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TV-Kritik/Review: The Astronaut Wives Club

Zurück in die 60er mit ABC - von Gian-Philip Andreas
(13.07.2015)

Beruf: Astronautengattin - die sieben Damen des "Astronaut Wives Club"
Beruf: Astronautengattin - die sieben Damen des "Astronaut Wives Club"


Nach  "Mad Men",  "Masters of Sex" und  "Manhattan" ist der Bedarf nach seriellen period pieces, die sich in den mittleren Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts tummeln, offenbar immer noch nicht erschöpft.  "The Astronaut Wives Club" ist sozusagen für jene gedacht, denen Betty Draper und Trudy Campbell in "Mad Men" immer zu kurz kamen. Auch hier wird mit real-historischem Hintergrund operiert, auch hier fungieren die frühen Sixties als zeitgeschichtliche Folie (in Architektur und Dekor, aber vor allem modisch und frisurästhetisch), doch anders als in "Mad Men" oder "Manhattan" stehen diesmal die Gattinnen im Mittelpunkt. Die haben mit dem aktiven Tagesgeschäft des gehobenen Werbetreibens oder Raketenforschens oder in diesem Fall Raumfahrens nichts zu tun, sollen dagegen die Rollenerwartungen als dekorative bessere Hälften erfüllen und sich ansonsten um Heim und Kind kümmern. Eine Betty und eine Trudy gibt es auch hier wieder.

Was kommt dabei heraus? Eine Art Engführung der "Mad Men" mit den  "Desperate Housewives"? Als solche mag diese auf zunächst 13 Teile angelegte und von  "Gossip Girl"-Produzentin Stephanie Savage konzipierte ABC-Hochglanzserie geplant worden sein, doch dann wurden der geplante Starttermin gecancelt und die "Wives" ein ganzes Jahr auf Eis gelegt - zu Überarbeitungszwecken. Dem Vernehmen nach sind dabei die Männerrollen aufgewertet worden. Ob das gut ist oder nicht, lässt sich ohne Kenntnis der Urfassung kaum einschätzen; allerdings fällt auf, dass die Spannungshöhepunkte in den ersten Folgen weniger mit den Beziehungen der Ehefrauen untereinander zu tun haben als mit den historischen Geschehnissen.

Und die lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: 1958 rief die NASA das Mercury-Projekt ins Leben, das in den USA die bemannte Raumfahrt begründete. Nachdem testweise diverses Getier (darunter Affen und ein Schwein) ins All geschossen worden war, gab es ein Astronauten-Casting. Die sieben jungen Männer, auf die die Wahl fiel, wurden im Kennedy-Amerika der frühen Sechziger als "Mercury Seven" verehrt, obgleich Alan Shepard, der erste Amerikaner im All, zu spät dran war, um noch als erster Mensch im All gelten zu können. Der russische Kosmonaut Juri Gagarin war ihm um drei Wochen zuvorgekommen.

Man kennt diese Geschichte und ihre historischen Protagonisten vielleicht aus Tom Wolfes Roman "The Right Stuff" oder aus dem dem darauf basierenden, mehrfach oscarprämierten Film "Der Stoff, aus dem die Helden sind" von 1983. Die darin dominierende männliche Perspektive, die die Gattinnen der Astronauten allenfalls am Rande in den Blick nimmt, drehte die junge New Yorker Journalistin Lily Koppel 2013 in ihrem Sachbuch "The Astronaut Wives Club" diametral um: Sie rückte statt der "Helden" deren Gattinnen ins Scheinwerferlicht und beleuchtete deren Part im groß angelegten PR-Spektakel, das rund um das Mercury-Projekt veranstaltet wurde.

Auf diesem Buch basiert die Serie. Sie setzt einige Zeit vor dem ersten bemannten US-Raumflug ein. Die NASA möchte schicke Publicity um die anstehende Sensation herum generieren und beauftragt deshalb den Journalisten Max Kaplan (Luke Kirby, "Mambo Italiano") damit, in den folgenden Monaten eine begleitende Artikelserie über die Ehefrauen der Astronauten zu schreiben: heitere Home Stories, ein bisschen jugendfreien Klatsch und viel Aufregung und Romantik fürs "Life Magazine". Das "schöne Foto" gilt dabei als Maßstab, die Frauen dienen als reines Deko-Objekt.

Eine der Ehefrauen: Rene Carpenter (Yvonne Strahovski, bekannt aus "Chuck")
Eine der Ehefrauen: Rene Carpenter (Yvonne Strahovski, bekannt aus "Chuck")

In den ersten Episoden muss dafür viel Vorstellungsarbeit geleistet werden. Sieben Astronauten, sieben Gattinnen, das sind vierzehn Hauptfiguren, die erst einmal kennengelernt werden wollen - es fühlt sich ein bisschen so an, als käme man auf eine fremde Party und hätte ziemliche Mühe damit, möglichst schnell die eine Brünette von den anderen Brünetten und den einen Schneidigen von den anderen Schneidigen zu unterscheiden. Ob es der ABC-Castingpolitik geschuldet ist oder nicht, bleibt ungewiss, doch alle Wives und Husbands sehen aus wie aus dem Model-Katalog bestellt, und obgleich die meisten Schauspieler keine No-Names sind, fällt die Orientierung nicht leicht, zumal sich die schulterlangen Frisuren der Damen ebenso gleichen wie die raspelkurzen Haare der Herren. Profil gewinnen eingangs nur wenige von ihnen.

