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Der Doppel-Streik, die Evolution im Streaming-Markt und Sparzwänge allenthalben: Das internationale Fernsehjahr 2023 im Rückblick

von Bernd Krannich
(28.12.2023)
Wie hat dieses Jahr die Medienwelt international verändert?
Prägten das Serienjahr: "The Last of Us" und "Silo" sowie zwei Streiks und Verschiebungen in der Streaming-Welt
HBO/Apple TV+/WGA + SAG-AFTRA/Paramount Global
Der Doppel-Streik, die Evolution im Streaming-Markt und Sparzwänge allenthalben: Das internationale Fernsehjahr 2023 im Rückblick/HBO/Apple TV+/WGA + SAG-AFTRA/Paramount Global

2023 ist auf dem Weg aus der Tür - und nach unserem ausführlichen Blick auf das Fernsehjahr in Deutschland (TV Wunschliste berichtete) sowie einem Blick auf die hiesigen Top-Ereignisse (TV Wunschliste berichtete) einerseits und die Flops (TV Wunschliste berichtete) andererseits schweift unser Blick nun in die weite Welt - vor allem aber über den großen Teich in die USA. Welche Trends haben für Veränderungen in der Fernsehlandschaft gesorgt, was sind die Ursachen und Auswirkungen? Woran wird man sich in Zukunft erinnern, wenn man sich fragt: Was ist in der Fernsehwelt eigentlich '23 passiert? Nach der Halbzeit unserer Jahresrückblicke werfen wir nun einen Blick auf das internationale Fernsehjahr 2023.

Serientrends?

Dieser Tage kommen zahlreiche "Bestenlisten" im Fernsehen und Serienbereich heraus. Dabei scheint durch: So richtig etwas bahnbrechend Neues war 2023 nicht dabei. Stattdessen stehen oben zumeist sehr gut gemachte Serien nach "etablierten" Strickmustern.

Herausragend unter den neuen Serien ist sicher die Videospiel-Adaption  "The Last of Us" von HBO in Qualität und Anspruch. Rian Johnson hat mit  "Poker Face" ein altes Genre ausgegraben, das schon lange vergessen schien: Krimifolgen, in denen der Zuschauer den Täter schon kennt und nun zuschaut, wie er von einer gewitzten Ermittlerin überführt wird. Insgesamt dominieren die Erfolgslisten unter den neueren Formaten mal wieder die Serienfassungen aus bekannten Erzählwelten und Franchises - so auch die junge Prime-Video-Serie  "Generation V" oder die Horror-Serie  "Der Untergang des Hauses Usher" aus der Feder von Netflix' Horror-Spezialist Mike Flanagan.

Damit gehen wir auch schon über in die ebenso beliebte Vorgehensweise, erfolgreiche Buchvorlagen zu adaptieren, etwa Apple TVs  "Silo" oder auch der überraschend große Netflix-Erfolg  "The Night Agent".

Weitere Dauergäste in den diesjährigen Top-Listen sind spätere Staffeln - oder gar Serienfinals -, die mal wieder den Wert von Fortsetzungsgeschichten als solche unterstreichen: Dass wir als Zuschauer über die Jahre und Staffeln mit den Figuren eine parasoziale Verbindung aufbauen, an ihren Rückschlägen, Erfolgen und Problemen teilhaben, mitfiebern. Hier ragen für viele Kritiker die zweite Staffel von  "The Bear: King of the Kitchen", Staffel fünf der Vampir-WG  "What We Do in the Shadows" und insbesondere die gelungenen Serienfinals von  "Reservation Dogs" und  "Succession" heraus.

2023 - das Jahr der großen Streiks

Jeder Branchenbeobachter hatte es kommen sehen: Ab Frühjahr 2023 haben die Vertreter der Autorengewerkschaft WGA sowie der Schauspielervertretung SAG-AFTRA auf der einen Seite sowie der Produzentenverband AMPTP auf der anderen Seite hart um neue Rahmen-Tarifverträge gerungen. Schnell kam es zum Scheitern der Verhandlungen und zum Doppel-Streik. Auf beiden Seiten ging es um zu viel, als dass man auf eine "friedliche" Lösung hoffen konnte.

