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TV-Kritik/Review: "Django": Neuinterpretation des berühmten Westernantihelden bleibt klar hinter Original zurück

von Christopher Diekhaus
(16.02.2023)
Auf der Suche nach Vergebung
Sarah (Lisa Vicari, links) und John Ellis (Nicholas Pinnock, Mitte) nehmen einen Mann namens Django auf.
Sky/Cos Aelenei
TV-Kritik/Review: "Django": Neuinterpretation des berühmten Westernantihelden bleibt klar hinter Original zurück/Sky/Cos Aelenei

Bekannten und beliebten Figuren der Popkultur eine Frischzellenkur zu verpassen, ist besonders in den letzten Jahren die zentrale Marschroute vieler Produzenten und Autoren. Fast alles, was der Fundus hergibt, wird wieder ans Licht gezerrt und, sollten die Erfolgsaussichten vielversprechend sein, geplündert. Neuinterpretationen, wie sie tagtäglich angekündigt und veröffentlicht werden, sind jedoch Fluch und Segen zugleich. Segen, weil sich die Macher auf eine etablierte Marke beziehen, das Interesse des Ursprungspublikums oft sicher ist und es keine originellen Marketingkampagnen braucht, um den Stoff ins Bewusstsein der Menschen zu rufen. Fluch, weil mit einer Ikone, einer schon einmal erzählten Geschichte natürlich große Erwartungen einhergehen. Wird es gelingen, dem Geist der Vorlage Rechnung zu tragen, dabei aber andere spannende Akzente zu setzen? Einfach ist der Spagat keineswegs, wie zahlreiche eher misslungene, überflüssige Remakes und Fortsetzungen beweisen. Einen nicht ganz leichten Stand dürfte auch die serielle Neuinterpretation des legendären, von Franco Nero gespielten Antihelden Django haben, der durch Sergio Corbuccis gleichnamigen Italowestern aus dem Jahr 1966 zu einer oft zitierten und kopierten Kultfigur avancierte.

Der Erfolg des zynisch-kompromisslosen Streifens um einen abgewetzten Ex-Nordstaatler, der in einem verlassenen Kaff an der Grenze zwischen den USA und Mexiko in einen Konflikt zweier Banden eingreift und den Mord an seiner Frau rächt, trieb mitunter aberwitzige Blüten. Filme, die inhaltlich rein gar nichts mit Corbuccis Werks zu tun hatten, wurden in der Hoffnung auf schnellen Profit als Weiterführungen verkauft. Nicht zuletzt in Deutschland bekamen zahlreiche Titel eine Django-Nennung verpasst, ohne dass es irgendwelche Bezüge zum Original gegeben hätte. Erst 1987 erschien mit  "Djangos Rückkehr" ein offizielles Sequel, in dem erneut Franco Nero seine Paraderolle übernahm. Den kultischen Status dieses alles andere als glänzenden Westernhelden bediente Quentin Tarantino in seiner Hommage  "Django Unchained" aus dem Jahr 2012, die Corbuccis Hauptdarsteller einen Cameo-Auftritt bescherte und unter anderem den einprägsamen Song des Films von 1966 in das eigene Musikrepertoire aufnahm.

Nun also kommt eine zehnteilige italienisch-französische Koproduktion heraus, die Django neu erfinden will, "zeitgemäß", wie es in der Ankündigung heißt. Schon die Auftaktfolgen lassen erahnen, dass sich die Schöpfer Maddalena Ravagli und Leonardo Fasoli, beide beteiligt an  "Gomorrha - Die Serie", bewusst nicht zu sehr an Corbuccis Klassiker anlehnen, vielmehr recht frei mit seiner Hauptfigur und deren Geschichte umgehen. Zeitlich verortet ist die Handlung sieben Jahre nach Ende des US-amerikanischen Bürgerkriegs zwischen den Unionstruppen und den Konföderierten. Obwohl die Sklaverei offiziell abgeschafft wurde, herrschen in den vom Rassismus durchdrungenen Südstaaten noch immer unschöne Bedingungen. Irgendwo in Texas gründen der frühere Sklave John Ellis (Nicholas Pinnock) und die junge Waise Sarah (Lisa Vicari) die Gemeinde New Babylon, einen Tummelplatz für alle mögliche Außenseiter. Erwünscht ist hier jeder Mensch, egal welcher Abstammung und Religion.