Etwas plump ist der Trick des Drehbuchs, sie alle am Anfang im Rahmen einer NASA-Festivität sukzessive einschweben zu lassen: Betty (JoAnna Garcia Swisher aus  "Reba") und Gus Grissom (Joel Johnstone), Rene (Yvonne Strahovski aus  "Chuck") und Scott Carpenter (Wilson Bethel aus  "Hart of Dixie"), Louise (Dominique McElligott aus "Moon") und Alan Shepard (Desmond Harrington aus  "Dexter"), Trudy (Odette Annable aus "The Unborn") und Gordon Cooper (Bret Harrison aus  "Reaper - Ein teuflischer Job"), Marge (Erin Cummings) und Deke Slayton (Kenneth Mitchell aus  "Jericho - Der Anschlag"), Annie (Azure Parsons) und John Glenn (Sam Reid) sowie Jo (Zoe Boyle) und Wally Schirra (Aaron McCusker aus  "Fortitude"). Noch bevor die erste Musiknummer abgespielt ist, haben sich alle vorgestellt. Am besten skippt man dann zu Übungszwecken noch einmal zurück.

Nach und nach werden den sieben Paaren Merkmale zugeordnet, die über Oberflächlichkeiten freilich kaum hinauskommen. So kriselt es in der Shepard-Ehe, was sich in Louises stolz-melancholischem Blick zeigt und dann in den Schürzenjagden Alans manifestiert. Annie stottert, was ein Problem für die PR-Interviewroutinen werden könnte, vor allem, als sich überraschend der Vizepräsident bei ihr ankündigt. Rene spielt sich als blonde "Bombshell" in Monroe-Optik bei gemeinsamen Foto-Terminen in den Vordergrund, zum Verdruss der anderen Frauen. Marge hat ein Geheimnis und wird von einem Privatdetektiv belästigt. Trudy lebt in Scheidung von Gordon, spielt für die NASA allerdings weiter die liebende Ehefrau. Eigentlich würde sie lieber selbst ins All fliegen. Man merkt schon: Die Themen sind eher Soap Opera als "Masters of Sex". Die Shepards und die Grissoms stehen im Zentrum der ersten Folgen, doch Eindruck machen eher die zielstrebige Trudy, die gehandicappte Annie sowie  "Californication"-Star Evan Handler, der als NASA-Glatzkopf Dunk die PR-Show managt und Probleme pragmatisch ausputzt.

Von der nicht so clever gemanagten Personenfülle abgesehen macht "The Astronauts Wives Club" in den ersten Episoden viel richtig: Wie Regisseurin Lone Scherfig ("An Education") etwa die verschiedenen Bildschichten kombiniert, ist sehenswert. Da wird vom historischen Doku-Footage nahtlos in nachgestellte Schwarzweiß-Aufnahmen übergeblendet, die dann in Farbe überwechseln und in die Szenerie der erzählten Handlung eintauchen. Auch weiß Scherfig das Spannungspotenzial der ersten Testflüge der Astronauten auszunutzen - schon allein, weil der Misserfolg früherer, unbemannter Versuche wie ein Damoklesschwert über den entsprechenden Szenen schwebt. Obwohl mit den üblichen Stereotypen des Raumfahrtfilms operiert wird (Ground-Control-Mitarbeiter, die jubelnd aufspringen und kollektiv applaudieren), vermittelt sich die Nervosität und der emotionale Aufruhr der Beteiligten zu Beginn einer neuen technologischen Ära - und auch die tiefe Kränkung, die der Sputnik-Coup der Sowjets den Amerikanern ein paar Jahre zuvor zufügt hatte.

Trotzdem enttäuschen die ersten Folgen, denn das Problem- und Beziehungsgefüge der Ehefrauen, das, was der Titel "Club" nennt, geriet wesentlich weniger zwingend als der historische Hintergrund, vor dem agiert wird. Das ist schade - gerade angesichts des Anspruchs, einen dezidiert weiblichen Blick auf die Zeit anbieten zu wollen. Die Dialoge sind von der Qualität der genannten anderen Period-Piece-Serien weit entfernt, und obwohl in den ersten Folgen große zeitliche Sprünge unternommen werden, überträgt sich der angestrebte epische Atem kaum. Kann natürlich gut sein, dass sich das bessert, wenn jede der sieben Frauen im Verlauf der Staffel näher beleuchtet wurde. Zweifel bleiben, denn auch der Soundtrack verfehlt den rechten Ton: Der sonderbare Mix aus Big-Band-Jazz, Retro-Surf-Rock und deplatziertem Synthiepop trägt nicht gerade zur zeithistorischen Versenkung bei.

Meine Wertung: 3/5


Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten beiden Episoden der Serie.


Gian-Philip Andreas
© Alle Bilder: ABC Studios


 

Über den Autor

Gian-Philip Andreas hat Kommunikationswissenschaft studiert und viel Zeit auf diversen Theaterbühnen verbracht. Seit 1997 schreibt er für Print und online vor allem über Film, Theater und Musik. Daneben arbeitet er als Sprecher (fürs Fernsehen) und freier Lektor (für Verlage). Für TV Wunschliste rezensiert er seit 2012 Serien. Die seiner Meinung nach beste jemals gedrehte Episode ist Twin Peaks S02E07 ("Lonely Souls") ­- gefolgt von The Sopranos S03E11 ("Pine Barrens"), The Simpsons S08E23 ("Homer's Enemy"), Mad Men S04E07 ("The Suitcase"), My So-Called Life S01E11 ("Life of Brian") und selbstredend Lindenstraße 507 ("Laufpass").

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