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Laura Karasek: "Als junger Mensch ist einem gar nicht bewusst, wie kostbar die Zeit mit seinen Eltern ist"

ZDF/Klaus Weddig

TV Wunschliste: Wie war Ihr Verhältnis zu Ihrem prominenten Vater Hellmuth Karasek?

Laura Karasek: Ich hatte immer ein sehr inniges Verhältnis zu meinem Vater und konnte mit ihm über alles reden. Wir haben uns nie beim Essen angeschwiegen. Bei Familie Karasek war es immer lebhaft, laut und lustig. Es wurde alles offen und ehrlich ausgesprochen - wir konnten uns auch richtig fetzen! Ob Liebeskummer oder Berufliches - ich konnte mit meinen Eltern über alles sprechen, was mich berührt hat.

Es wurde also nicht nur über Brecht und Co. geredet, wie man es bei einem Akademikerhaushalt vermuten könnte?

Laura Karasek: Nein (lacht)! Mein Vater war zwar durchaus streng und hat auch vorausgesetzt, dass wir bestimmte Dinge gelesen haben und wissen sollten. Wir hatten immerhin 20.000 Bücher im Haushalt. Aber er hat uns nicht abgefragt. Stattdessen hat er gerne Witze erzählt, gekocht und mit meinem Bruder Fußball geschaut. Natürlich haben wir Gedichte gelesen und Opern gehört, aber auch mal über Dinge gesprochen, die nicht hochkulturell waren, über persönliche Sorgen und Nöte. Als junger Mensch ist einem gar nicht bewusst, wie kostbar die Zeit mit seinen Eltern ist und dass sie irgendwann für immer vorbei ist. Meine Mutter ist bis heute meine wichtigste Ratgeberin. Ich frage sie immer, ob ich etwas machen soll oder nicht. Ich hoffe, dass ich für meine Kinder auch so eine Mutter sein werde.

Ich habe regelmäßig  "Das Literarische Quartett" gesehen und empfand Ihren Vater enorm sympathisch, weil er über Literatur auf eine Art und Weise gesprochen hat, die nicht eingebildet oder hochnäsig klang. Es war schön zu sehen, mit welcher Begeisterung er über Bücher gesprochen hat, die ihm gefallen haben. Diese Begeisterung hat sich übertragen.

Laura Karasek: Das stimmt, er war wirklich in der Lage, sich für etwas zu begeistern. Und ich finde es immer schade, wenn Leute keine Euphorie empfinden und für etwas schwärmen können. Mein Vater war nie ein abgedrifteter, total verkopfter Intellektueller, sondern hat einem die Themen zugänglich gemacht, indem er nicht ständig in Fremdwörtern gesprochen hat. Er konnte sich aber unglaublich gut Zitate und Witze merken, die er dann in den passenden Situationen angebracht hat.

ZDF/Steffen Matthes

Ist der Name Karasek für Ihre Karriere eher eine Hilfe oder ein Hindernis gewesen?

Laura Karasek: Beides. Ich habe sicherlich von meinem Elternhaus profitiert - nicht nur vom Namen, sondern auch davon, dass ich schon früh mit Billy Wilder, Ernst Lubitsch, Alfred Hitchcock oder Charlie Chaplin in Berührung gekommen bin. Ich bin natürlich auch mit Goethe, Brecht und Kafka groß geworden. An mich als Tochter trat man deshalb aber auch oft mit auch einer gewissen Erwartungshaltung heran, nach dem Motto: "Die heißt Karasek, also kann sie nicht ganz dumm sein!" Andere wiederum dachten, dass ich die Lorbeeren meines Vaters ernte, von wegen "Die hat es ja leicht gehabt" oder "Die hat das ja nur, weil...". Das war schon kränkend und auch nicht leicht für mich, wenn etwa im Deutschunterricht bei mir ein Extra-Maßstab angelegt wurde.

Das kann ich mir vorstellen. Dennoch sind Sie in die Fußstapfen Ihres Vaters getreten und neben Ihrer Moderatorentätigkeit auch Schriftstellerin. Das ist ja im Gegensatz zum Fernsehjob eine stille Arbeit, in der man viel Zeit mit sich alleine verbringt. Brauchen Sie das als Ausgleich?

