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TV-Kritik/Review: "Big Brother" is back - Der Start der zwölften Staffel bei sixx

Tattoos, Narzissmus und große Klappen - Die TV-WG hat wieder geöffnet - von Glenn Riedmeier
(22.09.2015)

Jochen Bendel (m.) mit den Bewohnern Bianca (l.) und Atchi (r.)
Jochen Bendel (m.) mit den Bewohnern Bianca (l.) und Atchi (r.)© sixx/Willi Weber


Vier Jahre sind vergangen, seit der Große Bruder hierzulande zuletzt seine Tore geöffnet hat - die zweiwöchigen  "Promi Big Brother"-Staffeln mal außen vor gelassen. Nun meldete sich "das Original" gestern Abend auf dem neuen Sender sixx mit dem neuen Moderator Jochen Bendel zurück. Bereits im Vorfeld gaben die Verantwortlichen bekannt, dass man weniger auf spektakuläre Innovationen setzen würde, sondern sich stattdessen auf die Ursprünge der Mutter aller Realityshows besinnen wolle - "back to the roots" eben. Konkret heißt das bezogen auf  "Big Brother": Verzicht auf ein Spielfeld für aufwendige Matches, Challenges und ähnlichen Schnickschnack späterer RTL II-Staffeln. Auch getrennte Reich- und Arm-Bereiche wie zuletzt in der Promi-Variante gibt es nicht. Stattdessen leben alle Bewohner gemeinsam in einem einladenden, gemütlichen Haus. Im Garten gibt es allerdings einen kuppelförmigen Strafbereich, der bereits im Verlauf der Einzugsshow zum Einsatz kommt.

Insgesamt 13 Bewohner sind in der dreistündigen Startshow ab 20.15 Uhr in die bekannteste TV-WG Deutschlands eingezogen. Sie verbringen im besten Fall 92 Tage, also rund 13 Wochen in dem von Kameras überwachten Haus - es handelt sich somit um die kürzeste Staffel in der deutschen Geschichte von "Big Brother". In anderen Ländern entsprechen Laufzeiten zwischen zehn und 13 Wochen allerdings dem Standard. Auch auf aufwendige körperliche Herausforderungen für die Bewohner wird beispielsweise in Großbritannien verzichtet - und stattdessen auf wohldurchdachte psychologische Spielchen gesetzt, um die Kandidaten aus der Reserve zu locken.

Die Einzugsshow selbst zeichnet sich durch altbekannte Elemente, aber auch ein paar originelle Einfälle aus. Zu Beginn meldet sich die vertraute Big Brother-Stimme (gesprochen von Phil Daub) höchstpersönlich zu Wort und verspricht, dass den Kandidaten diesmal "ALLES" abverlangt wird. Und dann geht es auch schon los. Die Studiokulisse kommt passend zum neuen Logo in einem knalligen Grün daher, ansonsten sieht alles vertraut aus. Jochen Bendel wandert zwischen Couch und Pult hin und her, um ihn herum sind Monitore aufgebaut, die den Überwachungscharakter der Sendung verdeutlichen sollen. Die 13 Bewohner werden in kurzen Einspielfilmen vorgestellt und anschließend von Jochen Bendel im Studio interviewt, bevor sie nacheinander in das "Big Brother"-Haus einziehen. Ein Reserve-Kandidat wird im Studio damit überrascht, dass er sofort einziehen darf.

Eine noch größere Überraschung hält Big Brother kurz darauf bereit: Nachdem die ersten sechs Bewohner eingezogen sind, werden diese darüber informiert, dass sie sich aus den noch kommenden Kandidaten jeweils einen Partner aussuchen müssen, mit dem sie bis auf Weiteres ein Team bilden. Das heißt, sie müssen gemeinsam Matches bestreiten, werden zusammen bestraft und landen auch zu zweit auf der Nominierungsliste. Ein solcher unerwarteter "Twist" zum Staffelstart ist für das deutsche "Big Brother" ein Novum - offenbar haben sich die Macher etwas bei den Kollegen im Ausland abgeguckt. Durch die erzwungene Teambildung kommen erste charakterliche Schwächen ans Tageslicht, als zunächst niemand ein Team mit der korpulenten ?sa bilden will. Bewohner Kevin soll sich als letztes zwischen zwei potentiellen Teampartnern entscheiden. Thomas wird von Kevin nicht gewählt und muss nun vorerst im Strafbereich sein Dasein fristen.

