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TV-Kritik/Review: "Unter Freunden stirbt man nicht": Schwarzhumorige Miniserie gelingt dank brillanten Berben, Lauterbach & Co.

von Marcus Kirzynowski
(17.03.2021/ursprünglich erschienen am 17.12.2020)
Plötzlicher Tod bringt vier gereifte Freunde in TVNOW-Format an einen Wendepunkt
Ein Bild aus glücklicheren Tagen: Da waren die Freunde noch vereint
TVNOW / Frank Dicks
TV-Kritik/Review: "Unter Freunden stirbt man nicht": Schwarzhumorige Miniserie gelingt dank brillanten Berben, Lauterbach & Co./TVNOW / Frank Dicks

Mit deutschen Serientiteln ist es oft eine Krux.  "Unter Freunden stirbt man nicht" heißt die Adaption einer israelischen Vorlage für den Streamingdienst der RTL-Gruppe TVNOW, die ab heute Abend (17. März) um 20.15 Uhr auch bei VOX ihre Free-TV-Premiere feiert. Ein launig wirken sollendes Wortspiel wie schon bei Titeln wie  "Kleine Morde unter Freunden" oder  "Weeds - Kleine Deals unter Nachbarn". Das Original hieß einfach nur "Stockholm" - das ist nicht nur kürzer und einprägsamer, sondern bringt das Thema oder besser den Auslöser der Geschichte auch lakonisch knapp auf den Punkt.

Nein, nicht um das nach der schwedischen Hauptstadt benannte Syndrom geht es in den vier Folgen, sondern um die dort alljährlich verliehenen Nobelpreise, genauer gesagt den für Wirtschaftswissenschaften. Weil einer ihrer Freunde als heißer Kandidat für die höchste Auszeichnung gehandelt wird, die ein Wissenschaftler anstreben kann, geraten vier schon ältere Herrschaften in eine Spirale von Vertuschung und Verschlimmbesserung, die sie schließlich sogar zu Mordverdächtigen macht. Denn der Anwärter ist schon gestorben - ausgerechnet fünf Tage vor der Bekanntgabe des Preisträgers.

Seine langjährige, mehr oder weniger heimliche Lebenspartnerin Annette (Adele Neuhauser,  "Tatort Wien") findet diesen Hermann (Walter Sittler) tot in seiner Wohnung, nachdem sie von einer komplett schiefgelaufenen Lesung aus ihrer Buchhandlung zurückkommt. Dort hat sie einen im Rollstuhl sitzenden Autor und Holocaust-Überlebenden auf den Boden gestoßen, weil der sie begrapscht hatte. Es war also eh schon klar, dass es nicht ihr bester Tag werden würde, aber es kommt nun noch wesentlich schlimmer. Nicht nur wegen des plötzlichen Verlusts des geliebten Partners, sondern auch durch die abstruse Idee, die sich im Gespräch mit den herbeigerufenen drei besten Freunden ergibt: Dem brillanten gemeinsamen Freund, der so kurz davor stand, mit der Auszeichnung aus Stockholm sein Lebensziel zu erreichen und in die Geschichte einzugehen, kann diese Ehre doch nicht nur deswegen verwehrt bleiben, weil er fünf Tage zu früh gestorben ist. Einem Olympiasieger erkennt man doch auch nicht seine Goldmedaille ab, wenn er auf dem Weg zur Siegerehrung an einem Herzanfall stirbt. Die Statuten der schwedischen Akademie, schnell ergoogelt, sind in diesem Punkt aber eindeutig: Am Tag der Bekanntgabe muss der Preisträger noch leben; wenn er danach im Zeitraum bis zur Preisverleihung verstirbt, spielt das hingegen keine Rolle. Und da fünf Tage im Vergleich zur Ewigkeit, für die das Andenken an einen Nobelpreisträger bewahrt bliebe, quasi nichts sind, schmieden die Freunde den Plan, Hermanns Tod einfach bis nach dem Anruf aus Stockholm geheimzuhalten.

Eine Sonnenbrille allein reicht da nicht: Die vier Freunde versuchen, einen Tod zu vertuschen
Eine Sonnenbrille allein reicht da nicht: Die vier Freunde versuchen, einen Tod zu vertuschen TVNOW / Frank Dicks

Diese Ausgangssituation liefert reichlich Material für komödiantische Situationen, die Claudius Pläging ( "Pastewka") und seine Drehbuchkollegen auch auskosten. Da setzen dann die zur Übertünchung des einsetzenden Leichengeruchs angezündeten Räucherstäbchen beinahe das Haus in Brand und der Tote wird beim Versuch, ihn wegzutransportieren, noch von einem Fahrradfahrer überrollt. Das könnte tierisch in die Hose gehen, irgendwo zwischen Pietätlosigkeit und flachem Witz versanden. Die Dialoge sind aber meist so rund, die sprachlichen Pointen so treffend, dass das zum Glück nie passiert. Dabei wirkt der eingesetzte schwarze Humor ("Dass er den Holocaust überlebt hat, spielt doch keine Rolle. Naja, es spielt schon eine Rolle, sonst hätte er mich ja nicht begrapschen können.") für eine deutsche Serie noch immer ungewohnt gewagt, trotz des in jüngster Zeit schon ähnlich angelegten  "Das letzte Wort" bei Netflix.

