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Amazon-Serie nach deutschem Fantasy-Bestseller fehlt besonderer Charakter
Mark (Jeremias Meyer) und Becky (Lea Drinda) werfen einen Blick in die Chroniken.
Prime Video
TV-Kritik/Review: "Hohlbeins - Der Greif": Nimm dein Schicksal an!/Prime Video

Was müssen das für aufregende Zeiten gewesen sein, als das deutsche Kino mit seinen gruselig-fantastischen Erzählungen aus den 1920er Jahren internationale Anerkennung fand!? Filme wie  "Das Cabinet des Dr. Caligari",  "Der Golem, wie er in die Welt kam" oder  "Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens", um nur einige Beispiele zu nennen, übten eine enorme Faszination auf nachfolgende Autoren und Regisseure aus. Stil und Elemente des Deutschen Expressionismus, wie man die Phase dieser düsteren Genreblüte bezeichnet, wurden aufgegriffen, beeinflussten zum Teil massiv die Entwicklung des Horrorschaffens auf der Leinwand. In Deutschland selbst brach die Tradition mit dem Aufstieg der Nazis ab. Viele führende Filmkünstler wanderten aus, ließen sich später in den USA nieder und starteten dort von neuem durch.

Seit diesem Exodus hat sich im hiesigen Kino oder auf dem kleinen Bildschirm nur wenig in Sachen Fantasy getan. Filme wie  "Die unendliche Geschichte", bloß mit US-amerikanischen Geldern realisierbar, und  "Krabat" blieben vereinzelte Versuche, stießen keinen kontinuierlichen Auswurf heimischer Produktionen an. Durch das Erstarken der Streaming-Dienste hat sich das Blatt inzwischen, zumindest etwas, gewendet. Größer gedachte mythologische Geschichten, die gewisse finanzielle Mittel erfordern, sind heute einfacher auf den Weg zu bringen als noch vor, sagen wir, 20 Jahren. So kommt es auch, dass mit  "Hohlbeins - Der Greif", man glaubt es kaum, erstmals eines der vielen Fantasy-Bücher Wolfgang Hohlbeins verfilmt wurde.

Für den Amazon-Service Prime Video haben Sebastian Marka ( "Exit") und Erol Yesilkaya ( "Souls") den 1989 erschienen Roman, den Hohlbein zusammen mit seiner Ehefrau Heike verfasste, in eine sechsteilige Serie verwandelt, die vor allem drei Assoziationen weckt: In den Sinn kommen einem der Netflix-Hit  "Stranger Things", die "Der Herr der Ringe"-Filme und der Coming-of-Age-Außenseiter-Horror "Es" nach Stephen King.

Ihren Anfang nimmt die in der fiktiven Kleinstadt Krefelden spielende Handlung im Jahr 1984, als der kleine Mark (Michel Hoppe) und sein älterer Bruder Thomas (Louis Jérôme Wagenbrenner) von ihrem völlig aufgebrachten Vater Karl (Golo Euler) zur sofortigen Flucht gedrängt werden. Ehefrau und Mutter Petra (Sabine Timoteo) stellt sich dem Wagen zwar in den Weg. Aufhalten lässt sich ihr Gatte mit den Kindern jedoch nicht. Irgendwann verwandelt sich der Kopf des Vaters in einen Feuerball, und plötzlich erwacht ein nun jugendlicher Mark (Jeremias Meyer) am Tag seines 16. Geburtstags im Jahr 1994 in seinem Bett.

Thomas (Theo Trebs) hat mit seinem kleinen Bruder Großes vor.
Thomas (Theo Trebs) hat mit seinem kleinen Bruder Großes vor. Prime Video

Dass alles vorher Gesehene nicht nur ein böser Traum war, begreifen wir sehr schnell. Damals vor genau zehn Jahren fand Karl den Tod, was bis heute auf der Familie lastet. Der erwachsene Thomas (Theo Trebs), inzwischen Besitzer eines Plattenladens, hat den Kontakt zu seiner Mutter abgebrochen und gerät, als er sich auf Bitten seines Bruders zu einem Besuch durchringt, alsbald mit ihr aneinander. Sein Verhältnis zu Mark hingegen ist vertrauensvoll. Muss es auch sein, denn zu seinem Geburtstag übergibt Thomas dem Teenager eine uralte Familienchronik und weiht ihn in die Geheimnisse ihrer Sippe ein. Seit vielen Generationen halten die männlichen Mitglieder den Schlüssel zu einem Parallelreich in Händen, das den Namen "Der Schwarze Turm" trägt. Dort herrscht ein grausames, machthungriges Monster, der titelgebende Greif, den Thomas so schnell wie möglich besiegen will. Mit Marks Hilfe, einem Wanderer zwischen den Welten, der sich nur stark genug konzentrieren braucht, um in das finstere Universum zu reisen, soll dies gelingen. Allein Mark hat kein Interesse daran, sich zu einem Helden aufzuschwingen.

