Das Film- und Fernsehserien-Infoportal

Log-In für "Meine Wunschliste"

Passwort vergessen

  • Bitte trage Deine E-Mail-Adresse ein, damit wir Dir ein neues Passwort zuschicken können:
  • Log-In | Neu registrieren

Registrierung zur E-Mail-Benachrichtigung

  • Anmeldung zur kostenlosen Serienstart-Benachrichtigung für

  • E-Mail-Adresse
  • Für eine vollständige und rechtzeitige Benachrichtigung übernehmen wir keine Garantie.
  • Fragen & Antworten

TV-Kritik/Review: "Fellow Travelers": Als schwule Beamte zu Staatsfeinden erklärt wurden

Paramount-Miniserie über schwierige Beziehung im US-Politbetrieb mit erzählerischen Schwächen
Matt Bomer (r.) und Jonathan Bailey (l.) in "Fellow Travelers"
Showtime
TV-Kritik/Review: "Fellow Travelers": Als schwule Beamte zu Staatsfeinden erklärt wurden/Showtime

Einmal trifft sich die Beamtin Mary Johnson (Erin Neufer) hektisch und nervös im Treppenhaus ihres Ministeriums mit ihrer Freundin. Auf keinen Fall dürfen die beiden Frauen zusammen, in ein intimes Gespräch verwickelt, von ihren Arbeitskollegen gesehen werden - denn homosexuelle Mitarbeitende sind ins Visier von Senator McCarthy und seinem Ausschuss geraten. Nach den Kommunisten gelten sie als neue "innere Feinde", denen gesellschafts- und staatszersetzende Umtriebe unterstellt werden.

Es war ein absurdes soziales Klima, das die USA in den 1950er Jahren beherrschte, befeuert durch einen fundamentalistischen Politiker und dessen Gefolgsleute. Der Senatsunterausschuss, den der Republikaner Joseph McCartney leitete, lud unter anderen Politiker, Wissenschaftler und Staatsbedienstete vor, denen vorgeworfen wurde, Kommunisten zu sein und mit dem Systemfeind, der Sowjetunion, zu sympathisieren respektive für deren Sache zu arbeiten. Viele verloren ihre Jobs. Dass diese absurde moderne Hexenjagd aber eben nicht bei vermeintlichen Kommunisten aufhörte, sondern auch gesellschaftliche Minderheiten wie Homosexuelle aus dem öffentlichen Dienst entfernen wollte, zeigt die Miniserie  "Fellow Travelers" des US-Pay-TV-Senders Showtime, die international bei Paramount+ zu sehen ist.

Basierend auf dem Roman von Thomas Mallon erzählt das Autorenteam um Ron Nyswaner von zwei schwulen Männern aus dem Politbetrieb, die über Jahrzehnte eine geheime Liebesbeziehung führen. Eine Rahmenhandlung, die 1986 spielt, zeigt, wie diese Beziehung enden wird. Mitten auf dem Höhepunkt der AIDS-Pandemie erfährt Hawkins Fuller (Matt Bomer,  "White Collar") - Spitzname Hawk -, dass sein langjähriger Geliebter Tim Laughlin (Jonathan Bailey,  "Bridgerton") an der damals noch in jedem Fall tödlichen Immunschwäche erkrankt ist. Obwohl er seit geraumer Zeit keinen Kontakt mehr zu ihm hatte, macht er sich zu ihm nach San Francisco auf. Doch Tims Schwester verbietet ihm zunächst, ihren Bruder zu treffen. Es wird klar, dass Hawk seinem Gefährten tiefe seelische Wunden zugefügt hat.

Slim, glatt und gutaussehend: Hawkins Fuller (Matt Bomer)
Slim, glatt und gutaussehend: Hawkins Fuller (Matt Bomer) Paramount+

Etwa drei Jahrzehnte vorher ist Hawk ein aufstrebender Mitarbeiter im Außenministerium. Seine gewinnende Art, sein glattes Äußeres und seine Vergangenheit als Soldat im Zweiten Weltkrieg machen ihn zum Erfolgstypen. Kaum jemand aus dem Kollegenkreis ahnt indes, dass er seine Abende regelmäßig mit One-Night-Stands mit anderen Männern verbringt, die er in Schwulenbars aufreißt.

Mehr als schneller, harter Sex ist nicht drin, denn eine echte Beziehung könnte seine Karriere wie seine Reputation gefährden. Denn nicht nur sind homosexuelle Kontakte allgemein noch ein gesellschaftliches Tabu, sondern Senator McCarthy (Chris Bauer kaum wiedererkennbar in seiner Maske) hat zudem gerade Staatsbedienstete mit dieser sexuellen Orientierung als potentielle Verbündete der Kommunisten ausgemacht, eben jene titelgebenden fellow travelers (wörtlich etwa: Weggefährten). Als schwul oder lesbisch enttarnte Mitarbeitende müssten deshalb sofort aus ihren Positionen entfernt werden.