Was die Miniserie aus der Masse deutscher Produktionen heraushebt, ist aber, dass die Autoren nicht dabei stehenbleiben. Denn der unerwartete Tod des Jugendfreundes bringt auch die vier Hinterbliebenen dazu, sich mit ihrem eigenen Altern auseinanderzusetzen, das eigene Leben zu überdenken - und nicht zuletzt auch die gemeinsame Freundschaft. Was ist aus den Träumen der Jugend geworden, als die Fünf schon zusammen Urlaub in Italien machten? Joachim (Heiner Lauterbach) ist zwar schon als Student durch eine Alltagserfindung reich geworden, als "spätberufener" Lyriker aber eher unbegabt. Ella (Iris Berben) schläft sich nach der Scheidung durch alle Betten und nervt die Freunde mit den detaillierten Berichten über ihre Sexkapaden, während Friedrich (Michael Wittenborn,  "Merz gegen Merz") in seiner Ehe komplett unbefriedigt ist und sich auch sonst in jeder Hinsicht zu kurz gekommen fühlt. Vor allem im Vergleich zu seinem Freund und Kollegen Hermann, dem wissenschaftliche Anerkennung wie die Frauenherzen gleichermaßen zuflogen. Für Friedrichs Forschung interessiert sich hingegen niemand und gegenüber Frauen wirkt er viel zu unbeholfen, um punkten zu können.

Wohin mit Hermann? Die Leiche sorgt für praktische Probleme
Wohin mit Hermann? Die Leiche sorgt für praktische Probleme TVNOW / Frank Dicks

So gibt es zwischen den Vertrauten eine Menge Neid und nicht nur sie selbst fragen sich manchmal, ob sie nicht nur aus Gewohnheit noch befreundet sind. Die Serie erzählt das einfühlsam und trotz der überzogenen Komik höchst glaubhaft und liefert sogar noch eine optimistische Antwort. Gemeinsam ist das Leben dann eben doch lebenswerter und das Altern zumindest erträglicher. Eine positive Botschaft, die das hervorragend aufspielende Ensemble mit viel Energie und komödiantischem Talent rüberbringt, wobei Wittenborn als wohl Unbekanntester der Hauptdarsteller besonders herausstischt. Sein Friedrich ist eine im Grunde tragi(komi)sche Figur, die er aber so menschlich verkörpert, dass man gleichzeitig über ihn lachen und mit ihm fühlen kann. Aber auch Lauterbach beweist, dass er viel mehr draufhat, als ihm viele zutrauen, Berbens Talent zweifelt ja ohnehin kaum jemand an.

Ach ja, und dann ist da noch Walter Sittler ( "girl friends"), der als gleich zu Beginn der ersten Folge Verstorbener die einfachste Rolle hat - er braucht die meiste Zeit seiner kurzen "Auftritte" tatsächlich nur bewegungslos dazuliegen. Nur in ganz wenigen Rückblicken sieht man seinen Hermann auch mal lebend, überwiegend erschließt sich dieser Charakter nur über das Bild, das sich seine Freunde von ihm gemacht haben. Und auch wenn jeder von ihnen seine eigennützigen Motive hat, ihn für die Öffentlichkeit noch ein wenig am Leben zu erhalten, so glaubt man ihnen doch, wenn sie zum Schluss sagen, sie hätten für ihren Freund doch nur das Beste gewollt - auch noch nach dessen Tod.

Heraus kommt dabei jedenfalls eine ebenso vergnügliche wie bisweilen tiefgründige Miniserie, die entgegen des ersten Anscheins eben nicht nur die Generation 60+ anspricht. Denn mit den existentiellen Fragen des Alterns und der eigenen Endlichkeit müssen wir uns schließlich alle früher oder später auseinanderzusetzen.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der kompletten vierteiligen Miniserie.

Meine Wertung: 4/5

Die vier Episoden von "Unter Freunden stirbt man nicht" sind seit dem 17. Dezember bei TVNOW zu sehen. VOX zeigt die Serie am 17. und 24. März 2021 in zwei Doppelpacks jeweils ab 20.15 Uhr.


 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

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Leserkommentare

  • Mork-vom-Ork schrieb am 17.03.2021, 22.22 Uhr:
    Ich habe zu Beginn der 2. Folge ausgemacht: Öde, langweilig, nur alte Menschen, die ständig über Sex reden.