Es ist ein Klassiker, den "Hohlbeins - Der Greif" bemüht: Der Protagonist, der seine Bestimmung von sich weist, erst geschubst werden muss, um seine Aufgabe doch anzunehmen. Mehrfach weist Mark darauf hin, wie jung er sei, und möchte die Erwachsenen in die Pflicht nehmen. Die Zweifel sind da, keine Frage. Immer mal wieder werden wir an sein Hadern erinnert. Manchmal wirkt es aber auch schlicht halbherzig. Wie ein kurzer Geistesblitz, der sich mit ein bisschen gutem Zureden beiseitewischen lässt.

Kenner der Romanvorlage wissen es natürlich: Marks Geschichte kreist nicht nur um die fantastische Ebene. Eine wichtige Rolle spielt auch die Realität des Jugendlichen, sein Alltag zwischen Schule und Plattenladen, in dem er jobbt und einen Großteil seiner Freizeit verbringt. Krefelden ist ein Ort, an dem der Bär nur selten steppt. Ähnlich der Kleinstadt Derry aus der King-Verfilmung "Es". Und genau wie dort findet sich in "Hohlbeins - Der Greif" eine Außenseitergruppe, die den Kampf gegen das Böse aufnimmt.

Memo (Zoran Pingel, l) und Mark (Jeremias Meyer) wagen sich auf gefährliches Terrain.
Memo (Zoran Pingel, l) und Mark (Jeremias Meyer) wagen sich auf gefährliches Terrain. Prime Video

Seit den dramatischen Ereignissen aus dem Jahr 1984 gilt Mark als Psycho, den mitunter Wutausbrüche zu übermannen drohen. In therapeutischer Behandlung ist er bei Dr. Peters (Thorsten Merten), ausgerechnet der Vater von Becky (Lea Drinda), in die sich Mark verliebt. Gegen ihren Willen von ihrer Mutter nach Krefelden geschickt, sucht sie Anschluss und begegnet dem Outsider mit großer Offenheit. Die dritte Person im Bunde ist Memo (Zoran Pingel), Marks Kollege aus dem Musikladen, der sich mit einem Beinleiden herumschlägt. Sind Mark und Becky schon nicht übermäßig vielschichtig gezeichnet, setzen die Macher bei Memo, der die Funktion eines komischen Sidekicks innehat, den ganz dicken Pinsel an. Seine Easy-Peasy-Haltung ist anstrengend, und noch dazu sieht er mit seiner großen Brille und seiner Vokuhila-Frisur merkwürdig verkleidet aus. 1990er Jahre hin oder her, optisch könnte Memo glatt der niederländischen Proleten-Klamotte  "New Kids Turbo" entsprungen sein.

Zu viel des Guten bietet die Serie auch in ihrem an "Stranger Things" erinnernden Streben nach nostalgischem Flair auf. Autos, D-Mark-Münzen, Kassetten, Lieder, diverse Popkultur-Devotionalien - im Szenenbild und auf der Tonspur wird alles Mögliche platziert, um die Welt von einst wiederaufleben zu lassen. Stellenweise ist "Hohlbeins - Der Greif" jedoch völlig überladen und fühlt sich dadurch verkrampft an. Positiv hervorheben muss man allerdings folgende Idee: Visualisiert wird der Übergang von 1984 nach 1994 an einer Stelle, indem sich die Dekoration an einer Wand in Marks Zimmer im Zeitraffer verändert.

Was der Prime-Produktion in den ersten Folgen fehlt, ist das gewisse Etwas, das die Adaption des immerhin über 30 Jahre alten Romans aus der Masse an heute verfügbaren Fantasy-Serien im Streaming-Bereich herausheben würde. Die wichtigsten Nebencharaktere aus dem Schulumfeld, Sara (Flora Li Thiemann), Ben (Yuri Völsch) und Maya (Samirah Breuer), ringen mit recht typischen Teenagersorgen, die eher angerissen als durchdrungen werden. Und mit echter Spannung geizt die Serie eine ganze Weile, obwohl sie wiederholt erprobte Gruseltaktiken benutzt. Der Plot legt an Dringlichkeit etwas zu, wenn Mark und Memo am Ende der zweiten Episode durch ein Tor in einer baufälligen Kirche in den Schwarzen Turm gelangen. Von nun an verschlägt es uns häufiger in die Parallelwelt, in der Mark nach seinem verschwundenen Bruder suchen muss. Der Anblick dieses geheimen Universums mit seinen Wäldern, seinen Freiflächen und seinen Steinbrüchen mag kein ungläubiges Staunen auslösen. Einen kleinen "Der Herr der Ringe"-Vibe vermitteln die Bilder aber schon. Die Sklavenjäger, brutale Handlanger des Greifs mit eigener Sprache, lassen an die Orks aus den Tolkien-Verfilmungen denken und enttäuschen maskentechnisch nicht.

