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Jörg Draeger: "Eine Gameshow muss lebendig und nicht aseptisch clean sein"

(05.07.2022)
TV Wunschliste: Ich war bei einer der Aufzeichnungen des
Jörg Draeger: Richtig, denn das Ding ist: Wenn ich mit einem Kandidaten anfange zu spielen, weiß ich vorher nicht, ob ich ihn gewinnen lassen möchte. Es kann auch sein, dass ich merke, dass er mit dem jeweiligen Spiel nicht klarkommt. Mit den mir vorhandenen Mitteln kann ich das Spiel aber mitten im Rennen ändern, es verkürzen, verlängern oder anders spielen. Das geht aber nur, wenn man auch als Regisseur ein Gespür dafür hat und mich eben nicht während des Spiels unterbricht und mich aus dem Spielrhythmus raushaut, sondern er sich denkt: "Das haben wir jetzt zwar nicht auf dem Zettel, was der Draeger da gerade macht, aber der wird schon wissen, was er tut." Dazu braucht es aber auf beiden Seiten ein tiefes Vertrauen.
Ein anderer Kritikpunkt am Revival war, dass die Show mit brutto 135 Minuten inklusive zahlreicher Werbeunterbrechungen schlichtweg zu lang war. Obendrein wurden die Werbepausen teilweise knallhart mitten in ein laufendes Spiel gesetzt.
Jörg Draeger: Ja, die Werbeinseln sind schon heftig lang. Aber das zeigt auch, wie viel wir wert sind, und ohne wäre ein solches Format auch nicht zu bezahlen.
Trotz allem war das Comeback erfreulicherweise ein großer Erfolg. Haben Sie damit gerechnet oder hatten Sie Bedenken, dass es eventuell auch ein großer Flop werden könnte?
Jörg Draeger: Damit gerechnet habe ich nicht. Ich hatte schon im Hinterkopf, dass es auch den Bach runtergehen könnte. Allerdings - und das ist vielleicht der Vorteil des Alters: Die Quote ist mir zwar nicht scheißegal, aber ich stehe nicht mehr wie ein zitterndes Etwas da und fürchte mich nicht vor der drohenden Einschaltquote. Nur wenn Harry jetzt mit

Ende der 1990er verschwanden die täglichen Gameshows allmählich aus dem deutschen Fernsehen, auch mit "Geh aufs Ganze!" war es 1997 zunächst vorbei. Wie weit im Voraus wussten Sie vom bevorstehende Ende der Sat.1-Ära Bescheid?
Jörg Draeger: In meinem Fall war das speziell: Ich kam aus dem Urlaub zurück und erfuhr, dass ich weg bin. Herr Hörig hat das Ding übernommen und die Quote ge-hörig runtergefahren. Dann wollten sie mich wiederhaben, aber ich habe auf breite Schultern gemacht und gesagt: "Dann will ich jetzt zumindest auch ein Zimmer für meinen Hund haben" [lacht]. Ein anderer Grund für meinen Abschied waren die sogenannten "Must"-Preise. Es gab also zum Beispiel einen Sponsor von - sagen wir mal - einem Baguette, der gesagt hat: Wenn ihr das Tor voller Baguettes - gewonnen oder nicht gewonnen - zehn Mal gezeigt habt, dann gebe ich ein Auto frei. Und das ist mit mehreren Produkten so gewesen, so dass man am Ende gar nicht mehr wusste, was man eigentlich machen darf. Es gab auch sogenannte "Scheiß-Preise", wie das berühmte Bügelbrett, die gewonnen werden mussten. Die "Must"-Preise haben immer mehr zugenommen, so dass sich die Wege von Sat.1 und mir letztendlich getrennt haben. Wir sind nicht als Feinde geschieden, aber ein bisschen blöd war es.
Glücklicherweise ging es dann ja wenig später mit "Geh aufs Ganze!" noch mal bei Kabel 1 weiter.
Jörg Draeger: Genau, zuerst bei Kabel 1, dann bei 9Live und am Ende bei Family TV, worüber wir nicht mehr reden müssen [lacht].