Jochen Bendel macht seine Sache völlig solide und man merkt ihm seine eigene Begeisterung für das Format sichtlich an. Anders als etwa in seiner Funktion als Kommentator in der "Promi Big Brother"-Late-Night-Show, hält sich der Moderator mit allzu frechen Sprüchen zurück und behandelt die nervösen Kandidaten mit angemessenem Respekt. Auch sonst wird erfreulicherweise auf überflüssige Comedy-Einlagen wie etwa von Cindy aus Marzahn verzichtet. Trotz der überlangen Sendezeit von drei Stunden ist die Einzugsshow gerade im Vergleich zu früheren Staffeln äußerst kurzweilig geraten und kommt ohne größeren Leerlauf aus.

Lusy, eine von 13 neuen "Big Brother"-Bewohnern
Lusy, eine von 13 neuen "Big Brother"-Bewohnern© sixx/Stefan Menne

Für Unmut bei den Fans sorgten sixx und Endemol im Vorfeld, als die ersten Bewohner bekannt gegeben wurden. Anders als erwartet und beispielsweise von Jochen Bendel gewünscht (wunschliste.de berichtete), verfügen einige Kandidaten über eine mediale Vorgeschichte - dies reicht von einer Mitwirkung in anderen TV-Formaten wie  "Catch the Millionaire" oder  "Berlin - Tag & Nacht" bis hin zu einer Internet-Popularität mit immerhin 440.000 Facebook-Fans. Außerdem scheinen großflächige Tätowierungen Einstellungsvoraussetzung gewesen zu sein. Natürlich dürfen auch die obligatorische Stripperin und der Fitnesscrack mit Sixpack nicht fehlen. Von "Medienprofis" oder gar "Promis" ist bei den Kandidaten dennoch nicht zu sprechen - doch ebenso darf jeder Zuschauer selbst entscheiden, inwiefern die Auswahl der Bewohner tatsächlich einem Querschnitt der Gesellschaft entspricht. Etwas mehr Kandidaten der Sorte "Junge/Mädchen von nebenan" und etwas weniger "Ich bin exzentrisch und werde das allen auch beweisen!" hätten sicherlich nicht geschadet. Die Verantwortlichen meinen dazu, dass es heutzutage schwierig sei, noch Bewerber zu finden, die nicht medienaffin sind und nicht schon in irgendeiner Form öffentlich in Erscheinung getreten sind - und griffen daher in einigen Fällen offensichtlich auf Leute aus einer Castingdatenbank zurück.

Es bleibt allerdings anzumerken, dass es beinahe schon Tradition hat, gerade unter deutschen "Big Brother"-Fans, zu Beginn einer Staffel alles zu verteufeln und über die Kandidatenauswahl zu meckern. Nach einer Eingewöhnungsphase von etwa zwei bis drei Wochen haben sich normalerweise die Gemüter beruhigt. Bis dahin haben sich Favoriten und Antagonisten herauskristallisiert und die Zuschauer können so richtig mitfiebern. Davon abgesehen hat sich sowohl in früheren Normalo- als auch Promi-Staffeln gezeigt, dass der Bekanntheitsgrad eines Bewohners nahezu nichts über seinen Unterhaltungswert aussagt und insofern auch nicht unbedingt relevant ist.

