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TV-Kritik/Review: "Die Pyramide" trifft "Extreme Activity": So verfremdet Sat.1 den Showklassiker

Neuauflage mit Jörg Pilawa leidet unter Länge und Abwandlung des Konzepts
Simone Thomalla mit Spielpartner Hendrik
Sat.1/Willi Weber
TV-Kritik/Review: "Die Pyramide" trifft "Extreme Activity": So verfremdet Sat.1 den Showklassiker/Sat.1/Willi Weber

Nach der großen Retro-Welle ab Ende 2021 entsteht allmählich der Eindruck einer gewissen Nostalgie-Müdigkeit. Zahlreiche Gameshows sind inzwischen zurückgekehrt, die allerdings keine Rekordquoten mehr holen, sondern bestenfalls solide laufen. Die Sender werden vorsichtiger: Sat.1 hat nun sogenannte Kult-Show-Wochen ausgerufen und zeigt an den kommenden drei Montagen vorerst jeweils nur eine Comeback-Folge eines Showklassikers. Den Anfang macht  "Die Pyramide". Wie gelungen ist die Neuauflage und wie schlägt sich Jörg Pilawa als Gastgeber der Show, die zwischen 1979 und 1994 von Dieter Thomas Heck im ZDF geprägt wurde?

Die Macher haben sich für eine Mischung aus Retro-Elementen und teilweise gewöhnungsbedürftigen Ergänzungen entschieden. Jörg Pilawa, der in den 90ern bereits die Sat.1-"Pyramide"-Variante  "Hast du Worte!?" moderierte, kündigte im Vorfeld an, dass man die Shows vorsichtig ein wenig weitergedreht und ein paar neue Elemente reingepackt habe - vor allem um der Tatsache gerecht zu werden, dass die Show nun nicht mehr wie früher 45 Minuten lang dauert, sondern netto (ohne Werbung) 1 Stunde und 37 Minuten und damit mehr als doppelt so lang ist. Offensichtlich hatten die Verantwortlichen berechtigte Bedenken, dass das recht simple Konzept keine Primetime-Länge tragen würde und haben deshalb einige Gimmicks in den Spielrunden eingebaut.

Doch der Reihe nach: Zu Beginn der Show sowie zwischendurch als Jingle erklingt die vertraute Titelmelodie. Die im  ZDF-Original wenig einladenden, senfgelb-beigen Kulissen sind einer pink-türkisen Beleuchtung gewichen. Ansonsten spielt sich das Geschehen an drei Schauplätzen ab: Links befindet sich eine Couchecke, in der Mitte des Studios werden an zwei Plattformen die Hauptrunden gespielt und rechts ist der Platz für die Finalrunden, wo sich die titelgebende "Pyramide" befindet. Jörg Pilawa ehrt Dieter Thomas Heck als schnellste Zunge des deutschen Fernsehens und erläutert, dass die Gameshow nun als XXL-Variante gespielt wird. Das bedeutet: Insgesamt vier Teams sind am Start und es wird so lange gespielt, bis alle Teams mal gegeneinander angetreten sind. Es gibt also insgesammt sechs Duell-Runden.

Jörg Pilawa mit den Teams der ersten Folge
Jörg Pilawa mit den Teams der ersten Folge Sat.1/Willi Weber

Die Kandidatenpaare bestehen wie früher jeweils aus einem Normalbürger und einem Prominenten, die sich im Wechsel gegenseitig Begriffe erklären bzw. erraten müssen. In der Premierenfolge wirken Schauspielerin Simone Thomalla, Moderatorin Ruth Moschner, Schauspieler Tom Beck und Comedian Bastian Bielendorfer mit. In den jeweiligen Vorrunden haben die Teams die Wahl aus sechs Kategorien an einer dreieckigen Ratewand. Sie müssen dann jeweils sieben Unterbegriffe innerhalb von 30 Sekunden erklären - natürlich ohne das Wort selbst oder Teile davon zu nennen. Auch Geräusche und Gesten dürfen zur Erklärung eingesetzt werden. Jeweils zwei Kandidatenpaare spielen in Duellen gegeneinander, um die meisten Punkte zu sammeln und so den Einzug in die Gewinn-Pyramide zu schaffen, wo dann um bares Geld für den Normalo-Kandidaten gespielt wird.

