gewesen wäre. Ich hatte immer einen großen Rucksack dabei und oft nicht die Zahnseide, eine Socke oder einen Hering für das Zelt gefunden, weil ich völlig übernächtigt war. Es wäre eine absolute Horrorvorstellung gewesen, wenn ich mich zusätzlich noch um Kamera, Akku und Ladekabel hätte kümmern müssen. Ich war schon ausgelastet genug damit, mir nachts mein Zelt aufzubauen! [lacht] Daher war es für mich deutlich angenehmer, meine Erfahrungen stattdessen aufzuschreiben.
Ebenfalls um das Thema Schlafen dreht sich eine kommende Fernsehsendung, die Sie für den NDR produzieren. Worum geht es in dem neuen Projekt
WB: Das wird ein monothematischer Kessel Buntes! Wir haben prominente Gäste und Schlafforscher im Studio und behandeln die Themengebiete Schlafen, Träumen, Schlafprobleme etc. in mehreren Einspielfilmen. Ich bin davon überzeugt, dass Schlafen ein Thema ist, das alle Menschen interessiert, weil es einfach jeden betrifft. Endlich erhält der Schlaf im deutschen Fernsehen den Platz, den er schon lange verdient hat!
Und es handelt sich erneut um ein eher ungewöhnliches TV-Format. Woher kommt bei Ihnen eigentlich der Drang, solche Dinge auszuprobieren? Fallen Ihnen Ideen dieser Art spontan ein?
WB: Das ist ist eine schwierige Frage. Ich freue mich immer, wenn mir ungewöhnliche Ideen einfallen. Wahrscheinlich fallen mir aber genauso häufig "gewöhnliche" Dinge ein. Die bemerkt man allerdings oft gar nicht, eben weil sie so gewöhnlich sind. [lacht]
Vielen Dank für das interessante Gespräch!
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