"Casino" (1995): Für dieses epische, von realen Personen inspirierte Krimidrama blickt Scorsese in die Spielerstadt Las Vegas, wo Robert De Niro als Casinomanager durchstartet, dann aber böse abstürzt. Filmisch bietet der Regisseur, wie eigentlich immer, zahlreiche geniale Einfälle auf. Ein leichtes Abtauchen in die teils extrem brutale Geschichte verweigert er dem Publikum allerdings. In einer markanten Nebenrolle brilliert Sharon Stone.
"Departed: Unter Feinden" (2006): Die Adaption des asiatischen Crime-Thrillers "Infernal Affairs" (2002), für die Scorsese seinen ersten Regie-Oscar erhielt, ist sicherlich nicht sein bester Film. Und doch nimmt das komplexe, mit Täuschungsmanövern garnierte Katz-und-Maus-Spiel zwischen einem Spitzel der Polizei (Leonardo Di Caprio) und einem Spitzel der irischen Mafia (Matt Damon) von Anfang bis Ende gefangen. Nicht zuletzt dank der beiden starken Hauptdarsteller.
"Hugo Cabret" (2011): Scorseses große Liebe für die Filmkunst kommt nirgends so deutlich zum Vorschein wie in dieser Adaption eines Kinderbuchs nach Brian Selznick. Der Protagonist ist ein Waisenjunge (Asa Butterfield), der im Paris der 1930er-Jahre in einem Bahnhofsgebäude lebt und dort auf den verbitterten Kinopionier Georges Méliès (Ben Kingsley) trifft. Selten wurde in der jüngeren Vergangenheit die Magie der großen Leinwand visuell eindrucksvoller beschworen als hier. Eine Liebeserklärung, die den Betrachter wahrhaftig verzaubert!
"The Wolf of Wall Street" (2013): Sein großes Interesse am kriminellen Milieu dehnt Scorsese in der Filmbiografie von Jordan Belfort auf das Parkett der Börse aus. Leonardo DiCaprio, Stammschauspieler des Regisseurs seit "Gangs of New York" (2002), spielt hier einen windigen Finanzmakler, der es mit seiner betrügerischen Masche zu großem Reichtum bringt. Wilder, exzessiver, verrückter ging es im Werk des 1942 geborenen Filmemachers wohl noch nie zu. "The Wolf of Wall Street" macht Belforts rauschhaftes Leben greifbar und zeichnet ein ungeschminktes Bild des zügellosen US-Kapitalismus. Der Hauptdarsteller hätte eigentlich schon für seine irrwitzig energetische Performance in diesem Werk einen Oscar verdient gehabt, gewann den begehrten Goldjungen bekanntlich aber erst für seinen Tour-de-Force-Ritt in "The Revenant - Der Rückkehrer" (2015).
"Silence" (2016): Auf den hemmungslosen Exzess in "The Wolf of Wall Street" ließ Scorsese die pure Meditation folgen. In "Silence", einer Verfilmung des gleichnamigen Romans von Shûsaku Endô, befasst sich der Regisseur, der einst selbst Priester werden wollte, mit religiösen Fragen, seinem zweiten Lieblingsthema neben der organisierten Kriminalität. Zwei portugiesische Jesuiten-Priester (Andrew Garfield und Adam Driver) reisen Mitte des 17. Jahrhunderts nach Japan, um nach einem Missionar (Liam Neeson) zu suchen, der angeblich seinem christlichen Glauben abgeschworen hat. Auch wenn dieser Scorsese-Beitrag mit seinem langsamen Erzählrhythmus, seiner kontemplativen Stimmung schwerer zugänglich ist als andere Filme, lohnen sich die wuchtigen Bilder, die ausdrucksstarken Darbietungen und die vielschichtig-tiefsinnige Handlung allemal.