Promimagazin mit Margret Dünser, die Einblicke in das Privatleben der internationalen Prominenz erhält und gewährt. Dünser besucht, interviewt und porträtiert in vier bis fünf Beiträgen pro Sendung die Wichtigen auf allen Kontinenten, meistens in Amerika. Regie: Edgar von Heeringen.
Die V.I.P.-Schaukel bestand nicht aus dem unreflektierten Glamourparty-Tourismus, der die Promimagazine ab den 90er-Jahren prägte; hier wurde man noch von Mitteilungen verschont, welche Frauen gerade schwanger sind und wer mit wem knutscht. Die österreichische Journalistin Dünser, die fließend Englisch, Französisch und Italienisch sprach, besuchte die Stars meistens zu Hause, stellte sich auf sie und ihr Umfeld ein, war immer höflich, aber hartnäckig, ging bei den Gesprächen in die Tiefe und erreichte auf diese Weise, dass sich die Stars öffneten, den PR-Text vergaßen und von ihren Ängsten und Träumen redeten.
Sie bekam Termine bei Prominenten, die Interviews sonst scheuten. Die Bandbreite war enorm; sie umfasste Filmstars (John Wayne, Anthony Quinn, Jerry Lewis, Peter Ustinov, Jack Lemmon, Marcello Mastroianni, Shirley MacLaine, Louis de Funès, Bob Hope und Regisseur Alfred Hitchcock), Aristokraten (den König von Nepal, das Königspaar von Thailand, Prinz Bernhard der Niederlande, Prinz Louis Ferdinand von Preußen), Politiker (Ronald Reagan, Edward Kennedy, Kurt Waldheim, Francisco Franco, Nelson Rockefeller), Schriftsteller (Truman Capote, John Osborne, Eugène Ionesco), Künstler (Salvador Dalí) und Menschen, die auf andere Weise Einfluss erlangt hatten, sei es durch brillante Geschäftsideen, Firmenimperien oder Verwandtschaft. Nicht alle waren prominent, manche auch nur wichtig, aber nichts anderes besagt der Begriff V.I.P. ("Very Important Person").
Die Liste der porträtierten Prominenten in einer typischen Sendung sah so aus: der Millionenbetrüger Bernie Cornfeld, Omar Sharif, die asiatischen Brüder Shaw, die durch ihr Filmstudio Millionen gemacht hatten, Lassie und die Tochter von Hedwig Courths-Mahler (Sendung vom 7. August 1974). Mussolinis Witwe erzählte, dass der Duce spurte, wenn sie befahl, vor allem wenn das Essen auf dem Tisch stand. Über seine Affären sagte sie: "Wenn die Frauen ihm hinterhergelaufen sind, was sollte er denn tun, der arme Kerl? Wegen der Frauen hat man Mussolini angegriffen. Und wegen dem Bündnis mit Hitler natürlich." Tennessee Williams sagte den einzigen Satz, den er in deutscher Sprache beherrschte: "Ficken ist gesund". Und Zsa Zsa Gabor teilte mit, sie sei Jahre nicht in Deutschland gewesen, vielleicht finde sie ja dort den richtigen Mann.
Margret Dünser selbst hielt sich im Hintergrund. Sie kommentierte ausschließlich aus dem Off und war in den Filmbeiträgen allenfalls kurz beim Händeschütteln oder während des Gesprächs von hinten zu sehen. Im Kommentar hob sie die Vorzüge ihrer Interviewpartner hervor, ging aber auch auf Schwächen und Misserfolge ein. Im Falle Zsa Zsa Gabors erwähnte sie deren Speckröllchen, dass sie nie auf der Bühne oder in Filmen wirkliche Leistungen gezeigt habe und dass ihr Alter, irgendwo über 50, "von Experten errechnet" wurde. Rita Hayworth attestierte sie: "Ihre Patina ist nicht echt" und zitierte aus der "Los Angeles Times": "Rita Hayworth ist nicht tot. Sie lebt auch nicht in Europa. Man hat sie bloß vergessen." Dünser meinte das nie böse oder reißerisch, sie schilderte nur ehrlich ihre gewonnenen Eindrücke.
Zu Beginn der meisten Beiträge fuhr die Kamera über die Städte und Gegenden, in denen die Stars wohnten (quasi die Anreise zum nächsten Ziel). Währenddessen erzählte Dünser etwas über die Stadt und über die Herkunft ihres nächsten Gesprächspartners. Wegen ihrer vielen Flugreisen nannte man sie "Düsen-Dünser".
Die Sendung war anfangs eine Stunde und ab 1973 noch 45 Minuten lang und lief sechs bis acht Mal jährlich an verschiedenen Sendeplätzen, aber immer im Abendprogramm. Es war das erste Prominentenmagazin seiner Art. Viele folgten, bessere nicht. Im Juni 1980 starb Dünser nach längerer Krankheit im Alter von nur 53 Jahren. Noch vom Krankenhaus aus sprach sie den Off-Kommentar zur letzten Folge mit Robert Redford und Dustin Hoffmann.
Eine Schaukel kam nicht vor. Nachfolgesendung wurde zwei Jahre später exklusiv.
Das Fernsehlexikon*, Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Michael Reufsteck und Stefan Niggemeier.