Das Film- und Fernsehserien-Infoportal

Log-In für "Meine Wunschliste"

Passwort vergessen

  • Bitte trage Deine E-Mail-Adresse ein, damit wir Dir ein neues Passwort zuschicken können:
  • Log-In | Neu registrieren

Registrierung zur E-Mail-Benachrichtigung

  • Anmeldung zur kostenlosen Serienstart-Benachrichtigung für

  • E-Mail-Adresse
  • Für eine vollständige und rechtzeitige Benachrichtigung übernehmen wir keine Garantie.
  • Fragen & Antworten

TV-Kritik/Review: The 100

TV-Kritik zum SciFi-Drama - von Marcus Kirzynowski
(14.04.2014)

Auswahl der 100 straffälligen Jugendlichen, die auf die verwilderte Erde geschickt werden.
Auswahl der 100 straffälligen Jugendlichen, die auf die verwilderte Erde geschickt werden.


Es ist schon eine Krux mit den Serien von The CW, dem kleinsten der großen US-Fernsehnetworks. Einerseits ist er neben Syfy fast der einzige Sender, der überhaupt regelmäßig Serien für Science-Fiction-Fans in Auftrag gibt. Andererseits sind diese dann immer so stark auf seine extrem junge Kernzielgruppe zugeschnitten, dass erwachsene Genrefreunde schnell abgeschreckt werden. Die Prämisse seines neuen Endzeit-Epos  "The 100" ist durchaus faszinierend (wenn auch nicht unbedingt originell): Ein Atomkrieg hat das menschliche Leben auf der Erde unmöglich gemacht, die letzten Überlebenden haben Zuflucht auf der "Arche" gefunden, einem Zusammenschluss aller existierenden Raumstationen. 97 Jahre später geht der Restmenschheit langsam, aber sicher die Luft (sprich der Sauerstoff) aus und es wird ein riskanter Plan geschmiedet, um den Fortbestand der Spezies zu sichern. Einhundert straffällig gewordene Jugendliche, die nach den strengen Gesetzen der postapokalyptischen Gesellschaft eigentlich auf ihre Hinrichtung warten, werden auf die Erde geschickt. Sie sollen testen, ob das Überleben dort inzwischen wieder möglich ist.

Hier fangen die Logiklöcher schon an, denn kein politisches System der Welt - ob prä- oder postapokalyptisch - würde wohl eine Gruppe Teenager ohne Begleitung von Militärs und ohne jegliches Survivaltraining von einem Tag auf den anderen einfach auf die verwilderte Erde schießen - schon gar nicht, wenn die Zukunft der gesamten Menschheit davon abhinge. Dramaturgisch schlimmer ist, wie die Ankunft auf der Erde gestaltet wird: Kaum sind die Teenies angekommen und springen, sich ihrer ungewohnten Freiheit freuend, durch den Wald, ertönt der fröhliche Popsong "Radioactive" von Imagine Dragons. Damit haben die Produzenten jeglichen Anspruch auf ein ernsthaftes Endzeit-Drama quasi schon selbst aufgegeben. Nicht viel glaubwürdiger sind die Dialoge der natürlich - wie bei The CW-Serien üblich - ausnahmslos schönen Gestrandeten. Da muss das eine attraktive Mädel (Octavia, Typ heiße, aber zickige Brünette) dem anderen (Clarke, Typ clevere, verantwortungsvolle Blonde) gleich mal zuraunen, dass der süße Junge ihr gehöre, worauf Clarke antwortet, es interessiere sie einen Dreck, was Octavia für sich reklamiere. Glaubwürdiger wäre sogar gewesen, wenn die Teens unmittelbar nach ihrer Landung erst einmal übereinander hergefallen wären - aber das ist hier schließlich kein Pay-TV, sondern letztlich nur sittenstrenges US-Networkfernsehen.

Clarke Griffin (Eliza Taylor) irrt nach der Ankunft auf der Erde durch den Wald.
Clarke Griffin (Eliza Taylor) irrt nach der Ankunft auf der Erde durch den Wald.