Django (Matthias Schoenaerts) gibt nicht viel auf sein Erscheinungsbild.
Django (Matthias Schoenaerts) gibt nicht viel auf sein Erscheinungsbild. Sky

Wie wir es aus den meisten Western kennen, sorgt die Ankunft eines Fremden für Unruhe in der noch etwas provisorisch aussehenden, in einer Senke liegenden Siedlung. Django (Matthias Schoenaerts) führt sich bei einem Preiskampf als Raubein ein und gerät in Konflikt mit Ellis, der ihm die versprochene Siegprämiere verwehrt. Gerade als der Ortsgründer und seine Söhne den Unbekannten hängen wollen, schreitet Johns Lebensgefährtin Sarah ein. Kurz vor ihrer anstehenden Hochzeit am nächsten Tag solle kein Blut mehr vergossen werden, so die Ansage. Was allerdings außer ihr und Django niemand weiß: Er ist ihr Vater, hat ihre Spur bis hierhin verfolgt und will sich für ein schwer auf ihm lastendes Versäumnis rehabilitieren. In die Gemeinschaft einbringen kann er sich, als Ellis während eines geschäftlichen Besuchs in einer anderen Stadt in einen Hinterhalt gerät. Abgesehen hat es auf den Vorsteher der liberalen Kommune die strenggläubige Elizabeth (Noomi Rapace), die New Babylon als Sündenpfuhl betrachtet, den es so schnell wie möglich auszutrocknen gilt.

Treibende dramatische Kraft der Serie ist die schmerzhafte Backstory der Titelfigur, in die wir über regelmäßig eingestreute Rückblenden eintauchen. Bei Corbucci hat Django nicht nur eine andere Vergangenheit, unter dem Strich gibt der Film auch nur wenige Fragmente preis, bleibt wortkarg wie der Antiheld in seinem Zentrum. Ravagli und Fasoli hingegen benutzen ihren neu erdachten Hintergrund, um daraus Konflikte in der Gegenwart zu stricken. Sollte Ellis erfahren, wem er da Aufenthalt gewährt, dürfte es erneut zu einer Konfrontation kommen. Das versucht Sarah, ihrem Vater zu erklären, dem sie trotz ihrer Rettungstat abweisend gegenübertritt. Er habe sie einst im Stich gelassen und müsse daher sofort wieder aus ihrem Leben verschwinden. Richtig aufwühlend ist all das anfangs noch nicht, auch wenn sich Matthias Schoenaerts durchaus bemüht, die Gebrochenheit seiner Figur zu transportieren. Hoffen wir, dass es ab der dritten Folge emotional packender wird.

Scheint der "Django"-Film mit dem Einschreiten des Protagonisten in den Kampf zweier Banden auf den ersten Blick eine typische Italowestern-Geschichte zu erzählen, tun sich bei genauerem Hinsehen interessante gesellschaftskritische Elemente auf. Der in den USA grassierende Rassismus spiegelt sich in der Auseinandersetzung zwischen dem abgebrochenen Ex-Nordstaatler und einer Gang aus früheren Südstaatensoldaten, die die Grenzregion unsicher machen. Der Hass auf Afroamerikaner, grundsätzlich alles Fremde, spielt auch in der Serie eine tragende Rolle und wird gepaart mit fanatisch-zerstörerischem Glaubenseifer, personifiziert durch Noomi Rapaces stets eine beunruhigende Präsenz ausstrahlende Elizabeth. In ihrem Fall deuten sich am Ende der zweiten Episode allerdings Brüche an. Ganz so eindimensional, wie man meinen könnte, scheint die gottesfürchtige Aufwieglerin und Sündenjägerin nicht zu sein.

Elizabeth (Noomi Rapace) lässt sich nicht so leicht unterkriegen.
Elizabeth (Noomi Rapace) lässt sich nicht so leicht unterkriegen. Sky