Letztendlich stand ein Großreinemachen von Problemen an, die über fast ein Jahrzehnt aufgelaufen waren. Die Einnahmeströme in der Unterhaltungsindustrie und insbesondere im Serienbereich hatten sich allmählich verschoben: weg vom linearen Fernsehen hin zum Streaming. An den (Werbe-)Einnahmen des linearen Fernsehens waren Schauspieler und Drehbuchautoren lange beteiligt gewesen - über die Anzahl an Wiederholungen ließ sich der Erfolg von Serien messen, für den die Beteiligten auch nach Abschluss ihrer eigentlichen Arbeit honoriert wurden. Diese Einnahmen waren für die "Karrieren" von Schauspielern und Autoren wichtig - eben, um auch in mageren Zeiten Geld zu verdienen und dadurch auch an den Dienstleistungen ihrer Gewerkschaften teilhaben zu können (vor allem der Krankenversicherung), die allesamt an Einnahmegrenzen gekoppelt waren.

Daneben hatte sich das Thema Zukunft der Kreativ-Arbeit mit Künstlicher Intelligenz noch in die Verhandlungen geschoben.

Auf der anderen Seite die AMPTP (Alliance of Motion Picture and Television Producers), die 300 Mitglieds-Firmen vertritt, die als Masse nur sehr wenige Gemeinsamkeiten haben: Neben "mittelgroßen" Film- und Fernsehstudios gehören dazu eben auch die ganz großen Medien-Konglomerate, die jährlich je für weit mehr als ein Dutzend Film- und Premiumserien-Produktionen verantwortlich sind. Und die ihre eigenen Streaming-Dienste haben, die sich selbst gerade in einem heißer werdenden Verdrängungswettbewerb befinden und "ihr" Geld lieber in Dividenden für die Aktionäre stecken und sich um den Industrie-Teil der Unterhaltungsindustrie sorgen.

Vorhersehbarkeit

Im Angesicht von anstehenden Streiks von Drehbuchautoren und später auch Schauspielern hatte sich die Unterhaltungsindustrie vorsichtshalber schon über die Monate seit dem Jahreswechsel "heruntergefahren": Niemand wollte Projekte in der Schwebe haben, wenn ein Streik beginnt. Niemand wusste, wie lange ein Streik dauern würde (was gerade die linearen Sender mit ihrer Season zwischen September und Mai bei Bestellungen vorsichtig werden ließ, weil man nicht wusste, wie viele Programmwochen man überhaupt zu füllen hätte).

Eine kurze Geschichte gescheiterter Verhandlungen

Die Geschichte der anfänglichen Verhandlungen ist in der Tat schnell zusammengefasst: Die AMPTP konzentrierte sich in den Verhandlungsrunden auf Themen, die für die Autoren weniger wichtig waren, und ignorierte die Themen, die von großer Wichtigkeit waren - insbesondere eben Rahmenbedingungen zur Künstlichen Intelligenz, Fragen zur Mindestbesetzung von Autorenstäben und das Problem von "Erfolgsbeteiligungen" durch Streaming-Dienste (wobei auch die Frage zentral war, auf Grundlage welcher Daten das entschieden werden sollte, da die Dienste ihre Abrufzahlen stets als Firmengeheimnisse gehütet haben). Nach Ablauf des bisherigen Tarifvertrags gingen die Autoren am 2. Mai direkt in den Streik.

Während der Produzentenverband mit Regisseuren und Schauspielern verhandelte, wurde über Wochen keine weitere Sitzung mit den Autoren vereinbart - Stimmen kamen auf, dass die Produzenten die Streikenden "aushungern" wollten, sie zum Aufbrauchen ihrer Streikkassen und persönlicher Rücklagen zwingen wollten, um sie für unvorteilhaftere Kompromisse weich zu machen.


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Leserkommentare

  • TheRealSnakePlissken schrieb am 01.01.2024, 12.23 Uhr:
    Sehr aufschlussreich, Tendenzen ähnlich auch in der Schweiz in Sachen Sparzwänge beim ÖR.
  • User 65112 schrieb am 31.12.2023, 21.14 Uhr:
    Solche Hintergründe finde ich immer sehr interessant, Danke!!