Keine guten Vorzeichen also für eine sich entwickelnde Liebe, nachdem Hawk den ebenfalls in der Politbranche beschäftigten Tim Laughlin kennengelernt hat. Der ist gläubiger Katholik, geißelt sich selbst mit religiös begründeten Vorwürfen hinsichtlich seiner Begierden und seines Lebenswandels. Aber er will dennoch bald mehr von seinem Liebhaber, nämlich eine "richtige" Beziehung mit gemeinsamen Abendessen und Freunden, nicht nur schnellen Sex im Hotelzimmer. Doch der slimme Hawk lehnt das ab. Wie ihr Leben anders aussehen könnte, sieht Tim zum erstenmal, als er bei einer Party seiner Kollegin Mary und von deren Freundin eingeladen ist. Die Frauen leben zusammen - wenn auch offiziell als Wohngemeinschaft aus Kostengründen - und teilen eben nicht nur das Bett, sondern auch ihren Alltag. Bis auch auf sie der Druck von außen zu groß wird.

Wechselhafte Beziehung: Hawkins und sein Geliebter Tim Laughlin (Jonathan Bailey, r.)
Wechselhafte Beziehung: Hawkins und sein Geliebter Tim Laughlin (Jonathan Bailey, r.) Paramount+

Aus heutiger Sicht ist schier unglaublich, wie stark Homosexuelle noch in den 50ern in einem westlich-demokratischen Staat diskriminiert und verachtet wurden, welchen Zwängen sie sich unterwerfen mussten, um nicht völlig aus der Gesellschaft zu fallen. In dieser Hinsicht ist "Fellow Travelers" eine wichtige Serie, da sie trotz der positiven Entwicklungen in der Zeit seitdem natürlich auch Parallelen zur Gegenwart aufzeigt. Wenn man McCarthy in Aktion sieht, liegen Gedanken an heutige Politiker wie Donald Trump oder Ron DeSantis nicht allzu fern. Leider unterstützt die Art, wie die Miniserie erzählt und inszeniert wird, das wichtige Anliegen aber nicht gerade. Zum einen entwickelt sich die Geschichte nur sehr langsam und umständlich. Zum anderen laden die Hauptfiguren nicht wirklich zur Identifikation ein. Dazu ist insbesondere Hawkins zu glatt und unsympathisch gezeichnet.

Auch kann man sich als (heterosexueller) Zuschauer fragen, warum Sex zwischen zwei Männern (nicht nur) in dieser Serie immer als hart und aggressiv dargestellt werden muss. Wirklich neu ist das alles für erfahrene Serienfans auch nicht, hat man doch Ähnliches in jüngerer Zeit schon öfter sehen können, etwa in der britischen Miniserie  "It's a Sin" aber wesentlich besser. Die Figuren dort wurden einem trotz begrenzter Laufzeit sehr schnell vertraut und luden zur Identifikation ein, auch wenn ihr promiskutiver Lebensstil vielleicht nicht der eigene war - man konnte ihn zumindest verstehen.

Auch Weggefährten: Hawk und der Journalist Marcus Hooks (Jelani Alladin)
Auch Weggefährten: Hawk und der Journalist Marcus Hooks (Jelani Alladin) Paramount+

Hawkins ist hingegen ein Mensch, der seinem Partner absichtlich psychische Verletzungen zufügt - warum, wird jedenfalls in den ersten Episoden nicht klar. Eher blass bleiben die zahlreichen Nebenfiguren, darunter Hawks Alibi-Ehefrau Lucy (Allison Williams aus  "Girls" als "typische" 50s-Hausfrau). Eine Nebenhandlung um den afro-amerikanischen und ebenfalls schwulen Journalisten Marcus Hooks (Jelani Alladin), der einer doppelten Diskriminierung ausgesetzt ist, ist zwar emotional eindringlicher als die Hauptgeschichte, wirkt aber zugleich etwas aufgesetzt.

Inszeniert ist die Miniserie (in den beiden Auftaktfolgen von Daniel Minahan,  "Game of Thrones") im inzwischen etablierten Stil für "Qualitätsserien": alles eher schwach beleuchtet, gediegen, leider auch etwas langweilig. Im Portfolio von HBO würde sie nicht weiter auffallen, aber das war ja auch der Hauptkonkurrent von Showtime auf dem US-Fernsehmarkt, bevor der Sender mehr oder weniger mit dem Streamingdienst Paramount+ verschmolz. In Europa wird die Produktion es eher schwer haben: Als Politserie ist sie zu unspektakulär, für ein mitreißendes Drama zu zurückgenommen und Parabeln auf heutige LGBTQ-Feindlichkeit (und Rassismus) gibt es aus jüngerer Zeit wesentlich überzeugendere. So bleibt dieser Achtteiler trotz der nach wie vor virulenten Themen doch irgendwie special special interest und zudem eine reichlich zähe Angelegenheit.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten drei Episoden von "Fellow Travelers".

Meine Wertung: 3/5

Die achtteilige Miniserie startet am Freitag, den 27. Oktober in den USA und einen Tag später im deutschsprachigen Raum bei Paramount+ mit der ersten Episode. Die weiteren erscheinen dann jeweils wöchentlich.


 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

Beitrag melden

  •  

Leserkommentare

  • ondina schrieb via tvforen.de am 27.10.2023, 16.29 Uhr:
    Mc Carthy beschuldigte unzählige Menschen ohne Beweise von angeblichen kommunistischen Subversionen in den USA die er damit auch beruflich ruinierte. Eine Zeit der Verfolgungswelle in Amerika und eins der dunkelsten Kapitel.