So weit, so gut. Doch nach den ersten beiden Runden, in denen noch alles nach bekanntem Muster verläuft, gibt es in den weiteren Raterunden plötzlich auch Aktionsspiele, die ebenfalls unter einigen Kategorienfeldern lauern. Dahinter verbergen sich unterschiedlichste Hürden, die dem jeweiligen Kandidaten das Erklären der Begriffe erschweren. Beispielsweise müssen die Begriffe erklärt werden, während man auf einem Laufband läuft oder laute Musik auf einen Kopfhörer gespielt bekommt. Auch Pantomime mit Riesenhandschuhen wird gespielt.

Aktionsspiel: Ruth Moschner muss Spielpartner Tim Begriffe erklären, während ihr laute Musik auf die Ohren gespielt wird.
Aktionsspiel: Ruth Moschner muss Spielpartner Tim Begriffe erklären, während ihr laute Musik auf die Ohren gespielt wird. Sat.1/Willi Weber

Gameshow-Fans werden sich an die frühere ProSieben-Sendung  "Extreme Activity" erinnert fühlen, wo es vergleichbare Extrem-Runden gab. Das sind nett gemeinte Gags, doch letztendlich verfremden sie das Konzept oder noch schlimmer: Es ist kaum möglich, in manchen dieser Runden wirklich zu punkten. Etwa, wenn Ruth Moschner erst mal an Lebensmitteldosen riechen muss, um den gesuchten Begriff zu erkennen, oder in Kreuzworträtseln die Begriffe zunächst suchen muss, um sie anschließend zu erklären - und das in nur 60 Sekunden. Trotz des zusätzlichen Schwierigkeitsgrades gibt es in diesen Spezialrunden - anders als in "Extreme Activity" - jedoch nicht mehr Punkte pro erratenem Begriff zu ergattern. Daher sind die Aktionsspiele stets gefürchtet. Jörg Pilawa spricht in dem Zusammenhang gar davon, ins Klo zu greifen, und die Kandidaten sind immer erleichtert, wenn sie einfach nur eine normale Runde spielen dürfen. Ob das wirklich Sinn der Sache war?

Unterm Strich sollen diese Spezialrunden vor allem die zu lange Sendedauer kompensieren, was jedoch nur leidlich gelingt. Auf einen Musik-Showact, der im ZDF damals für Auflockerung zwischen Spielrunden sorgte, wird verzichtet. Und auch an anderer Stelle wurde gespart: Elementarer Bestandteil des Originals war ein Schiedsrichter - der legendäre Herr Heindl, der von Heck bei strittigen Spielsituationen immer wieder per Anruf am roten Telefon befragt wurde. In der Sat.1-Version gibt es hingegen keinen Schiedsrichter, der für eine zweite Meinung befragt werden könnte - was an so mancher Stelle in der Show durchaus vonnöten gewesen wäre.

Moderator Jörg Pilawa (l.) mit zwei von vier Teams
Moderator Jörg Pilawa (l.) mit zwei von vier Teams Sat.1/Willi Weber

Jörg Pilawa führt gewohnt souverän durch die Sendung, er fiebert mit den Teams mit und legt sichtlich Spielfreude an den Tag. Natürlich kommt es auch in der Neuauflage zu amüsanten Momenten - das liegt in der Natur des Spiels. Wenn Kandidaten unter Zeitdruck Begriffe umschreiben müssen, verhaspeln sie sich oder werden immer nervöser, wenn ihr Spielpartner einfach nicht auf die Lösung kommt. Beibehalten wird erfreulicherweise auch das erschwerte Konzept der Final-Pyramiden. Hier muss der Promi seine Hände in Schlaufen legen, um Gestiken beim Umschreiben der Begriffe zu vermeiden. Es gilt nun, zusammengesetzte Wörter zu beschreiben, oder es dürfen maximal drei Wörter zum Erklären eines Begriffs verwendet werden. Für jeden richtig erratenen Begriff gibt es einen Geldbetrag mit steigendem Wert. Dieses zeitlose Konzept funktionierte damals und funktioniert auch heute noch.