Laura Karasek: Total, das ist meine zarte Seite! Ich liebe das Schreiben. Es ist sehr einsam, aber auch unglaublich schön und emotional. Ich schreibe meistens nachts. Da bin ich ganz nah bei mir und meinen Figuren, die abgründig sind. Es ist immer auch ein bisschen selbstzerstörerisch, weil ich nicht gerne über Glück schreibe, sondern über Schmerz, toxische Beziehungen, Treue, Lust, Macht. Harte Themen, aber ich liebe es.

Eichborn Verlag

Im Herbst ist Ihr jüngster Roman "Drei Wünsche" erschienen. Sie erzählen von drei Frauen um die Dreißig, die alle ihr Päckchen zu tragen haben. Worum ging es Ihnen beim Schreiben dieses Romans?

Laura Karasek: Zunächst einmal wollte ich über die Liebe schreiben - über die Liebe von Eltern zu Kindern, über die Liebe als Mutter, über die Liebe zu einem Liebhaber. Es geht aber auch um das Erwachsenwerden. Ich erzähle die Geschichte von drei starken Frauenfiguren, die vor Weichenstellungen in ihrem Leben stehen und sich fragen, wie sie den richtigen Weg finden. Mit Mitte 30 zieht man zum ersten Mal Bilanz: Was waren meine Träume? Was hat sich erfüllt und was nicht? Eine der Frauen lebt ihre Lust stark aus, eine andere schwankt zwischen Karriere und Kinderwunsch und leidet unter den Machtmechanismen in ihrer von Männern dominierten Arbeitswelt. Mir war es wichtig, Frauenfiguren zu erzählen, die nicht nur gut und nicht nur böse sind. Dieses Schwarz-Weiß-Denken langweilt mich total.

Helena, eine der drei Frauen, macht eine schwere Zeit durch, da ihr Vater im Sterben liegt. Sie beschreiben das sehr eindringlich und es geht einem wirklich nahe, auch weil es Parallelen zu Ihrer eigenen Geschichte gibt.

Laura Karasek: Vielen Dank, das freut mich wirklich. Und ja, ich habe in dem Buch den Tod meines eigenen Vaters verarbeitet. Es war mir wichtig, dass die Geschichten der Frauen berühren. Und es gibt für mich nichts Schöneres, als wenn mir Leute schreiben, dass sie das Buch bewegt hat und sie beim Lesen weinen mussten. Wenn man das mit Buchstaben schafft und sich Menschen, die mich gar nicht kennen, weniger allein und verstanden fühlen, habe ich genau das erreicht, was ich wollte: berühren. Deshalb freut es mich umso mehr, dass mein Buch jetzt auch verfilmt werden soll.

ZDF/Steffen Matthes

Können Sie leicht negative Rezensionen über Ihre Bücher lesen?

Laura Karasek: Ich bin schon jemand, der sich das sehr zu Herzen nimmt, gerade weil in so einem Buch nicht nur viel Arbeit steckt, sondern weil es sehr intim und nah an einem selbst dran ist. Ich mache mich in gewisser Weise nackt. Das Produkt lässt sich in solchen Fällen gar nicht vom Menschen dahinter trennen, deshalb reagiere ich sehr empfindsam auf negative Rezensionen, aber wenn das Positive deutlich überwiegt, tröstet mich das sehr. Und das ist bei "Drei Wünsche" der Fall.

Wie gut können Sie generell mit Kritik umgehen - etwa mit Kommentaren in sozialen Netzwerken?

Laura Karasek: Es bewegt mich schon, wenn ich Gegenwind bekomme. Und es ärgert mich, wenn es persönlich wird und ich aufgrund meines Aussehens angegriffen werde. Mich trifft es besonders, wenn Kommentare von anderen Frauen kommen wie "Was hat sie denn wieder für Sachen an?" oder "Sie zeigt zu viel Haut". Bei Männern wird auf solche Sachen viel weniger geachtet - als Frau muss man sich immer noch viel mehr rechtfertigen und das macht mich traurig. Das Vergnügen am Runterputzen oder an Hasspostings kann ich wirklich nicht nachvollziehen. Ich bin jemand, der sich viel lieber an anderen Menschen erfreut und es macht mir viel mehr Spaß, anderen Leuten ein Kompliment zu machen, als sie zu beleidigen. Aus Debatten halte ich mich raus, aber es rührt mich, wenn andere Leute für mich in die Bresche springen und mich verteidigen.

