Rettung für den Bällchensender? - ProSieben-Senderchef Daniel Rosemann übernimmt auch Sat.1

Es kommt einer kleinen Revolution gleich: Zum ersten Mal in der Geschichte der Sendergruppe Seven.One wird eine einzige Person gleichzeitig zum Chef der beiden großen Sender ProSieben und Sat.1. Daniel Rosemann, der sich seit März 2016 als mutiges und kreatives Gesicht an der Spitze von ProSieben etabliert hat, übernimmt ab sofort auch die Verantwortung für Sat.1. Der 41-Jährige folgt damit auf Kaspar Pflüger, der zuvor fünf Jahre lang die Geschicke des Bällchensenders gelenkt hat, und steuert künftig auch die Sat.1-Brand-Family.

Daniel Rosemann: Man kann es nicht häufig genug sagen: SAT.1 ist als erster großer Privatsender 1984 auf Sendung gegangen und hat danach dem Fernsehen immer wieder besondere Impulse verliehen. Zum 40. Geburtstag möchte ich, dass ein neues SAT.1 mit alter Stärke strahlt. Dazu hilft es sicher, dass in Zukunft SAT.1 und ProSieben aus einer Hand geführt werden. Ich danke Wolfgang Link für sein Vertrauen.

Wolfgang Link ist Vorstandsmitglied der ProSiebenSat.1 Media SE und CEO Seven.One Entertainment Group und für den Wechsel an der Spitze von Sat.1 verantwortlich. ProSieben und SAT.1 sind unsere beiden großen Entertainment-Marken. Sie aus einer Hand zu führen, ermöglicht eine bessere Aussteuerung der Inhalte, einen genaueren Blick auf Synergien und macht die Sender noch interessanter für Content-Partnerschaften, Produzenten und Talente, begründet er seine Entscheidung. Daniel Rosemann hat in den vergangenen Jahren mit seinem Team die Wahrnehmung der Marke ProSieben ausgebaut und strategisch sehr gut positioniert. Deswegen ist er der beste Fernsehmacher, um jetzt auch SAT.1 die notwendigen Impulse für einen Neuanfang zu geben.

Durch die Blume wird hier ausgedrückt, dass die derzeitige Lage von Sat.1 alles andere als rosig ist. Der Sender liegt mit einem durchschnittlichen Monatsmarktanteil von 7,0 Prozent in der jungen Zielgruppe deutlich hinter RTL mit 10,6 und ProSieben mit 9,3 Prozent. Binnen eines Jahres verlor Sat.1 ganze 1,1 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen. Während RTL, ProSieben und auch VOX mit starken Sendungsmarken und einer Vielzahl an Sendergesichtern aufwarten können, fehlt es Sat.1 an allen Ecken und Enden an Profil.

Abgesehen von  "The Voice of Germany" (mit Rückenwind von ProSieben) und der x-ten  "Harry Potter"-Wiederholung ist aktuell für Sat.1 nicht mehr viel zu holen. Die Baustellen erstrecken sich vom Tagesprogramm über den chronisch schwachen Vorabend bis hin zu fehlenden Highlights in der Primetime.  "Genial daneben", einer der wenigen verbliebenen Lichtblicke im Programm, wird monatelang zurückgehalten und dann direkt gegen  "Let's Dance" und  "heute-show" versendet, wo die Show chancenlos untergeht.

Mit der Ankündigung, "lauter" zu werden, gelang es Pflüger dann auch, den Ruf von Sat.1 mit dem skandalträchtigen Format  "Promis unter Palmen" ohne Rücksicht auf Image-Verluste an die Wand zu fahren. Während RTL und ProSieben einen klaren Weg hin zu mehr Seriosität und Relevanz verkündet haben, schien Sat.1 in die entgegengesetzte Richtung zu gehen und in Sachen Trash-TV selbst RTL Zwei unterbieten zu wollen. Man darf gespannt sein, wie Daniel Rosemann den Sender aus der Krise führen möchte.

Der bisherige Sat.1-Chef Kaspar Pflüger bleibt als EVP Content Production im Team von CCO Henrik Pabst und soll gemeinsam mit diesem das nationale und internationale Produktionsgeschäft der Seven.One Entertainment Group vorantreiben wird. Mark Land bleibt stellvertretender Sat.1-Senderchef. Danke an Kaspar Pflüger für seinen Einsatz und seine Leidenschaft in den vergangenen fünf Jahren für die Marke SAT.1. Dabei hat er immer wieder gezeigt, dass er ein Mann mit großer Expertise ist. Ich freue mich sehr, dass Kaspar mit seinem Know-how weiter ein Teil der Seven.One Entertainment Group bleibt, so Wolfgang Link.

Der scheidende Sat.1-Chef Kaspar Pflüger kommentiert: Mit einem großartigen Team, fantastischen Künstlern und Partnern jeden Tag Millionen von Menschen zu erreichen und zu begeistern - das war immer mein Traum. Als SAT.1-Chef konnte ich das fünf spannende Jahre lang von morgens bis abends tun - mit großen und kleinen Erfolgen, im TV und digital. Viele unvergessliche Momente und Erfahrungen, für die ich sehr dankbar bin. Jetzt freue ich mich auf meine neue Aufgabe in einem ganz anderen Teil der Entertainmentwelt.