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TV-Kritik/Review: "Call My Agent Berlin": Schauspielagentur kämpft ums Überleben

(11.09.2025)

Im goldenen Zeitalter der Serien und des Streams stellt sich unweigerlich die Frage: Stirbt Film allmählich aus? Und wie wirkt sich das auf alle involvierten Gewerke aus? Darum geht es in
An Schauspielagenten denkt man für gewöhnlich beim Thema Film und Fernsehen sicher nicht als Erstes. Zunächst kommen meist Drehbuch, Regie, Cast, Kamera, Requisite, Kostüme, Schnitt und so ziemlich alles, was damit zu tun hat, die Geschichte auf die Leinwand zu bringen. Welche Rolle spielen schon Agent:innen, die lediglich die Interessen der Darstellenden vertreten? Wenn man den Figuren aus "Call My Agent Berlin" glaubt, eine gewaltige.

In der Dramedy-Serie steht die berühmte Berliner Schauspielagentur Stern im Mittelpunkt, die Filmstars wie Moritz Bleibtreu, Iris Berben, Veronica Ferres, Katja Riemann, Heike Makatsch, Emilia Schüle, Kostja Ullmann, Jürgen Vogel und Christian Ulmen vertritt. Das Problem: Das Medium (oder die Kunstform) Film stirbt aus und damit auch die Agentur. Dabei haben die Agent:innen mit den Eigenheiten ihrer Klienten, abstrusen Bedingungen von Filmemachenden und kollegialen Konflikten alle Hände voll zu tun. Nicht zu vergessen, dass Gründer und Chef Richard Stern überraschend stirbt und die Zukunft ihres Arbeitsplatzes in den Händen seiner frisch verwitweten Ehefrau liegt. Gelingt es ihnen, die Agentur zu retten?
In die chaotische und zugleich faszinierende Welt des Films tauchen die Zusehenden mit Hilfe der Figur Sophie Goldbach (Dana Herfurth) ein: Mit Regenjacke und Backpack spaziert sie in die beschäftigt wirkende Agentur, als hätte sie sich verirrt. Kreuz und quer schwirren Mitarbeitende herum, beachten sie nicht und gehen ihrem Alltag nach. Das Ganze nimmt einen so skurrilen Verlauf, dass sie versehentlich in ein Vorstellungsgespräch verwickelt wird und einen Job bekommt, für den sie sich gar nicht beworben hat - sie wird zur neuen Assistentin der Agentin Sascha Massko (Karin Hanczewski). Wofür sie wirklich in die Agentur gekommen ist, bleibt zunächst ein Rätsel - wobei eine mögliche Theorie spätestens ab Folge zwei aufkommt.
Denn obwohl Sophie dadurch eine gewisse Relevanz als Figur hat, ist sie (noch) nicht Teil des inneren Kreises - oder der "Familie", wie der Gründer Richard Stern es immer zu sagen pflegt. Diese besteht aus den Agent:innen Konstantin Koepp (Michael Klammer), Gabor Reichenberg (Lucas Gregorowicz), Sascha Massko und Hellen Miller (Gabrielle Scharnitzky). Liebevoll, und zugegeben auch ein Stück weit unangenehm, nennt der Chef ganz im patriarchalen Sinne seine Belegschaft "Kinder". Kein Wunder, dass in der zweiten Folge nach seinem Tod pseudo-familiäre und -väterliche Beziehungen zum Knackpunkt zwischen den Hinterbliebenen wird. Im Übrigen ist der plötzliche Abgang der Figur gar keine so große Überraschung, vor allem für diejenigen, die zumindest die ersten Zeilen der Serienbeschreibung überflogen haben. Dennoch dauert es eine ganze Episode lang, bis das Ereignis, was die Handlung ins Rollen bringen sollte, eintritt.

