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Serienversion der beliebten Fantasysaga liefert endlich das, was die Filme nur versprachen
Schwert Springflut gezückt: Halbgott Percy Jackson (Walker Scobell) zeigt sich wehrfähig.
Disney+
TV-Kritik/Review: "Percy Jackson": Halbgott mit Aufmerksamkeitsstörung/Disney+

An die beiden "Percy Jackson"-Filme von  2010 und  2013 haben viele Leute ungute Erinnerungen - darunter auch Rick Riordan. Der Autor der Jugendromanreihe machte damals keinen Hehl daraus, wie wenig er von den Verfilmungen hielt. Das hatte er mit vielen Fans seiner Bücher gemein. Ein Jahrzehnt später hat er nun die Ärmel hochgekrempelt und eine eigene Version produziert, als Serie - nach Maß sozusagen und viel näher am Original. Die erste Doppelfolge von  "Percy Jackson" ist jetzt auf Disney+ gelandet, und vieles darin deutet darauf hin, dass diese Neujustierung geglückt ist.

Zumindest der erste "Percy Jackson"-Film war damals ja durchaus erfolgreich. Inszeniert hatte ihn niemand Geringerer als Chris Columbus, Regisseur der ersten beiden  "Harry Potter"-Verfilmungen. Darauf hatten es die Produzenten auch abgesehen: im Gefolge der milliardenscheffelnden Reihe um den berühmten Zauberschüler ein vergleichbar profitables und vor allem langlebiges Franchise auf die Beine zu stellen. Riordans ab 2005 veröffentlichte Jackson-Bücher, von denen sich inzwischen weltweit mehr als 180 Millionen verkauft haben, wäre dafür eine tragfähige Grundlage gewesen - doch leider waren die Filme nicht gut. Der erste Teil fegte hastig durch den Auftaktband "Diebe im Olymp" und ließ sich nie wirklich auf das Worldbuilding der Erzählwelt ein, auf die ikonische Verbindung von heutiger Alltagswelt und griechischer Mythologie. Der Film ließ wichtige Figuren und Handlungselemente außen vor und machte die zwölfjährigen Protagonisten deutlich älter, wohl um dem Kinderfilm-Label zu entgehen: Hauptdarsteller Logan Lerman war beim Dreh 17 Jahre alt, was die Dynamik der Figur komplett veränderte. Aus dem Percy der Bücher, der gerade erst zum Jugendlichen wird, wurde im Film jemand, der schon erwachsen wird. Das ging nicht auf und sprach sich herum; das Sequel ging baden, woraufhin die Reihe eingestampft wurde.

Nun kommt also die Disney+-Serie - und die scheint vieles von dem zu korrigieren, was damals in die Binsen ging. Die erste Staffel, die acht Episoden umfassen wird, hat zwar nicht alle Zeit der Welt, aber doch wesentlich mehr Raum, um die Handlung detaillierter auszubreiten. Erneut geht es um die "Diebe im Olymp", den ersten Band der Reihe, und sollte die Serie fortgesetzt werden, werden die weiteren Bände jeweils als Grundlage der einzelnen Folgestaffeln dienen. Der sechste Band ("Der Kelch der Götter") ist in den USA übrigens passenderweise gerade erst herausgekommen. Auf Deutsch soll er Ende März erscheinen.

Gefahr im dunklen Forst: Percy und seine Freunde Grover (Aryan Simhadri, l.) und Annabeth (Leah Sava Jeffries) suchen einen Dieb.
Gefahr im dunklen Forst: Percy und seine Freunde Grover (Aryan Simhadri, l.) und Annabeth (Leah Sava Jeffries) suchen einen Dieb. Disney+

Schon die Besetzung der Serie setzt ein Zeichen, denn sie fällt wesentlich jünger aus als in den Filmen. Walker Scobell - Typ schmächtiger Wuschelkopf mit großen blauen Augen - passt ideal auf die Titelrolle. Er verkörpert den von seinen Mitschülern gemobbten Außenseiter und Halbwaisen mit Legasthenie und ADHS (und viel aufgestauter Wut und Traurigkeit) genauso glaubwürdig wie den langsam seine Fähigkeiten entdeckenden Fantasyhelden, der sein Schwert "Springflut" ebenso kühn ins Gefecht werfen kann wie seine sarkastischen Einzeiler. Scobell, der beim Dreh 13 Jahre alt war, hat Vorerfahrung mit extraordinären Talenten: In der Zeitreisekomödie  "The Adam Project" trifft er auf sein erwachsenes Ich, und in  "Secret Headquarters" enttarnt er seinen Vater als Superhelden. Mit "Percy Jackson" dürfte ihm der Durchbruch zum Teeniestar gelingen.