Über das Thema Vorurteile und Feminismus haben Sie vor einiger Zeit auch eine Kolumne verfasst, in der Sie schrieben: "Man kann Feministin sein und trotzdem Sex, Glitzerkleider und Männer geil finden!" Wie viel Gegenwind haben Sie speziell für diese Kolumne bekommen - und befanden sich viele Frauen darunter?

Laura Karasek: Teils, teils. Es gibt natürlich die Frauen, die sagen "Die redet wie eine Feministin und trägt trotzdem Make-up!", aber zum Glück gibt es auch tolle Feministinnen wie Margarete Stokowski oder Kathrin Weßling, die mich bestätigen und für die ich schwärme. Es ist ein Trugschluss, dass man als Feministin Männer hassen und alles, was funkelt, ablehnen muss. Mein Verständnis von Feminismus besteht darin, andere Frauen zu fördern und sie darin zu bestärken, dass sie alles machen können und dabei so aussehen dürfen, wie sie wollen, ohne sich anpassen zu müssen.

ZDF/Steffen Matthes

Wie sehen Ihre langfristigen Pläne aus? Möchten Sie vorrangig in der Medienbranche bleiben? Und welche Rolle wird die Literatur künftig spielen?

Laura Karasek: Ich habe ganz unbescheiden gleich mehrere Wünsche. Ich möchte unbedingt, dass "Zart am Limit" weitergeht. Es ist wirklich ein Wahnsinnsglück, als blutige Anfängerin direkt mit einer Show starten zu dürfen, die auch noch den eigenen Namen trägt. "Die Höhle der Lügen" ist auch ein Superformat. Allgemein habe ich auch Lust auf Gameshows, weil ich auch privat gerne spiele - von Tabu über Scharade bis Poker. Und natürlich ist die Verfilmung meines Romans "Drei Wünsche" ein Riesenziel, weil ich gerne am Drehbuch mitschreiben möchte. Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, andere Drehbücher zu schreiben.

Wenn Sie zwischendurch Zeit haben: Welche Serien und TV-Sendungen schauen Sie selbst gerne?

Laura Karasek: Ich liebe Serien wie  "Fleabag",  "The Morning Show" oder  "Big Little Lies", in denen starke Frauen porträtiert werden. Meine absolute Lieblingsserie ist aber  "Bad Banks". Fantastische Schauspieler, eine mitreißende Story - einfach alles daran liebe ich sehr. Ansonsten fand ich auch  "The Loudest Voice" und  "How to Sell Drugs Online (Fast)" stark und ich gucke gerne die Shows von Joko & Klaas und Jan Böhmermann.

Vielen Dank für das sympathische Gespräch und alles Gute für die Zukunft!

Die zweite Staffel der Talkshow  "Laura Karasek - Zart am Limit" wird ab dem 19. März immer donnerstags um 22.15 Uhr bei ZDFneo erstausgestrahlt. Die jeweils aktuelle Folge liegt bereits ab 10 Uhr in der ZDFmediathek auf Abruf bereit.


 

Über den Autor

Glenn Riedmeier ist Jahrgang '85 und gehört zu der Generation, die in ihrer Kindheit am Wochenende früh aufgestanden ist, um stundenlang die Cartoonblöcke der Privatsender zu gucken. "Bim Bam Bino", "Vampy" und der "Li-La-Launebär" waren ständige Begleiter zwischen den "Schlümpfen", "Familie Feuerstein" und "Bugs Bunny". Die Leidenschaft für animierte Serien ist bis heute erhalten geblieben, zusätzlich begeistert er sich für Gameshows wie z.B. "Ruck Zuck" oder "Kaum zu glauben!". Auch für Realityshows wie den Klassiker "Big Brother" hat er eine Ader, doch am meisten schlägt sein Herz für Comedyformate wie "Die Harald Schmidt Show" und "PussyTerror TV", hält diesbezüglich aber auch die Augen in Österreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten offen. Im Serienbereich begeistern ihn Sitcomklassiker wie "Eine schrecklich nette Familie" und "Roseanne", aber auch schräge Mysteryserien wie "Twin Peaks" und "Orphan Black". Seit Anfang 2013 ist er bei TV Wunschliste vorrangig für den nationalen Bereich zuständig und schreibt News und TV-Kritiken, führt Interviews und veröffentlicht Specials.

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