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"Praxis mit Meerblick"-Star Tanja Wedhorn: "Ich würde rasend gerne mal die Mörderin sein!"
(31.03.2022)
Im ausführlichen Interview erzählt die Schauspielerin, dass sie an der Entwicklung der Figur Nora Kaminski beteiligt war und verrät, ob sie sich selbst vorstellen könnte, tatsächlich als Ärztin zu arbeiten. Außerdem spricht sie über ihre zweite aktuelle Serie
TV Wunschliste: Liebe Frau Wedhorn, "Praxis mit Meerblick" ging 2017 an den Start und wurde auf Anhieb zu einem großen Erfolg. Auch auf unseren Seiten hat die Serie in Rekordzeit eine große Anzahl an Fans gewonnen. Was ist das Geheimnis des Erfolgs? Warum kommt die Serie so gut an?
Tanja Wedhorn: Ich glaube, weil es von Beginn an in allen Gewerken eine ganz große Liebe zu diesem Projekt gab. Wir sind eine Zusammenkunft von Menschen, die das Format wahnsinnig ins Herz geschlossen haben - ob das meine Schauspielkolleginnen und -kollegen sind, aber auch Kostüm und Ausstattung. Die Drehbuchautoren sind von Minute Eins an dabei und mit Jan Ruzicka, der bereits den Piloten inszeniert hat, gibt es auch in der Regie eine große Kontinuität. Er ist jetzt seit sechs Jahren dabei und liebt das Projekt heiß und innig. Ich glaube, das findet sich auch im Ergebnis wieder.
Das merkt man in der Tat. Hinzu kommt, dass "Praxis mit Meerblick", obwohl es auf dem gediegenen Sendeplatz am Freitagabend im Ersten läuft, nicht altbacken wirkt, sondern zeitgemäß und temporeich produziert ist.
Tanja Wedhorn: Absolut, deshalb macht es uns auch so viel Spaß. Wir ruhen uns darauf nicht aus, sondern überlegen uns jedes Mal von vorne, wie weit wir das Rad drehen können und wie wir den jeweiligen Medical Case auf eine emotionale Art erzählen und ihn gleichzeitig ernst nehmen können. Und daneben gibt es natürlich die schönen Nebenstränge mit Kubatsky, Mandy, Noras Sohn Kai und all den anderen Charakteren, die man in ihrer Skurrilität und Schrägheit sehr liebenswert findet und die die Reihe erst rund machen.
Wie würden Sie den Charakter Ihre Rolle Nora Kaminski beschreiben?
Tanja Wedhorn: Ich mag Nora sehr gerne. Sie hat etwas sehr Modernes, ist kraftvoll, eigenständig, selbstbewusst und hat einen guten Humor. Sie sagt, was sie denkt, auch wenn sich dadurch jemand auf den Schlips getreten fühlt. Gleichzeitig ist es schön zu sehen, dass sie auch mal strauchelt und nicht fehlerlos ist.
Unterscheiden Sie sich selbst charakterlich sehr von der Rolle oder haben Sie mit Nora Gemeinsamkeiten?
Tanja Wedhorn: Ich kann mit Noras Humor sehr viel anfangen, weil ich dieses Trockene sehr mag [lacht]! Sie ist definitiv mutiger und direkter als ich. Ich denke sehr viel mehr nach und wäge ab, hol mir auch mal Rat, bevor ich handle. Ich versuche Fehler zu vermeiden. Nora reagiert ungefiltert und guckt dann, was sie so ausgelöst hat. Darüber hinaus verlief mein privater Lebensweg sehr viel ruhiger als der von Nora. Ich habe meinen Mann in der Theater-AG kennengelernt, bin glücklich verheiratet und habe zwei Kinder. Nora hat schon während des Studiums ein Kind bekommen, wurde von ihrem Mann sitzengelassen und musste sich anders durchschlagen.
Wird Noras Ex-Mann Peer weiterhin eine Rolle in ihrem Leben spielen?
Tanja Wedhorn: Jetzt macht er erst mal eine Pause, aber ich hoffe, er kommt zurück.
War die Charakterisierung von Nora damals auch ein Grund für Sie, diese Rolle anzunehmen?
Tanja Wedhorn: Ja, ich durfte ja sogar ein bisschen mitgestalten. Am Anfang haben wir zum Beispiel noch überlegt, ob sie Tierärztin oder Humanmedizinerin sein soll. Und mir war sehr schnell klar, dass ich lieber mit Menschen rede als mit Kühen [lacht]! Vieles ging auch über ihren Nachnamen Kaminski, da sie zwar aus dem Ruhrgebiet kommt, aber polnische Wurzeln hat. Wir wollten die Geschichte einer modernen Frau erzählen und so haben wir immer weiter rumgesponnen.
Sehr interessant und toll, dass Sie in diesen Entwicklungsprozess so sehr mit eingebunden waren.
Tanja Wedhorn: Ja, das hängt damit zusammen, dass sich die Arbeit mit der Redaktion und der Produktionsfirma quasi nahtlos fortgesetzt hat. Vor "Praxis mit Meerblick" gab es
"Praxis mit Meerblick" wird hingegen auf Rügen gedreht. Glauben Sie, dass dieser Drehort eine besondere Faszination auf die Zuschauer ausübt und mit ein Grund für den Erfolg ist?
Tanja Wedhorn: Ja, ich glaube es hilft durchaus, dass die Serie nicht am Kottbusser Tor spielt [lacht]! Wenn wir uns alle auf Rügen wiedersehen, ist das für uns immer wie ein Familientreffen. Das ist schon besonders. Ich habe so ein Glück mit all den Menschen, die an dieser Reihe teilhaben. Ich weiß, das sagen immer alle, aber in meinem Fall ist das wirklich so zauberhaft und ein echtes Geschenk!
Die "Praxis mit Meerblick"-Folgen besitzen alle Spielfilmlänge mit 90 Minuten. Wie lange dauern im Schnitt die Dreharbeiten, bis eine Folge komplett im Kasten ist? Wie aufwendig ist die Produktion insgesamt?
Tanja Wedhorn: Die tatsächliche Drehzeit beträgt viereinhalb Wochen, mit Vor- und Nachlauf, von der Entwicklung des Drehbuchs bis zum fertig geschnittenen Film, eher ein Jahr.
Wäre der Beruf der Ärztin eigentlich etwas, das Sie sich auch selbst hätten vorstellen können, wenn Sie nicht Schauspielerin geworden wären?
Tanja Wedhorn: Überhaupt nicht, daran habe ich nicht eine Sekunde gedacht [lacht]. Ich schlüpfe gerne in die Rolle einer Ärztin, aber in der Realität täglich so viel Verantwortung für die Gesundheit und das Leben von Patienten und Patientinnen zu übernehmen, das könnte ich tatsächlich nicht. Der kleinste Fehler in einer Diagnose kann so enorme Auswirkungen haben, damit muss man erst einmal klarkommen. Davor ziehe ich wirklich den Hut und ich habe großen Respekt vor all den mutigen Menschen, die das können.
Auf der nächsten Seite spricht Tanja Wedhorn über ihre zweite aktuelle Serie "Fritzie - Der Himmel muss warten". Außerdem verrät sie, was sie selbst im Fernsehen guckt - und welche Rolle sie gerne mal spielen würde.
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