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Norwegische ARD-Krimiserie um Zeitreisende bleibt witzig und treffend
"Beforeigners - Mörderische Zeiten" geht in die zweite Staffel
HBO Nordic
TV-Kritik/Review: "Beforeigners": In Staffel 2 schlägt der Ripper (wieder?) zu/HBO Nordic

Alfhildr is back! Naja, richtig weg war sie zumindest innerhalb der Serienrealität nie, die erste norwegische Kriminalbeamtin mit multitemporalem Hintergrund Alfhildr Enginsdottir (Krista Kosonen) - im Gegensatz zu ihrem Partner, dem alteingesessenen Osloer Lars Haaland (Nicolai Cleve Broch), der zwischen Staffel 1 und 2 von  "Beforeigners" eine Entziehungskur hinter sich gebracht hat. Seine alte Stelle als Kommissar bekommt er zwar zunächst nicht zurück, darf aber wenigstens als externer Berater wieder an der Seite der unkonventionellen Zeitmigrantin ermitteln, die einst als Schildmaid bei den Wikingern kämpfte und immer noch nicht als so richtig gut integriert gelten kann. Die HBO-Nordic-Produktion war mit seinem originellen Ansatz einer der internationalen Überraschungserfolge der letzten Jahre, jetzt läuft die Fortsetzung auch bei uns im Ersten an.

Natürlich gibt es auch einen neuen Kriminalfall: mehrere Frauenmorde, die immer nach dem gleichen Modus operandi ausgeführt wurden. Genau der führt die Osloer Polizisten bald auf eine Spur nach London, wo es ähnliche Morde gegeben hat - nicht nur in jüngerer Zeit, sondern auch schon im 19. Jahrhundert: die berühmt-berüchtigt gewordenen Whitechapel-Morde, die dem sogenannten Jack, the Ripper, zugeschrieben wurden. Der wurde bekanntlich nie überführt und so stellt sich die beunruhigende Frage, ob der legendäre Serienkiller zu den Zeitmigranten gehört und inzwischen im Oslo der Gegenwart seine Taten fortsetzt. Das legen zumindest die Erkenntnisse zweier ErmittlerInnen von Scotland Yard nahe, die die Osloer Kollegen besuchen.

Seltsamerweise weiß kurz darauf niemand bei der Londoner Polizei etwas von diesem Besuch. Wer also waren diese angeblichen Kriminaler wirklich? Einer von ihnen ist ein Zeitreisender, denn wir haben ihn bereits in der Eröffnungsszene der neuen Staffel im London des 19. Jahrhunderts gesehen: just zu der Zeit und in dem Viertel, in dem Jack, the Ripper, sein Unwesen trieb. Aber könnte es sein, dass dieser Isaac (Billy Postlethwaite), der damals Opfer antisemitischer Beschuldigungen wurde, tatsächlich selbst der Frauenmörder ist?

Das Dreamteam ermittelt wieder: Lars Haaland (Nicolai Cleve Broch) und Alfhildr Enginnsdottir (Krista Kosonen)
Das Dreamteam ermittelt wieder: Lars Haaland (Nicolai Cleve Broch) und Alfhildr Enginnsdottir (Krista Kosonen) HBO Nordic/Lars Olav Dybvig

Das Autorenteam um Anne Bjørnstad und Eilif Skodvin ( "Lilyhammer") spielt geschickt mit der Verbindung zu den Whitechapel-Morden, die von Scotland Yard (dem echten) als Humbug abgetan wird, während den norwegischen Kollegen eine gewisse Naivität unterstellt wird. Gleichzeitig kämpfen die natürlich weiterhin auch mit ihren privaten Problemen.

So ist Lars zwar mittlerweile clean, aber psychisch immer noch nicht so richtig fit. Immer wieder hat er Visionen von einer kleinwüchsigen Frau (Sigrid Kandal Husjord), die sich selbst als Odin vorstellt, also als altnordischer Gott. Unterdessen leidet Alfhildr unter Schlafwandeln, was zu einigen herrlich überdrehten Szenen führt. Einmal kettet sie sich selbst mit Handschellen an ihr Bettgestell, um ihre nächtlichen Ausflüge zu verhindern - kann sich dann aber am Morgen nicht befreien. Ein anderes Mal spaziert sie morgens noch schlafend und nur mit Unterwäsche und ihrem rituellen Gürtel bekleidet durchs Osloer Zentrum zum Polizeipräsidium, was viele ungläubige Blicke der Menschen verursacht, die nach wie vor in großer Zahl in den Straßen leben und dort manchmal auch Tiere auf offenem Feuer braten.

Untermalt werden diese Szenen wieder von dem bereits aus Staffel eins bekannten Song, der uns daran erinnert, dass es keine Liebe im Herzen der Stadt gibt. Auch die weiteren Folgen variieren die Titelsequenz jeweils auf originelle Weise, so fliegen Lars und Alfhildr einmal zum Titellied auf dem Weg nach England über die Stadt. Um ihre nächtliche Rastlosigkeit zu bekämpfen, setzt Alfhildr zunächst auf eine traditionelle Zauberin statt auf moderne Psychologie. Und eckt damit natürlich bei ihren KollegInnen an, die sie lieber zur Polizeipsychologin schicken würden. Aber ist das nicht Diskriminierung, wenn man die kulturellen Überzeugungen einer Zuwanderin nicht ernst nimmt? Diese Spitzen auf die Fallstricke unserer realen Migrationsgesellschaften sind nach wie vor treffend platziert, wenn sie auch gegenüber der Auftaktstaffel weniger geworden sind. Auch von den aus der Steinzeit stammenden Mitbürgern ist in den ersten drei Episoden leider kaum etwas zu sehen.

