Der Maler und Regisseur Julian Schnabel schildert in seiner bildgewaltigen Verfilmung der Lebensgeschichte des kubanischen Schriftstellers Reinaldo Arenas von der unbedingten Suche nach Freiheit, die sich in künstlerischer, politischer und sexueller Hinsicht gegen Unterdrückung auflehnt. Mit Javier Bardem, Johnny Depp und Sean Penn. Reinaldo Arenas wird 1943 im Oriente, einer ländlichen Gegend Kubas, geboren und wächst in Armut auf. Der 19-jährige, zunächst noch glühender Mitstreiter Castros, entdeckt in Havanna Anfang der 60er Jahre eine pulsierende schwule Subkultur und entfaltet hier sein schriftstellerisches Talent. Seit dem Sturz Batistas fördert die aufbruchsbereite sozialistischen Regierung den jungen Literaten. Aber nach kurzer Blütezeit der Kunst und der Kultur bricht eine politische und moralische Eiszeit an. Durch seine kritischen Äußerungen erscheint Arenas in den Augen der Sozialisten bald als Persona non grata. Sein erster Roman, den er mit 20 veröffentlicht, bleibt seine letzte kubanische Publikation, denn die zunehmend paranoider werdende sozialistische Diktatur erblickt in Künstlern bald "Konterrevolutionäre". Da Homosexualität als "kapitalistische Degeneration" verfemt wird, bleibt es nicht aus, dass Arenas denunziert und ins Gefängnis geworfen wird. Dass sein zweites Buch zwischenzeitlich im Ausland publiziert - und in Frankreich als bester fremdsprachiger Roman preisgekrönt - wurde, macht seine Situation nicht einfacher. Als Castro schließlich vermeintlichen Kriminellen die Emigration gestattet, verlässt Arenas 1980 das Land, um im New Yorker Exil verarmt, staatenlos und vergessen an Aids zu sterben. "Bevor es Nacht wird" erzählt die bewegte Lebensgeschichte des kubanischen Schriftstellers Reinaldo Arenas und dessen Suche nach künstlerischer, politischer und sexueller Freiheit. Mit atemberaubenden Aufnahmen von Wäldern und Landschaften findet Schnabel als malender Filmemacher und filmender Maler immer wieder ein visuelles Äquivalent zur verspielten, vieldeutigen Sprache von Arenas' 1993 postum publizierten Memoiren, auf denen der Film basiert. Schnabel setzt die politische Dimension der Homosexualität ohne falsches Pathos in Szene. Javier Bardem, der zuletzt in Alejandro Amenábars mit dem "Oscar" ausgezeichneten Drama "Das Meer in mir" brillierte, spielt den lebenshungrigen Schriftsteller mit großer Überzeugungskraft und wurde für den "Oscar" nominiert. Johnny Depp, der gleich zwei Cameoauftritte hat, und Sean Penn verleihen dem visuell berauschenden Film zusätzlichen Glanz.
(WDR)
Länge: ca. 128 min.
Deutscher Kinostart: 29.01.2004
Internationaler Kinostart: 03.09.2000
Original-Kinostart: 23.02.2001 (USA)
FSK 12
Cast & Crew
- Regie: Julian Schnabel
- Drehbuch: Cunningham O'Keefe, Lázaro Gómez Carriles, Julian Schnabel
- Produktion: Jon Kilik, Matthias Ehrenberg, Olatz López Garmendia, Julian Schnabel, Dante Aguilar, Kelley Cribben, Pamela Jaeckle, Mike Phillips
- Musik: Carter Burwell
- Kamera: Xavier Pérez Grobet, Guillermo Rosas, Antonio Muño-Hierro
- Schnitt: Michael Berenbaum
- Szenenbild: Laurie Friedman
- Regieassistenz: Giselle Gurza, Yvette Gurza, Joaquin Silva, Sebastián Silva