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TV-Kritik/Review: Wynonna Earp
(11.04.2016)
Der Syfy-Kanal ist ein Gemischtwarenladen, der längst nicht nur reine-Science Fiction im Angebot hat, und wenn doch, dann meist im Doppelpack mit anderen Genres, mit Fantasy zum Beispiel, in
"Weird West" ist wie geschaffen für die Genre-Kombiniererei des Syfy-Kanals. Der Begriff meint die Anreicherung typischer Western-Motive, -Plots und -Charaktere durch fremde Genre-Elemente, etwa Fantasy, Sci-Fi oder Horror. Die "Wynonna Earp"-Comics von Beau Smith (zuletzt erschienen bei IDW) machen genau dies: Seit 1996 erzählen sie von einer Nachfahrin des (historischen) Westernhelden Wyatt Earp, der 1881 an der Schießerei am OK Corral teilnahm und als Deputy von Tombstone schon so manchen Western durchstiefelte. Wynonna, die Ur-Ur-Enkelin dieses Gesetzeshüters, bekommt es in der Jetztzeit mit den als Dämonen wiederauferstandenen Opfern Earps zu tun, die ganz buchstäblich in einem Fegefeuer gefangen zu sein scheinen und "Purgatory" unsicher machen. Diesen sprechenden Namen trägt das Wüstenstädtchen, in dem Earps Nachfahren seit Generationen leben und über den "Peacemaker" wachen, jenen sagenumwobenen Colt, mit dem der berühmte Spieler und Sheriff, der auch Bergmann und Saloon-Wirt war, seinerzeit zu Werke ging.
Ein Flintenweib mit prominentem Stammbaum, dem die Effizienz des Eliminierens in den Genen liegt, eine Art
In welche Richtung das Ganze geht, wird schon ganz am Anfang der Pilot-Episode klar. Da bleibt Wynonna mit dem Bus in der nächtlichen Wüste liegen, auf dem Weg nach Purgatory, ihr Heimatkaff, das sie seit einer Dämonen-Attacke auf ihre ältere Schwester nicht mehr besucht hat. Draußen vor dem Bus wird sie prompt von einem solchen Dämon angefallen. Dämonen haben hier rot leuchtende Augen und heißen "Revenants", also "Wiedergänger", worunter man mit gutem Grund auch Zombies verstehen darf. Die erste Actionszene - Wynonnas Kampf mit dem "Revenant" - sieht aus, als habe ein übermotivierter Praktikant am Laptop mal eben alle Effekte durchprobiert: Es wird hektisch geschnitten, verwischt, in runtergepitchter Tonhöhe höllenhündisch gegrollt und wie im Martial-Arts-Film gesprungen. Wynonna kann irgendwie alles. Überzeugend sieht das jedenfalls in keiner Sekunde aus, was aber nicht heißt, dass es, wenn man denn will, keinen diebischen Spaß bereiten kann. Anders gesagt: Wer diese Szene schlimm findet, kann gleich abschalten. Denn was folgt, ist eine krude, aber ganz gewiss nicht öde Mischung aus plakativen Charakteren, albernen Spezialeffekten und einer Serien-Comicmythologie, die vorzustellen einen Gutteil der ersten Episode ausmacht.
Von Wyatt Earp hat Wynonna das Schießtalent geerbt, aber auch diverse andere Arten des Nah- und Fernkampfs. Auf sich allein gestellt ist sie dabei zum Glück nicht. In Purgatory wird der Familien-Saloon noch von ihrer bärbeißigen Tante geführt, auch harrt dort noch Wynonnas kecke jüngere Schwester Waverly (Dominique Provost-Chalkley) aus, ein All American Girl, das zwar in entlegenster Provinz zwischen Cowboys und Koyoten aufwächst, aber so forciert überironisch wie ein Großstadt-Teenager die Meta-Ebenen medial gespiegelter Cuteness entlangtanzt. Sogar eine lesbische Affäre mit der lokalen Polizistin wird in Folge zwei schon vorbereitet (in einer Szene, die an die Erotik-Clips im Nachtprogramm der Sportsender erinnert). Das passt alles nicht ganz zusammen, aber als Komplementärfigur zu Wynonna funktioniert sie ganz gut. Die Titelfigur wiederum wird von der sehr charismatischen Scrofano als taff Desillusionierte und (wodurch auch immer) mit allen Wassern Gewaschene gespielt, in Lederjacke und mit schwarz lackierten Fingernägeln. Trotzdem leidet ihre Figur ein wenig darunter, dass die Dialoge und Regieanweisungen das, was man sieht, permanent noch unterstreichen wollen. Deshalb muss Wynnona/Scrofano dauernd "yep" und "nope" sagen und im Gespräch mit allen anderen stets verächtlich schnauben, damit auch wirklich jeder mitkriegt, dass die Protagonistin "badass" sein soll. So "badass", dass sie auch schon mal geschmacksunsicher tätowierte Jünglinge scheinverführen darf.
Und auch das Gesetz hat es nach Purgatory verschlagen. Agent Xavier Dolls (Shamier Anderson) möchte Wynonna zum Mitglied der "Black Badge Division" machen, einer Spezialeinheit der Regierung, die sich auf den Kampf gegen das Übernatürliche spezialisiert hat. Als steinern humorloser, aber äußerst gutaussehender Profi wird er als Korrektiv zu Wynonnas hemdsärmeligem Pragmatismus in Stellung gebracht - und natürlich auch als Love Interest.
Schließlich ist da noch Doc Holliday. Der ehemalige Weggefährte Wyatt Earps ist offenbar durch einen Fluch unsterblich geworden. Was er da genau vorhat in Purgatory, ist noch nicht klar. Womöglich spielt er ein Doppelspiel, ganz so wie im 19. Jahrhundert, da war ihm das auch vorgeworfen worden. Macht also Holliday, der immer noch so aussieht wie ein Cowboy im klassischen Wilden Westen, mit den "Revenants" gemeinsame Sache, mit denen er immerhin im Trailer Park zusammenwohnt? Oder wird er bald an Wynonnas Seite stehen? Darsteller Tim Rozon (aus der Viva-Serie
"Wynonna Earp" präsentiert sich als schwer einzuschätzende Wundertüte: Vieles hier ist bodenloser Trash, garniert mit Leuchtaugen-Zombies, die durch schlecht gerenderte Feuersbrünste im Boden versinken und beim Angriff "Stiiiirb!" gurgeln. Die Dialoge sind oft zum Steinerweichen doof. Anderes dagegen überzeugt: vom tarantinoesken Vorspann, der die anvisierte Stimmung gut auf den Punkt bringt, bis zu den staubig schönen Wüstenpanoramen, die in der Nähe von Calgary gedreht wurden. Erfreulich ist, dass sich "Wynonna Earp" - darin ganz dem Comic verpflichtet - bei alledem nie unnötig ernst nimmt. Diese Selbstironie (und Scrofanos coole Rotzigkeit) könnten geneigte Weird-West-Fans also auch auf Staffellänge bei Laune halten. Der Rest hat wahrscheinlich schon nach fünf Minuten abgeschaltet.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten beiden Episoden von "Wynonna Earp".
Gian-Philip Andreas
© Alle Bilder: Syfy
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