Doch wie schon bei den zahlreichen anderen Gameshow-Neuauflagen gilt: Weniger wäre mehr. Im Verlauf der Show verliert man leicht den Überblick, an welcher Stelle des langen und stellenweise zähen Spieleabends man sich eigentlich gerade befindet. Auf die sechs Vorrunden-Duelle mit jeweils sechs Spielrunden folgt das Halbfinale, in dem dann die zwei Teams, die nach allen Vorrunden den höchsten Kontostand haben, erneut in sechs Spielrunden gegeneinander antreten. Das Sieger-Duo spielt schließlich in der finalen Pyramide um bis zu 15.000 Euro für den nicht-prominenten Kandidaten. Spätestens danach dürfte auch bei den Zuschauern der Bedarf nach Begriffe erklären erst mal gedeckt sein.

Bastian Bielendorfer und Gabriele in einer Final-Pyramide
Bastian Bielendorfer und Gabriele in einer Final-Pyramide Sat.1/Willi Weber

Anstatt zwanghaft mit überflüssigen Aktionsspielen die Show aufzupimpen, hätte man es beim Originalkonzept und einer Stunde belassen sollen - so wie es übrigens in den USA der Fall ist, wo die Show wieder seit 2016 unter dem Titel  "The $100,000 Pyramid" mit großem Erfolg auf Sendung ist. Es gibt dort Gameshow-Themenabende mit mehreren einstündigen Formaten hintereinander. Ein Modell, das auch in Deutschland viel sinnvoller wäre. So könnte Sat.1 "Die Pyramide",  "Jeopardy!" und  "Dating Game" alias "Herzblatt" als Dreierblock zeigen - stattdessen wird jede der drei Sendungen in den kommenden Wochen auf abendfüllende XXL-Länge aufgeblasen. Ein eklatanter Fehler, der sich durch nahezu alle bisherigen Neuauflagen von Show-Klassikern gezogen hat.

Insgesamt wurden von der "Pyramide" im Dezember 2022 drei Folgen aufgezeichnet. Vorerst zeigt Sat.1 jedoch nur eine Ausgabe. Die restlichen beiden Folgen werden dann zu einem späteren Zeitpunkt ausgestrahlt.


 

Über den Autor

Glenn Riedmeier ist Jahrgang '85 und gehört zu der Generation, die in ihrer Kindheit am Wochenende früh aufgestanden ist, um stundenlang die Cartoonblöcke der Privatsender zu gucken. "Bim Bam Bino", "Vampy" und der "Li-La-Launebär" waren ständige Begleiter zwischen den "Schlümpfen", "Familie Feuerstein" und "Bugs Bunny". Die Leidenschaft für animierte Serien ist bis heute erhalten geblieben, zusätzlich begeistert er sich für Gameshows wie z.B. "Ruck Zuck" oder "Kaum zu glauben!". Auch für Realityshows wie den Klassiker "Big Brother" hat er eine Ader, doch am meisten schlägt sein Herz für Comedyformate wie "Die Harald Schmidt Show" und "PussyTerror TV", hält diesbezüglich aber auch die Augen in Österreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten offen. Im Serienbereich begeistern ihn Sitcomklassiker wie "Eine schrecklich nette Familie" und "Roseanne", aber auch schräge Mysteryserien wie "Twin Peaks" und "Orphan Black". Seit Anfang 2013 ist er bei TV Wunschliste vorrangig für den nationalen Bereich zuständig und schreibt News und TV-Kritiken, führt Interviews und veröffentlicht Specials.