Kaum weniger gut besetzt sind seine zwei besten Freunde: Grover (Aryan Simhadri), ein als Junge verkleideter Satyr (Waldgeist mit Ziegenhörnern und -hufen) und Annabeth, Tochter der griechischen Weisheitsgöttin Athene. Weil Annabeth - in den Romanen blond und grauäugig - in der Serie von Leah Sava Jeffries ( "Rel") gespielt wird, einer person of color, gab es im Vorfeld den heutzutage erwartbaren rassistischen Shitstorm, den Rick Riordan höchstselbst, der die Besetzung mit durchgesetzt hatte, mit einem Statement einhegen musste: Wenn ihr ein Problem damit habt, müsst ihr es mit mir aufnehmen. Tatsächlich kann man sich, wenn man Jeffries zuschaut, kaum eine bessere Besetzung für Annabeth vorstellen.

Bevor sie überhaupt auftritt, vergeht die erste Folge noch ohne sie. Darin führen Riordan und sein Co-Autor Jonathan E. Steinberg ( "Black Sails",  "The Old Man") in das Leben von Percy Jackson ein - und in das Dilemma, in dem er steckt. Als intelligenter, aber schlechter Schüler muss er häufig die Bildungsanstalt wechseln, Grover ist sein einziger Freund. Auch die Familiensituation ist bedauernswert: Seine Mutter Sally (Virginia Kull,  "The Looming Tower") erzieht ihn alleine, nur der toxisch herumpolternde Stiefvater (Timm Sharp,  "Enlightened") fuhrwerkt dazwischen.

Hier noch als gütiger Lateinlehrer unterwegs und nicht als Zentaur Chiron: Glynn Turman als Mr. Brunner
Hier noch als gütiger Lateinlehrer unterwegs und nicht als Zentaur Chiron: Glynn Turman als Mr. Brunner Disney+

Dann macht Percy (eine Abkürzung des verdächtig nach griechischem Sagenhelden klingenden Namen "Perseus") innerhalb kürzester Zeit umstürzlerische Entdeckungen: Bei einem Schulausflug wird er von der Mathelehrerin (Megan Mullally,  "Will & Grace") in Gestalt der Furie Alecto attackiert, außerdem befördert er eine nervende Mitschülerin wie mit Zauberkraft in einen nahegelegenen Brunnen. Dann eröffnet ihm Sally, dass er tatsächlich ein Halbgott ist, ein "Half-Blood", Sohn einer menschlichen Mutter und eines griechischen Gottes. Auf Long Island kommt es dann zum Coming Out von Grover als Satyr und zur Begegnung mit dem Minotaurus - eine Hatz auf der Landstraße, die die entsprechende Sequenz aus dem Buch perfekt umsetzt. Sally scheidet scheinbar dahin (oder besser: sie löst sich in Luft auf), woraufhin Percy im "Camp Half-Blood" landet, einem Ferienlager nur für Halbgötter, womit die Erzählung erst so richtig losgeht.