Geheimnisvoller Zeitreisender: Isaac (Billy Postlethwaite)
Geheimnisvoller Zeitreisender: Isaac (Billy Postlethwaite) HBO Nordic/Lars Olav Dybvig

Der Schwerpunkt liegt diesmal eindeutig auf den Zeitmigranten aus dem 19. Jahrhundert. Deren Milieu ist wieder genau beobachtet und gut getroffen. So haben sie etwa auch eine eigene Zeitung gegründet, den Bürger, der natürlich nur schwarzweiß erscheint und stilecht von Zeitungsjungen auf der Straße angepriesen wird. Ganz so rückständig, wie man vielleicht denken würde, ist deren Redaktion aber nicht: Es arbeiten dort durchaus auch Frauen als Reporterinnen und neben Schreibmaschinen stehen moderne Computer. Diese Verbindung von Altem und Neuem, Traditionen und Bräuchen, die weitergelebt, aber eben auch mit modernen Errungenschaften und Verhaltensweisen verschmolzen werden, zeichnete schon die erste Staffel aus.

Das größte Pfund der Serie ist aber weiterhin die wunderbar schroffe Alfhildr, die mit einer Mischung aus unerschütterlichem Selbstbewusstsein und naiver Ignoranz durch die Stadt und die Ermittlungen stapft und damit immer wieder aneckt. Und ihr fehlen diesmal mehrere Jahrhunderte Geschichtskenntnisse. Weder weiß sie, wer Jack, the Ripper, war, noch kann sie mit dem Begriff Holocaust etwas anfangen. Zudem deutet sich an, dass auch in ihrer Vergangenheit ein Geheimnis verborgen liegt: Wurde sie etwa in der Neuzeit geboren und ist erst als kleines Kind durch ein Zeitportal in die Wikingerzeit gereist?

Tradition trifft Moderne: Die Bürger aus dem 19. Jahrhundert lassen ihre Zeitung von Jungen auf der Straße verkaufen
Tradition trifft Moderne: Die Bürger aus dem 19. Jahrhundert lassen ihre Zeitung von Jungen auf der Straße verkaufen HBO Nordic/Lars Olav Dybvig

Auch wenn die AutorInnen diesmal nicht ganz so viele treffende Anspielungen auf unseren modernen Lifestyle eingebaut haben und das Culture-Clash-Thema oft etwas im Hintergrund bleibt, ist ihnen eine höchst unterhaltsame Nachfolgestaffel gelungen. Erzählerisch, inszenatorisch und schauspielerisch wird sie den Ansprüchen, die das Qualitätssiegel HBO mit sich bringt, durchgehend gerecht. Solange die ARD keinen  "Tatort Neanderthal" startet, bleibt "Beforeigners" die originellste Krimiserie im deutschen Fernsehen.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten drei Episoden der zweiten Staffel von "Beforeigners".

Meine Wertung: 4.0/5

Das Erste zeigt die komplette sechsteilige Staffel in der Nacht vom 5. auf den 6. März ab 23.40 Uhr. Ab dem 8. März läuft sie dann noch einmal in Einzelfolgen, jeweils dienstags um 22.50 Uhr. Außerdem steht die Staffel einen Monat lang in der ARD Mediathek bereit.


 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

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Leserkommentare

  • Moonshade schrieb via tvforen.de am 07.03.2022, 08.53 Uhr:
    Erfreulich, dass die ARD da dran bleibt.
    Unerfreulich, dass man die komplette Staffel ankündigungsfrei in der Nacht von Samstag auf Sonntag in einer Binge-Session verballert hat, weil so etwas sowieso nur noch in den Mediatheken geparkt wird. So etwas müsste viel besser beworben werden, wenn die schon so eine gute Serie im Angebot haben (ähnlich "Line of Duty" beim ZDF).
  • Moonshade schrieb via tvforen.de am 08.03.2022, 09.22 Uhr:
    Ja, ich habs ja auch mitbekommen, ich bin aber auch noch im Besitz einer TV-Zeitschrift.
    Häufig wird ja programmtechnisch im Internet gesucht, aber da ist dann nicht immer sofort die Nachtschiene ersichtlich.
    Ich hätte mir nach dem Breitenerfolg der 1.Staffel halt nur etwas mehr Prominenz für die Ausstrahlung gewünscht, aber ich fürchte, bis auf 0-5 Uhr sind die Hauptsender dafür schon zu hüftsteif...
  • andreas_n schrieb via tvforen.de am 07.03.2022, 22.34 Uhr:
    Moonshade schrieb:
    Erfreulich, dass die ARD da dran bleibt.
    Unerfreulich, dass man die komplette Staffel
    ankündigungsfrei in der Nacht von Samstag auf
    Sonntag in einer Binge-Session verballert hat,
    weil so etwas sowieso nur noch in den Mediatheken
    geparkt wird.

    Die Staffel wird noch mal wiederholt, dienstags (ab morgen) je eine Folge - und noch vor Mitternacht. Also extra für die, die nichts vom Binge-Gucken halten.
    So etwas müsste viel besser
    beworben werden, wenn die schon so eine gute Serie
    im Angebot haben (ähnlich "Line of Duty" beim
    ZDF).

    Also, ich hab's mitbekommen.
  • Scotty1978 schrieb via tvforen.de am 07.03.2022, 15.34 Uhr:
    War zumindest in der TV Spielfilm gelistet. 🤔🤔🤔
  • Silke999 schrieb am 04.03.2022, 17.12 Uhr:
    Danke für ein gutes Review!
    Werde ich mal auf meiner FanPage www.nicolaiclevebroch.de verlinken.
    Gruß aus Duisburg
    Silke