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Leserkommentare

  • hendry79 schrieb am 04.03.2023, 20.58 Uhr:
    Habe mir gerade die Pyramide mit Pilawa angeschaut und ich muss sagen, für SAT.1-Verhältnisse war das gar nicht so schlecht. Zugegeben, auf die Aktionsrunden hätte ich getrost verzichten können und eine kürzere Laufzeit der Show wäre besser gewesen. Schön fand ich auch, dass die Original -Titelmelodie verwendet wurde. Auch wenn die Show noch ausbaufähig ist (kürzere Laufzeit), hoffe ich auf eine Fortsetzung.
  • RonSky schrieb am 08.02.2023, 23.09 Uhr:
    Wenn man eine Kultshow anmoderiert, dann sollte man diese auch Feiern. Dazu gibt es verschieden Möglichkeiten. Man hätte Promis von damals einladen können oder Showacts von damals singen lassen können. Ein rotes Telefon ☎️ muss nicht unbedingt sein, aber eine spezielle Bühnentechnick für die Pyramide-Runde war stehts Bestandteil der deutschen Show, selbst 2012 im zdf-neo. Das war, vorallem durch die Aktionsspiele eine ganz andere Sendung und leider mal wieder viel zu laut.
  • EduardM1 schrieb am 07.02.2023, 19.43 Uhr:
    Merke: Nicht jede Neuauflage einer alten TV Show ist gut! Anscheinend versuchen SAT1 und Jörg Pilawa krampfhaft ihre Zusammenarbeit erfolgreich zu gestalten was nicht zu gelingen scheint! Scheinbar ist diese Zusammenarbeit zum Scheitern verurteilt!
  • Johannes Braun schrieb am 07.02.2023, 09.28 Uhr:
    Treffender Bericht. Im Ansatz eine gute Neuauflage, aber letztendlich zu viele Runden und die unsinnigen Spezialrunden passen nicht in diese Show. In der Form brauche ich das nicht noch mal.
  • icke58 schrieb am 07.02.2023, 08.49 Uhr:
    Wieder so ein Lückenfüller. Solche Shows werden doch dafür genutzt um keine Serien oder Filme zu bringen. Die Kosten dafür sind denen einfach zu hoch. Ich frage mich immer, warum das früher funktionierte aber heute nicht mehr.
  • Sentinel2003 schrieb am 07.02.2023, 01.53 Uhr:
    WAS waren das noch für Zeiten, wo der Dieter Thomas Heck das Ding in gersde mal 45 (!!) Minuten moderiert hatte!! Ich hasse diese so derart Laaaaaangen Spiel Sendungen...boah ey, wie sooo langweilg...."Wer weißdenn sowas" und "Die Sendung mit der Maus" und "Groß gegen klein" und "Die Show des Menschen"...ALLE gefühlt 10 Stunden!! :-(
  • Sentinel2003 schrieb am 07.02.2023, 01.47 Uhr:
    Habe gerade erst gestern gelesen, warum Meister Pliawa die ARD verlassen hat: angeblich hat er der ARD mehrere neue Sendungs Vorschläge gemacht, die alle abgelehnt wurden! Daraufhin stieg anscheinend groß das Bedürfnis die ARD zu verlassen! NUn, ich war zu ARD Zeiten großer Pilawa Fan, bin es nun nicht mehr! Ich habe bis heute nicht eine Sendung mit ihm auf Sat 1 gesehen, werde ich auch weiterhin so machen!
  • Julius W schrieb am 07.02.2023, 00.16 Uhr:
    Ich teile die Meinung von Glen Riedmeier: Wie bei "Geh auf's Ganze" empfinde ich die aufgeblasene XXL-Verlängerung den Retro-Spielshows als nachteilig. Irgendwann wirds langweilig. Deshalb habe ich heute dann auch umgeschaltet. Eine Stunde Laufzeit fände ich völlig ausreichend - hier gilt der alte Spruch: in der Kürze liegt die Würze.
    Eine gute Idee ist, die Retrospielshows im Einstunden-Format hintereinander zu senden. Allerdings fände ich pro Abend zwei ähnliche Formate, z. B. "Die Pyramide" und "Jeopardy", ausreichend.
  • Mufti_71 schrieb am 06.02.2023, 22.45 Uhr:
    Gerade fertig geschaut. Es gab 5 Werbeunterbrechungen , die aber nicht so lange waren. Show ist nicht schlecht , Lauflänge war aber ok. Von 20:15 bis 22:30 Uhr . Manche Spiele waren lustig..manche Gähn..Ruth ihr Spielpartner war nicht der hellste Stern am Himmel und Simone Thomalla war im letzten Erklärspiel voll auf dem Schlauch ,weil sie 3 x ein Wort sagte, was man nicht sagen durfte...aber die Sendung ist gut. Aber gibt es auch noch andere Moderatoren als Pilawa,der schon 3 Shows moderiert ?
  • Sentinel2003 schrieb am 07.02.2023, 01.50 Uhr:
    Weißt du, was mich frontal ankotzt, weswegen ich "Wer stiehlt mir die Show" NUR aufnehme?? Diese voll ätzende Werbung!! Man müßte tatsächlich auch bei dieser Sendung mal die Werbezeit stoppen, da bleint bestimmt wenig Show Zeit übrig! Und, leider muß ich jetzt den JoKO knallhart kritisieren; ich kann seine Geschichte, wie er und sein Team diese Show erfunden haben, nicht mehr Hören!! Das hört sich echt IMMER so an, als hätte ihm kurz vor der Erfindung dieser Show Pro 7 entlassen wollen!