Vergleicht man die "Django"-Neuinterpretation, zumindest die Einstiegsfolgen, mit ihrer Vorlage, fallen neben einigen platten Kalendersprüchen vor allem zwei Dinge negativ auf: Gelang es Corbucci, seinen in einer matschigen Quasiendzeitlandschaft angesiedelten Western atmosphärisch stark aufzuladen und mit tiefschwarzem Humor einzufärben, fühlt sich die Serienproduktion deutlich glatter an. Die Optik ist zwar erdig und öfters schummrig. Das Szenenbild, besonders die Siedlung New Babylon, weiß zu überzeugen. Und mitunter gibt es etwas härtere Gewaltspitzen. Rundum kernig kommt das Ganze aber bislang nicht rüber. Ähnliches lässt sich über die Hauptfigur sagen, die in Franco Neros kantiger Darstellung eine rätselhaft-mythische Aura umweht. Schoenaerts, der in seiner Karriere schon einige wuchtig-vibrierende Performances abgeliefert hat, verleiht dem einsamen, nach Erlösung suchenden Wolf dagegen noch kein bemerkenswertes Charisma. Schuld daran ist sicher auch die etwas merkwürdige Aufmachung Djangos, dessen Haare gleich bei seinem ersten Auftritt zottelig ins Gesicht hängen und der mit seinem oft leicht schiefsitzenden Schlapphut an einen Räuber-Hotzenplotz-Verschnitt erinnert. Nur mäßig geglückt ist ferner die an den Anfang gesetzte Anspielung auf den Sarg, den Neros Loner im Original hinter sich herzieht. Kultwerken in einer Auffrischung gerecht zu werden, ist definitiv nicht einfach!

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten zwei von insgesamt zehn Folgen der Serie  "Django".

Meine Wertung: 2.5/5

Ab dem 17. Februar sind jeden Freitag jeweils zwei Episoden der Serie "Django" über Sky Q verfügbar. Ab dem 21. Februar sind Doppelfolgen zudem jeden Dienstag auf Sky Atlantic zu sehen.


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Leserkommentare

  • markox schrieb am 19.02.2023, 12.24 Uhr:
    Naja, besonders herausstechend fand ich die originalen Django Filme jetzt auch nicht. Ganz nett und etwas besser als der Durchschnitts Western von damals vielleicht.
    Herausragend dagegen fand ich eher "Keoma – Das Lied des Todes". Künstlerisch und was den Einsatz der Filmmusik in Bezug auf die Handlung angeht seiner Zeit voraus! Den hab ich auch auf DVD und höre das eine Lied ab und zu auch so ganz gerne mal. https://www.youtube.com/watch?v=3uC4xyXvcTA
  • matzkap schrieb via tvforen.de am 18.02.2023, 19.40 Uhr:
    Ok, die erste Episode war guckbar, auch wenn vom originalen Django bis auf den Namen nichts wiedererkennbar ist.
    Würde mich mehr freuen, wenn denn endlich das seit Jahren angekündigte offizielle Sequel "Django Lives" mit Franco Nero das Licht der Leinwand oder zumindest der DVD erblicken würde...
    https://www.imdb.com/title/tt3313446/?ref_=nm_flmg_unrel_9_act
  • matzkap schrieb via tvforen.de am 20.02.2023, 20.34 Uhr:
    Hier was zum Inhalt, entnommen von filmstarts . de
    "1915: Django (Franco Nero) ist älter geworden, die Zeiten als Revolverheld liegen schon lange hinter ihm. Stattdessen verdingt er sich nun als Berater an einer neuen Sache: dem Film. Im aufblühenden Hollywood hilft er bei der Produktion von Stummfilm-Western und auch bei der Realisierung von D.W. Griffitshs Historienfilm „Die Geburt einer Nation“ hat der Ex-Outlaw seine Finger im Spiel. Doch dann gerät er mit Schutzgelderpressern aneinander. Als daraufhin die Hölle losbricht, sieht Django keinen anderen Ausweg als wieder zum Colt zu greifen…
    Offizielle Fortsetzung des Italo-Western-Klassikers „Django“ von Sergio Corbucci aus dem Jahr 1966."
    Meinetwegen können die den gerne drehen. Auch mit Herrn Nero über 80. Denn 80 ist die neue 60 ;-)
  • Snake Plissken schrieb via tvforen.de am 18.02.2023, 22.46 Uhr:
    matzkap schrieb:
    ------------------------------------------------------
    Würde mich mehr freuen, wenn denn endlich das
    seit Jahren angekündigte offizielle Sequel
    "Django Lives" mit Franco Nero das Licht der
    Leinwand oder zumindest der DVD erblicken
    würde...
    https://www.imdb.com/title/tt3313446/?ref_=nm_flmg
    _unrel_9_act

    Mit einem über 80jährigen Franco Nero?
    Dann warte noch ein bißchen länger :-D
    Snake