Währenddessen beschäftigt sich die Pilotfolge hauptsächlich mit Moritz Bleibtreu. Der Schauspieler, der sich selbst porträtiert, muss sich mit der branchenüblichen Altersdiskriminierung (auch unter "Ageism" bekannt) auseinandersetzen. Konkret: Er soll durch eine jüngere Besetzung in einem Christopher-Nolan-Film ersetzt werden. Sein Agent Konstantin versucht ihn vor der hässlichen Wahrheit zu bewahren, was gehörig schief geht. Letztlich bekommt Bleibtreu dennoch die Chance, am Film mitzuwirken - unter einer Bedingung: Er muss sich chirurgischen Verjüngungsmaßnahmen unterziehen.
In einem emotionalen Ausbruch bringt er etwas auf den Punkt, was über das Thema Ästhetik weit hinaus geht: Merken Sie denn nicht, dass diese ganze Künstlichkeit alle Wahrhaftigkeit zerstört!
Dieser Appell betrifft nicht nur die Filmbranche selbst, im Sinne von Special Effects und Co., sondern kann durchaus auch als das Damoklesschwert interpretiert werden, das Künstliche Intelligenz für sämtliche Kreativitätsberufe darstellt. Wofür sich Bleibtreu schließlich entscheidet, wird hier, um Spoiler zu vermeiden, natürlich nicht verraten.
Parallel, aber gefühlt eher nebensächlich, wird die Story um Sophies Start in der Agentur erzählt. Und genau das zeigt: Es dauert zu lange, bis erkennbar wird, dass es in "Call My Agent Berlin" mehr als nur um die Belange der Stars und Sternchen geht. Erst im Laufe der zweiten Episode wird langsam die Haupthandlung, und somit auch der Konflikt des Ensembles, ersichtlich, nämlich die Agentur vor äußeren Gefahren wie den Verfall der Branche oder der Verkaufsentscheidung der Witwe zu bewahren. Dafür überzeugen die Dialoge: Gelungene Schlagabtausche, Wort-Machtspielchen und eigene Stimmen für die jeweiligen Figuren sorgen für Unterhaltung und emotionales Investment. So auch, als Konstantin, der immer wieder mit Gabor aneckt, letzterem vorwirft: Eine starke Frau mit eigenem Willen, vielleicht findest du das ja schwierig.
Ein Statement, was jedoch nicht nur Gabor, sondern durchaus alle männlichen Figuren der Serie betrifft.

Das führt zu einer weiteren Schwäche: Allein in den ersten sechs Minuten taucht quasi keine einzige weibliche Figur auf, wenn, dann nur im Hintergrund, wie eine Requisite. Zwar erfüllen Sascha und Hellen als weibliche Agentinnen die "Quote", doch ihre Beschreibung und ihr Auftreten ist durchaus klischeehaft: Sascha wird als die typisch karrieregeile Frau skizziert, empathie- und skrupellos, deren einziges Hobby One-Night-Stands zu sein scheinen. Hellen wird in den ersten zwei Folgen quasi ausschließlich auf ihr Alter reduziert, aufgrund ihrer Position als "Urgestein" der Agentur. Das geht so weit, dass sie Teil des Décors wird, indem sie Tag und Nacht in den Räumlichkeiten zu verbringen scheint.
Übrig bleibt Sophie, die als Assistentin oft stumm und beobachtend auftritt. Wenn sie spricht, dann sicher nicht als "starke Frau mit eigenem Willen". Möglicherweise ist diese Darstellung von Frauen im Filmbusiness eine bewusste Entscheidung der (ausschließlich männlichen) Headautoren, Produzenten und des Regisseurs der ersten Episode. Dadurch wird auf schockierende Art und Weise vor Augen geführt, wie selten Frauen in machtvollen Positionen in der Industrie zu finden sind und wenn, dann nur, wenn sie ihr Privatleben opfern.

Schade ist, dass dahingehend keine Selbstreflexion der weiblichen Figuren stattfindet. Im Gegenteil: Während in Folge zwei Konstantin und Gabor sich ernsthaften Angelegenheiten wie der Zukunft der Agentur widmen, tauschen sich Sascha und Sophie über Kleidung und Schminke aus. Besser gesagt: Sascha macht Sophie aufgrund ihres Aussehens herunter, was nicht nur unangebracht, sondern rückschrittlich wirkt. Ganz à la
Dadurch, aber auch aufgrund weiterer Kleinigkeiten verfestigt sich nach den ersten beiden Folgen der Eindruck, dass "Call My Agent Berlin" mindestens zehn Jahre in der Vergangenheit spielen könnte. Privatchauffeurs, überteuerte Büroräume, Schwarz-Weiß-Filme - das passt nicht in die gegenwärtige Zeit von Uber, Remote Work und High Tech. Damit wirkt die "Neuheit" auf Disney+ etwas aus der Zeit gefallen, trotz diversem Cast und Figuren. Statt den faszinierenden Zauber des Films zu transportieren, kommt "Call My Agent Berlin" vor allem wie eine Workplace-Dramedy daher. Das ist wohl vor allem dem geschuldet, dass die meisten Szenen in den Räumlichkeiten der Agentur spielen. Auch wenn die Gastauftritte deutscher Stars durchaus etwas Magie mitbringen, springt der Funke am Ende nicht über.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten beiden Episoden von "Call My Agent Berlin".
"Call My Agent Berlin" startet am 12. September beim Streamingdienst Disney+.
Über die Autorin
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Leserkommentare
User 1810564 schrieb am 11.09.2025, 18.32 Uhr:
Ich freue mich sehr auf die Serie. Ob die Chemie gestimmt hat, wird sich zeigen, nachdem ich mir die gesamte Staffel angeschaut habe. „Damit erscheint die ‚Neuheit‘ auf Disney etwas veraltet.“ Das hört sich für mich positiv an. „Könnte mindestens zehn Jahre zurückspielen.“ Für mich wäre das eine willkommene Abwechslung. Diese übertriebene und oft aufgedrängte Korrektheit, die den Eindruck vermittelt, als müsste man es allen recht machen, langweilt mich mittlerweile.
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