Das Schlechteste an der Pilotfolge ist aber, dass man als erfahrener Zuschauer im Grunde in jeder Szene schon ahnt, was als nächstes passieren wird: Octavia (Marie Avgeropoulos) springt in einen Fluss (nicht ohne sich vorher bis auf die Unterwäsche auszuziehen, wofür sie einen bewundernden Kommentar des nerdigen Typen erhält) - Unterwassermonster taucht auf und will sie schnappen. Der Junge freut sich überschwänglich, dass er es mit einem Seil auf die andere Seite des Flusses geschafft hat - prompt hat er einen Pfeil im Bauch. Auf der Arche soll unterdessen die engagierte Ärztin und Ratsfrau Abigail Griffin (Paige Turco) vom ehrgeizigen Vizekanzler Kane (Henry Ian Cusick) aus der Luftschleuse geworfen werden, weil sie bei der Rettung des angeschossenen Kanzlers Jaha mehr Blutkonserven verbraucht hat als erlaubt - der gerade aus der OP erwachte Kanzler (Isaiah Washington) schleppt sich in letzter Minute ins Bild, um sie zu begnadigen. So hakt Chefautor Jason Rothenberg pflichtschuldig, aber uninspiriert einen Plot-Point nach dem anderen ab.

Dabei kann die Inszenierung durchaus überzeugen: Die CGI-Animationen vor allem der Raumstation sehen ansprechend aus, ebenso die Außenaufnahmen auf der von der Natur zurückeroberten Erde, das Tempo ist rasant und zumindest die älteren Schauspieler wie Ex- "Grey's Anatomy"-Doktor Washington agieren solide. Die Teenager-Darsteller (im echten Leben alle schon Mitte 20 oder älter) sind offensichtlich eher nach Aussehen als nach Talent besetzt worden, aber auch wieder nicht so schlecht, dass sie die Handlung verderben würden. Das erledigen die Autoren dann schon selbst, zumindest in der ersten Folge. Danach gewinnen die Bücher überraschend an Qualität, wenn auch nur langsam. In der dritten Episode zeigen einige der Teens plötzlich unerwartete Charakterzüge, stellt sich die Bitch Octavia als doch nicht ganz so bitchig heraus und auch der egozentrische selbsternannte Anführer Bellamy (Bob Morley) beweist auf einmal Mitgefühl. Durch eine parallel erzählte Handlung auf der Arche, die komplett in der Vergangenheit spielt, legt die Story zusätzlich an Komplexität zu. Und auch die unpassend eingesetzten Chartshits sind plötzlich weg.

Die Geschichte selbst ist natürlich nicht mehr als eine Mischung aus allen möglichen Survival-in-neuer-Welt-Szenarien, die man schon aus SF-und Mysteryserien von  "Earth 2" über  "Lost" bis  "Terra Nova" kennt. Vor allem bei ersterer Steven-Spielberg-Serie aus den 1990ern hat sich Kass Morgan, die Autorin der Buchvorlage (eine mehrbändige Jugendbuchreihe à la "Tribute von Panem"), offensichtlich noch mehr abgeschaut: die Raumstation als unwirtliche Heimat der Restmenschheit, die dortigen politischen Konflikte, die unterschiedlichen Loyalitäten der Gestrandeten, zu denen hier wie dort eher regierungsnahe Mitglieder - hier der Sohn des Kanzlers und Clarke (Eliza Taylor-Cotter), die Tochter der Ratsfrau - und regierungsfeindliche (hier der rebellische Bellamy) gehören. Das schmälert nicht das prinzipiell interessante Worldbuilding, auch wenn das politische System auf der Arche bislang noch etwas vage bleibt. Und auch die bereits in der Pilotfolge ausbrechenden Klassenkonflikte zwischen den Teenagern haben durchaus dramatisches Potential. Eine vielschichtige politische Parabel wie  "Battlestar Galactica" wird uns The CW zwar sicher nicht liefern, aber wer bereit ist, über typische Teenieserien-Dialoge und cheesige Soap-Elemente hinwegzusehen, kann an dieser poppigen Version einer Endzeitserie durchaus seinen Spaß haben.

Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten drei Episoden von "The 100".

Meine Wertung: 3/5


Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder: The CW

 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

Beitrag melden

  •  

Leserkommentare

  • User 1083878 schrieb am 10.02.2015, 19.29 Uhr:
    Sie sollten weiterschauen. Die Dialoge - anfangs wirklich grottig - werden besser, die Schauspieler, vor allem Morley und Taylor-Cotter fangen an Ihr volles Potential auszuspielen. Vor allem Cotter fängt man Ihre Rolle als Konfliktgeplagte widerwillige Anführerin abzukaufen.Die Serie wird auch mit jeder Folge erwachsener und bringt, recht natürlich meiner Meinung nach, eine moralische Komponente dazu.. Hinterfragt Motive zu Folter, Mord und auch die Charaktere werden mehrdimensionaler..