Mark (Jeremias Meyer, l.) muss im Schwarzen Turm vor den Sklavenjägern auf der Hut sein.
Mark (Jeremias Meyer, l.) muss im Schwarzen Turm vor den Sklavenjägern auf der Hut sein. Prime Video

Dass sich nach der Sichtung der ersten vier Folgen dennoch ein sehr durchwachsener Eindruck festsetzt, hat neben den genannten Punkte auch mit diesen drei Gründen zu tun: Kurze Abstecher in blutig-drastische Gefilde erscheinen wie Fremdkörper. Gelegentlich, besonders in der Darstellung psychiatrischer Arbeit (Stichwort: "Fixieren!"), nimmt das Geschehen grotesk-karikaturenhafte Züge an. Und leider stellen sich einem bei manchen Dialogen sämtliche Nackenhaare hoch. Warum nur, fragt man sich, sind Wortwechsel in deutschen Produktionen oft so gestelzt geschrieben? Anrecht auf eine lebensnahe Sprache haben jedenfalls auch Helden einer Fantasy-Geschichte!

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten vier von insgesamt sechs Folgen der Serie "Hohlbeins - Der Greif".

Meine Wertung: 2.5/5

Alle sechs Episoden der Serie "Hohlbeins - Der Greif" sind ab dem 25. Mai bei Prime Video verfügbar (der Streaminganbieter hat die Serie überraschend einen Tag früher als eigentlich angekündigt veröffentlicht).


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Leserkommentare

  • markox schrieb am 28.05.2023, 20.15 Uhr:
    Titel und Beschreibung haben mich schon abgeschreckt bevor ich hier las, dass es eine deutsche Serie ist. Ich kann mit deutschen Produktionen seit meiner Jugend vor über zwei Jahrzehnten rein gar nichts mehr anfangen. Da gab es wirklich nur sehr wenige Ausnahmen. Der Schuh des Manitu ging damals, Die Nacht der lebenden Looser war klasse zu der Zeit, die Edelstein Filmreihe war in Ordnung und zuletzt hat mich Cleo positiv überrascht. Viel mehr fällt mir auch nicht ein. Aber der ganze Rest? Nix für mich. Deutsche Produktionen sind einfach meist so, naja, so "deutsch". Immer wieder dieser selbe typisch flache Humor und kleine Albernheiten. Das betrifft schon oft die Wortspielerein im Titel. Die Hemmschwele ist für mich somit mittlerweile schon enorm hoch mir sowas an zu schauen. Und den Greif werde ich deswegen auch gar nicht erst anrühren. Diese Kreatur allen klingt schon Banane.
  • Tilo schrieb am 30.05.2023, 02.44 Uhr:
    Also, ich fand HAUSEN sehr gut. Versuch's mal damit. 😉
  • Flapwazzle schrieb am 27.05.2023, 10.17 Uhr:
    Habe gestern die ersten drei Folgen geschaut und bin begeistert. Endlich wieder eine annehmbare deutsche Produktion. Heute gebe ich mir dann die letzten drei Episode. Bisher steigert sich die Serie von Folge zu Folge.
    Was allerdings stimmt, sind die etwas gekünstelten Dialoge. Aber dafür ist der Cast durchweg sympathisch.
  • Wolferl schrieb am 26.05.2023, 23.14 Uhr:
    „Durchwachsener Eindruck“ ist noch sehr freundlich formuliert. Wir haben die erste Folge angesehen, und darauf gewartet, daß irgendetwas interessantes passiert. Außer pubertierenden Jugendlichen, die sich gelegentlich über irgend etwas gruseln oder erschrecken, war aber nichts. Todlangweilig, völlig gestriges Setting (Dark war da um Klassen interessanter), nach etwa 30 Minuten ausgeschaltet.
    Schade, ich bin eigentlich SF und Fantasy - Liebhaber.
  • Marcus Cyron schrieb am 26.05.2023, 00.07 Uhr:
    Wo soll denn der "besondere Charakter" herkommen? Es ist eine Hohlbein-Verfilmung. Der langweiligste Autor den die deutsche Sprache je hervor gebracht hat, der zudem noch nie eine eigene Idee hatte.
  • Tilo schrieb am 30.05.2023, 02.54 Uhr:
    MAGOG ein langweiliges Buch? Dann weiß ich nicht, was Sie unter Spannung verstehn.
    Wirklich Neues wird sich im großen Fantasy-Universum weltweit kaum finden lassen. Alles wurde in Varianten schon tausendmal geschrieben oder verfilmt.
    Einer, der am ehesten wirklich mal neue Ideen hat, ist Dean R. Koontz. Der 3. Band von Thomas Odd z. B., SCHATTENNACHT, hatte echt Interessantes zu bieten.