In Vittula, einem nordschwedischen Provinznest, ist das Leben Anfang der 60er Jahre so rau wie die Einwohner. Das kulturelle Angebot erschöpft sich in Trinkgelagen, Saunawettbewerben und Fingerhakeln. Hier wachsen die beiden Freunde Niila (Andreas Af Enehielm) und Matti (Max Enderfors) auf, die sich mühen, das Minenfeld ihrer Kindheit unbeschadet zu durchqueren. Während sie von Paris, China und dem Himalaya träumen, sind die beiden permanent auf der Flucht vor prügelnden Vätern, pädophilen Hausierern, gemeinen Mitschülern und dem strengen Pfarrer. Als Niila die von der Großmutter (Tarja-Tuulikki Tarsala) ererbte Bibel gegen die von amerikanischen Verwandten mitgebrachte Beatles-Single "Rock'n'Roll Music" eintauscht, erleben die beiden Jungs eine wahre Erleuchtung. Das Tempo und die Ausgelassenheit des Rock'n'Roll wecken den Wunsch nach Rebellion und Aufbruch. Gegen den Willen seines puritanisch verbiesterten Vaters Isak (Jarmo Mäkinen) lernt Niila Gitarre spielen. Obwohl Musik der Inbegriff von "knapsu" ist, was so viel bedeutet wie "weibisch", gründen die Jungs mit Hilfe ihres Musiklehrers Greger (Bjön Kjellman), einem schrägen Hippie mit John-Lennon-Brille, eine Rockband. Doch als Matti, Sänger und Rhythmusgitarrist der Gruppe, sich vor ihrem ersten großen Auftritt mehr für Mädchen als für Musik interessiert, beginnt ihre Freundschaft zu bröckeln. Hintergrundinformationen: "Populärmusik aus Vittula" entstand nach dem gleichnamigen schwedischen Bestsellerroman, der auch viele deutsche Leser gefunden hat. Mit witzigen Ausflügen ins Psychedelische zeichnet die entschieden anti-nostalgische Heimatkomödie das Hinterwäldler-Milieu finnischstämmiger Schweden, die noch "echte Männer" sind. Die Frauen indes besiegen ihre "local machos" mit links, sogar beim Fingerhakeln. Und wenn Matti von ihnen sexuell genötigt wird, lacht man mit zusammengebissenen Zähnen. Der schwarze Humor, mit dem der iranischstämmige Regisseur Reza Bagher dieses Pubertäts-Martyrium untermalt, ist ebenso vom lakonischen Aki Kaurismäki wie vom still verzweifelten Ingmar Bergman gespeist. Letztlich ist die furiose Tragikomödie dennoch eine bewegende Ode an die schlechte alte Zeit. Mit atemberaubend schönen und zuweilen skurrilen Bildern zeichnet der iranischstämmige Regisseur Reza Bagher nach, wie die Kraft des Rock'n'Roll das betuliche Provinzleben erschüttert. Niila und Matti wachsen Anfang der 60er-Jahre in dem öden nordschwedischen Provinznest Vittula auf. Das eintönige Leben wird dominiert von archaischen Bräuchen und strenger Religiosität. Als den unbedarften Jungs eines Tages die Beatles-Single "Rock'n'Roll Music" in die Hände fällt, sind sie mit einem Schlag wie elektrisiert. Jahrelang träumen die Heranwachsenden davon, selbst E-Gitarre zu spielen. Doch Musik ist unter den raubeinigen Provinzlern als unmännlich verpönt. Erst mit ihrem neuen Musiklehrer kommt die lang ersehnte Chance: Niila und Matti gründen eine Rockband in Vittula und stehen bald vor ihrem ersten großen Auftritt.
(One)
Länge: ca. 100 min.
Deutscher Kinostart: 19.01.2006
Internationaler Kinostart: 24.09.2004
FSK 12
Cast & Crew
- Regie: Reza Bagher
- Drehbuch: Reza Bagher, Erik Norberg
- Produktion: Joachim Stridsberg, Katinka Faragó, Markus Selin
- Musik: Halfdan E, Lars Daniel Terkelsen
- Kamera: Robert Nordström
- Schnitt: Anders Refn, Fredrik Morheden