Eine kauzige Familie reist in einem klapprigen VW-Bus quer durch die USA, damit die kleine Tochter an einem Schönheitswettbewerb teilnehmen kann. Das führt zu Chaos an allen Ecken. Eine tempo- und einfallsreiche Independent-Komödie in Gestalt eines subversiven Roadmovies, die bei allen Konflikten die Kraft des familiären Zusammenhalts beschwört und durch hervorragende Darsteller und wunderbare Situationskomik bestens unterhält. Familie Hoover aus Albuquerque im Süden der Vereinigten Staaten ist alles andere als gewöhnlich. Vater Richard feilt an einer Karriere als Selbstverwirklichungs-Guru für zukünftige Gewinner. Angesichts seines Publikums muss man ihn aber eher als Versager einstufen. Selbst seine Frau Sheryl glaubt kaum noch an seinen Erfolg, hält aber solidarisch weiter zu ihm. Sohn Dwayne, ein Nietzsche-Anhänger, hat beschlossen, kein einziges Wort mehr zu sprechen, träumt aber davon, Testpilot zu werden. Richards depressiver Schwager, ein gescheiterter Philosoph, hat wegen einer verkorksten Beziehung einen misslungenen Selbstmordversuch hinter sich. Und Großvater Hoover wurde wegen schlechten Benehmens und Drogenexzessen aus dem Seniorenheim geworfen. Nur die kleine, etwas naive Olive scheint mit der Welt noch im Reinen zu sein. Wäre da nicht der unablässige Wunsch, Schönheitskönigin zu werden. Als die Siebenjährige tatsächlich zur Wahl der "Little Miss Sunshine" eingeladen wird, macht sich die ganze Familie im klapperigen VW-Bus auf die Reise ins weit entfernte Kalifornien. Doch schon bald liegen die Nerven blank. Unterwegs geht Olive kurzzeitig verloren, die Kupplung des VW gibt ihren Geist auf, Großvater Hoover übertreibt fatalerweise seinen Drogenkonsum - und ein misstrauischer Highway-Polizist kann nur auf makabre Weise abgewimmelt werden. Irgendwie schaffen sie es dennoch rechtzeitig zum Wettbewerb. Doch alle Erlebnisse unterwegs sind nur halb so grotesk und verrückt wie dieses Event mit hochgetunten kleinen Glamour-Girls. Mit "Little Miss Sunshine" erzielten Jonathan Dayton und Valerie Faris gleich mit ihrem Debütfilm einen internationalen Überraschungserfolg, der sich vom Geheimtipp auf Festivals schnell zum Publikumsliebling mauserte. Zwei Oscars für das Beste Originaldrehbuch (von Michael Arndt) und Alan Arkin als Bester Nebendarsteller, aber auch weitere über 30 internationale Preise sprechen für sich. Entdeckt wurde der Film auf dem "Sundance Filmfestival" von 2008, wo er von Kritik und Publikum enthusiastisch gefeiert und von Fox Searchlight laut "Hollywood Reporter" für die Rekordsumme von mehr als zehn Millionen Dollar gekauft wurde. Erfrischend frech zeichnet der Film eine höchst ungewöhnliche Familie, deren Mitglieder auf ganz eigene, tragikomische Weise dem American Way of Life entweder hinterhereifern oder sich vor ihm retten möchten. Dabei lebt die Story von pointenreichen, spritzigen Dialogen und jeder Menge Situationskomik mit durchaus auch subversivem Charakter. Scheuklappen kennt das Roadmovie mit dem zitronengelben VW-Bus jedenfalls nicht. Zusammengehalten wird das alles von einem großartig harmonierenden Cast. Toni Collette ("Knives Out", "Nightmare Alley") und Gregory "Greg" Kinnear ("Besser geht's nicht") spielen das um Zusammenhalt kämpfende Ehepaar, Alan Arkin den kiffenden Großvater, Steven "Steve" Carell ("Get Smart", "Beautiful Boy") den in einer Sinnkrise steckenden Philosophen und Paul Dano ("12 Years a Slave", "The Batman") den schweigenden Nietzsche-Fan. Die Entdeckung des Films war allerdings die damals neunjährige Abigail Breslin, die mit viel Gleichmut und innerer Stärke die kleine Olive verkörpert, die sich auch von hochgestylten lebenden Püppchen nicht aus der Fassung bringen lässt. Zuletzt spielte Breslin in "Stillwater - Gegen jeden Verdacht" an der Seite von Matt Damon eine junge Frau, die in Frankreich eines Mordes angeklagt wird.
(3sat)
"Little Miss Sunshine" ist das Kinodebüt von Valerie Faris und Jonathan Dayton. Die beiden haben sich mit Videoclips, beispielsweise für Smashing Pumpkins und Red Hot Chili Peppers, einen Namen gemacht. Nach fünf Jahren Vorbereitungen landeten sie mit der liebevollen Komödie "Little Miss Sunshine" einen Überraschungshit. Der Film war der Publikumsliebling am Filmfestival Sundance und hielt sich über Wochen in den Schweizer Kinos. Das Ehepaar Faris / Dayton arbeitet eng zusammen. "Es ist so, als ob man die ganze Zeit einen Kritiker bei sich hätte", wertet Faris die symbiotische Arbeitsweise positiv. Faris und Dayton haben selber auch eine Familie, wenn auch "nicht ganz so exzentrisch wie die Hoovers", wie die beiden betonen. "Little Miss Sunshine" wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
(Disney Channel)
Länge: ca. 98 min.
Deutscher Kinostart: 30.11.2006
Internationaler Kinostart: 20.01.2006
Original-Kinostart: 18.08.2006 (USA)
FSK 6
Cast & Crew
- Regie: Jonathan Dayton, Valerie Faris
- Drehbuch: Michael Arndt
- Produktion: Albert Berger, David T. Friendly, Peter Saraf, Marc Turtletaub, Ron Yerxa, Michael Beugg, Jeb Brody, Bart Lipton, Michael Bergyl, Bob Dohrmann, Michael Toji, Big Beach Films, Bona Fide Productions, Deep River Productions, Third Gear Productions
- Produktionsfirma: Fox Searchlight Pictures, Major Studio Partners
- Musik: Mychael Danna, DeVotchKa
- Kamera: Tim Suhrstedt
- Schnitt: Pamela Martin
- Maske: Amy Lederman, Angel Radefeld, Torsten Witte
- Kostüme: Nancy Steiner
- Regieassistenz: Heather Anderson, Kate Greenberg, Joe May, Gregory J. Smith, Thomas Patrick Smith, Thomas Robinson Harper, Bart Lipton
- Ton: Rick Ash, Gregg Barbanell, Kerry Ann Carmean, Patrick Cusack, Andrew DeCristofaro
- Spezialeffekte: Adam Avitabile, Ian Eyre
- Distribution: Disney+
- Choreographie: Jennifer Hamilton, Marguerite Pomerhn Derricks
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