Dort nämlich geht für Percy die Erkenntnisreise weiter. Sein Lateinlehrer (Glynn Turman,  "Ma Rainey's Black Bottom"), der in der "echten Welt" im Rollstuhl sitzt, entpuppt sich hier als stolzer Zentaur, halb Mensch, halb Pferd. Chiron, so heißt er, leitet das Camp zusammen mit Mr. D alias Dionysos, dem Gott des Rausches, den natürlich niemand so verpeilt und aus der Spur gerutscht spielen könnte wie Jason Mantzoukas - weshalb der Comedian die Rolle wohl auch bekommen hat. Ansonsten ist dieses Hogwarts für Halbgötter über diverse Götterhütten organisiert. Weil Percy noch nicht weiß, welchem Göttergeschlecht er entstammt (am Ende der zweiten Episode erfährt er's), landet er zunächst in der Hütte des Götterboten Hermes, dessen verdächtig freundlicher Sohn Luke (Charlie Bushnell,  "Tagebuch einer zukünftigen Präsidentin") eine Art Mentorenrolle für Percy einnimmt. In den kommenden Tagen lernt er nicht nur Annabeth kennen, sondern auch eine Antagonistin: Clarisse (Dior Goodjohn,  "Grusel, Grauen, Gänsehaut"), Tochter des Kriegsgottes Ares, bläst zum Mobbing gegen den Neuankömmling.

Wie in einer Fusion aus "Harry Potter" und  "Die Tribute von Panem" stehen im Camp Training und Wettkämpfe im Zentrum, es wird mit Bögen geschossen und mit Schwertern gekämpft. Das ist natürlich keine sonderlich originelle Welt, die da beschrieben wird und die  "Muppets"-Regisseur James Bobin da in reichlich güldenes Fantasy-Licht taucht, doch sie profitiert erheblich von der Chemie zwischen den drei gerade nicht mehr kindlichen, aber noch nicht ganz jugendlichen Hauptdarstellern. Und das ist Gold wert.

Der Wein ist schon wieder leer! Gott Dionysos (Jason Mantzoukas) lebt den Genuss.
Der Wein ist schon wieder leer! Gott Dionysos (Jason Mantzoukas) lebt den Genuss. Disney+

Über das, was über die ersten beiden Episoden hinausgeht, sollte man vorab nichts verraten, doch so viel kann man sagen: Percy wird eines Diebstahls verdächtigt, den er nicht begangen hat, und mit der berüchtigten Gorgonin Medusa (Jessica Parker Kennedy aus  "The Flash") sowie Monstermutter Echidna (herrlich: Suzanne Cryer aus  "Silicon Valley") kreuzen die ersten beiden nennenswerten Gruselgestalten aus der griechischen Mythologie den Weg von Percy, Annabeth und Grover. Für die zweite Hälfte der Staffel sind dann noch diverse große Namen in den Götterparts angekündigt: Musical-Star Lin-Manuel Miranda als Hermes, Ex-Bond-Schurke Toby Stephens als Poseidon, Jay Duplass als Hades oder auch Lance Reddick als Göttervater Zeus - es ist der letzte Auftritt des kurz nach den Dreharbeiten verstorbenen Stars aus  "The Wire" und  "John Wick".

Schlangen unterm Hut: Medusa (Jessica Parker Kennedy) sollte man besser nicht in die Augen blicken.
Schlangen unterm Hut: Medusa (Jessica Parker Kennedy) sollte man besser nicht in die Augen blicken. Disney+

Das sind freilich Details, die die jugendliche Kernzielgruppe von "Percy Jackson" kaum interessieren werden. Die Serie ist ganz klar an sie gerichtet, was man bereits daran erkennt, dass sich die Serie ungern von den drei jungen Protagonisten entfernt - Mantzoukas, Turman, Cryer, sie alle haben schöne Auftritte, bleiben aber entschieden Beiwerk. Im Mittelpunkt steht die Abenteuer- und Erkenntnisreise des jungen Percy, dessen staunenden Blick über das, was sich da in seinem Leben plötzlich auftut, sich die Serie zu eigen macht. Ein wenig schade ist, dass Percys stimmbrüchige Off-Erzählerstimme nur zu Beginn der Pilotepisode zu hören ist: Sie überträgt den mitunter sehr trockenhumorigen Sound der Romane gut in die Serienversion, wird dann aber fallengelassen, was auch einige etwas sperrige Erklärdialoge zur Folge hat. Immerhin aber darf Percy trotzdem noch ein paar gute Sprüche klopfen. Als er im Camp ankommt und noch keinen verifizierten göttlichen Vater nennen kann, witzelt er: "Gibt es einen griechischen Gott der Enttäuschung? Fragt mal nach, ob der einen Sohn vermisst." Wie gesagt: Walker Scobell bringt solche Sätze perfekt, hoffentlich wird's nicht durch die Synchronisation versaut.