Am grundlegenden Konzept und Verlauf der Sendung ändert sich übrigens nichts. Alle zwei Wochen muss ein Bewohner das Haus verlassen, die Zuschauer bestimmen per Telefonvoting über den Verbleib. Zur Auswahl stehen jeweils die Kandidaten, die eine Woche zuvor von ihren Mitbewohnern die meisten Nominierungsstimmen erhalten haben. Zum Ende der Startshow verkündet Big Brother den Bewohnern allerdings unverblümt die schlechte Nachricht, dass sie alle nominiert sind und einer von ihnen bereits nach einer Woche das Haus verlassen muss. sixx setzt übrigens auf ein Positiv-Voting nach der Devise "Wer soll im Haus bleiben?". Dementsprechend endet für denjenigen Bewohner mit den wenigsten Anrufen in einer Woche das Experiment. Diese Variante begünstigt, dass polarisiende Bewohner bessere Chancen auf einen Verbleib im Haus haben als Langweiler, die sich im Hintergrund halten. Der Gewinner erhält nach Ablauf der 92 Tage eine Siegprämie von 100.000 Euro.

Anders als früher sind die Tageszusammenfassungen nicht mehr am Vorabend zu sehen, sondern am späten Abend um 22.10 Uhr - dies ist in Großbritannien übrigens schon immer der Fall gewesen. Die wöchentlichen Liveshows "Big Brother - Die Entscheidung", in welchen die Bewohner nominieren bzw. von den Zuschauern aus dem Haus gewählt werden, sind jeweils dienstags um 20.15 Uhr zu sehen. Wenn sixx keine elementaren Fehler begeht, dürfte einer erfolgreichen Rückkehr von "Big Brother" nichts im Weg stehen, da die Realityshow über eine treue Fangemeinde verfügt und gerade auf den späteren Sendeplätzen hohe Marktanteile zu erzielen sind, die weit über dem Senderschnitt liegen. Nach vier Jahren heißt es jetzt also wieder "Big Brother is watching you" - ob sich auch genügend Zuschauer finden, für die ab sofort wieder gilt: "We are watching Big Brother", wird sich in den kommenden Wochen herausstellen.


 

Über den Autor

Glenn Riedmeier ist Jahrgang '85 und gehört zu der Generation, die in ihrer Kindheit am Wochenende früh aufgestanden ist, um stundenlang die Cartoonblöcke der Privatsender zu gucken. "Bim Bam Bino", "Vampy" und der "Li-La-Launebär" waren ständige Begleiter zwischen den "Schlümpfen", "Familie Feuerstein" und "Bugs Bunny". Die Leidenschaft für animierte Serien ist bis heute erhalten geblieben, zusätzlich begeistert er sich für Gameshows wie z.B. "Ruck Zuck" oder "Kaum zu glauben!". Auch für Realityshows wie den Klassiker "Big Brother" hat er eine Ader, doch am meisten schlägt sein Herz für Comedyformate wie "Die Harald Schmidt Show" und "PussyTerror TV", hält diesbezüglich aber auch die Augen in Österreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten offen. Im Serienbereich begeistern ihn Sitcomklassiker wie "Eine schrecklich nette Familie" und "Roseanne", aber auch schräge Mysteryserien wie "Twin Peaks" und "Orphan Black". Seit Anfang 2013 ist er bei TV Wunschliste vorrangig für den nationalen Bereich zuständig und schreibt News und TV-Kritiken, führt Interviews und veröffentlicht Specials.

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Leserkommentare

  • Yoda_FDS schrieb am 23.09.2015, 11.59 Uhr:
    Ich kann die Kritik bezüglich der Kandidaten nicht teilen.
    So gelungen die Einzugsshow auch war, so beschissen ist die Bewohnerauswahl. Wir haben hier nicht 'ein paar' Bewohner die bereits in den Medien waren. Fast ALLE Bewohner sind Laiendarsteller oder Facebook- und YouTube-Stars. Dazu kommt dass sich die meisten bereits vor der Show irgendwie kannten.
    Dadurch hat Sixx sein Versprechen einer Normalo-Staffel gebrochen und den Grundgedanken, dass 12 wildfremde Menschen sich im Container treffen, ignoriert.