Für die Zielgruppe der etwa Zehn- bis Fünfzehnjährigen erweist sich "Percy Jackson" jedenfalls schnell als Idealprogramm: Die Figuren sind nahbar, und das Alleinstellungsmerkmal der Romanreihe, die Melange aus Alltagskinderabenteuer und griechischer Mythologie, funktioniert hier ähnlich gut wie auf dem Papier. Die Spezialeffekte, vor allem die Animation der mythischen Wesen und ihre Metamorphosen, spielen dabei auf einem Niveau, das man etwa aus den  "Phantastische Tierwesen"-Filmen gewohnt ist: Sie können sich also sehen lassen. Der Soundtrack von Bear McCreary glitzert und perlt dazu so feierlich, dass diese Serie noch besser in die Zeit rund um Weihnachten und Silvester passt als ohnehin schon. Sollte Riordan dieses Level halten können, dürfte weiteren Staffeln nichts im Wege stehen.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten vier Episoden von "Percy Jackson: Die Serie".

Meine Wertung: 4.0/5

"Percy Jackson: Die Serie" wird ab dem 20. Dezember in Deutschland bei Disney+ veröffentlicht. Die achtteilige Auftaktstaffel läuft bis zum 31. Januar 2024.


 

Über den Autor

Gian-Philip Andreas hat Kommunikationswissenschaft studiert und viel Zeit auf diversen Theaterbühnen verbracht. Seit 1997 schreibt er für Print und online vor allem über Film, Theater und Musik. Daneben arbeitet er als Sprecher (fürs Fernsehen) und freier Lektor (für Verlage). Für TV Wunschliste rezensiert er seit 2012 Serien. Die seiner Meinung nach beste jemals gedrehte Episode ist Twin Peaks S02E07 ("Lonely Souls") ­- gefolgt von The Sopranos S03E11 ("Pine Barrens"), The Simpsons S08E23 ("Homer's Enemy"), Mad Men S04E07 ("The Suitcase"), My So-Called Life S01E11 ("Life of Brian") und selbstredend Lindenstraße 507 ("Laufpass").

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Leserkommentare

  • User 65112 schrieb am 23.12.2023, 12.41 Uhr:
    Klar, das Harry Potter-Prinzip ist deutlich zu erkennen. Dennoch macht die Serie Spaß und unterhält. Das ist doch das Wichtigste.
  • Lily Evans-Snape schrieb am 21.12.2023, 17.11 Uhr:
    Ich liebe die Bücher von Rick Riordan, werde mir die Serie aber nicht ansehen.
    Mich nervt es einfach, wenn die Schauspieler nicht so aussehen wie im Buch beschrieben.
    Dionysius hat in den Büchern einen dicken Bauch, Annabeth blonde Haare und graue Augen und Clarisse hat rote Haare und trägt Klamotten in XXL.
    Das ist für mich schon vor Start der Serie der Beweis, dass man es mit der Buchtreue nicht so.genau nimmt.
    Und wenn es andersrum gewesen werde und man dunkelhäutige Charaktere mit hellhäutigen Darstellern besetzt hätte, hätte es einen Aufschrei gegeben. Aber andersrum sollen die Fans es klaglos akzeptieren?
  • Marcus Cyron schrieb am 20.12.2023, 19.59 Uhr:
    Allein schon die Vorstellung, Athena hätte eine Tochter. Da rollen sich die Fußnägel auf. Mythologie so dermaßen zu verhunzen ist ein Verbrechen. Athena ist neben Artemis und Hestia eine der klassischen jungfräulichen Göttinnen der griechischen Antike. Das ist alles so absurd. Dabei ist die Idee eines aufeinandertreffen von klassischen Sagengestalten und der heutigen Zeit ja super. Aber wenn man die Ausgangslage dermaßen verkehrt, ist das alles eben weit an der Antike und deren Sagenrealität vorbei. Wenn sich Riordan über eine schlechte Filmadaption seiner Bücher geärgert hat, kann ich nur sagen, ich ärgere mich über solche Sagenadaptionen.