Es hat sich in den vergangenen 20 Jahren im Fernsehen so einiges verändert. Wie beurteilen Sie allgemein die Entwicklung von Unterhaltungsshows in Deutschland?
Jörg Draeger: In Unterhaltungsformaten ist es heute manchmal so wie bei Autos: Von hinten sehen die alle gleich aus. Du kannst nicht mehr so richtig unterscheiden, welche Sendung auf welchem Sender mit welchem Moderator gerade läuft. Alle sind offenbar durch die gleiche Waschanlage und den gleichen Windkanal gegangen. Das war früher noch etwas anders, lag aber auch daran, dass es weniger Formate dieser Art gab. Und die, die es gab, haben sich ein eigenes Gesicht geschaffen, sowohl durch das Format als auch die Kollegen, die sie präsentiert haben.
Gibt es etwas, das Sie in Ihrer Zeit beim Fernsehen bereuen bzw. nicht noch einmal machen würden?
Jörg Draeger: Den Versuch von RTL Nitro mit
Ich erinnere mich dunkel an diese Sendung, die "zum Glück" nicht allzu viele Menschen gesehen haben. Wie sieht es eigentlich mit Ihrem eigenen TV-Konsum aus? Schauen Sie selbst noch viel fern? Können Sie nachvollziehen, dass sich viele Zuschauer vom Fernsehen abgewendet haben und zu Streamingdiensten abgewandert sind?
Jörg Draeger: Es gab 'ne Phase, in der ich mich geschämt habe, auf diese Frage ehrlich zu antworten und zuzugeben, dass ich auch bei Netflix und Co. bin. Aber inzwischen sage ich: Ja, warum auch nicht? Eine meiner Lieblingsserien war und ist

Gibt es dennoch etwas, das Ihnen aus dem linearen Fernsehen so richtig gut gefällt?
Jörg Draeger: Ja, ich finde
Ich befürchte, bei einer unbekannten Show mit einem neuen Titel ist der Impuls einzuschalten mittlerweile viel geringer, weil die Zuschauer nicht wissen, was sie dort erwartet, und lieber Sendungen sehen, die ihnen vertraut sind. Vermutlich bringen die Sender auch deshalb gerade so viele bekannte Shows zurück, um alte Zuschauer zurückzugewinnen. Jüngst wurde bekannt, dass RTL Zwei sich
Jörg Draeger: Ich bin enttäuscht davon, dass sich Sat.1 das

Abgesehen von den Gameshows erleben wir gerade eine große Retrowelle.
Jörg Draeger: Naja, armes Fernsehen, oder? Aber ich will mir jetzt natürlich nicht selbst ein Bein stellen, indem ich sage: Es wäre nicht nötig gewesen, dass ihr mich noch mal geholt habt [lacht]! Herr Rosemann war mit Sat.1 Vorreiter und hat als Erster die richtige Entscheidung getroffen. Mit der ersten Folge von "Geh aufs Ganze!" hatten wir mit 17 Prozent eine Quote, von der Sat.1 in den letzten Jahren oft nur träumen konnte. Dass man dann bei RTL sagt: Okay, jetzt versuchen wir es auch noch mal mit "Der Preis ist heiß", ist ganz logisch. Aber so langsam hat man den Eindruck, dass wirklich alles noch einmal aus der Kiste geholt wird. Ohne Namen zu nennen: Bei vielen Neuauflagen hat es dann nicht nur nicht funktioniert, sondern war geradezu katastrophal - sowohl für den Sender als auch für die Kollegen, die sich das am nächsten Morgen bescheinigen lassen mussten, obwohl so viele Hoffnungen reingesteckt wurden.
Gibt es denn noch eine Sendung, die Ihrer Meinung nach neu aufgelegt werden sollte?
Jörg Draeger: Nein, denn ohne überheblich klingen zu wollen: Außer "Geh aufs Ganze!" funktioniert eigentlich gar nichts mehr [lacht]! Na gut, sagen wir außer "Geh aufs Ganze!", "Glücksrad" und "Der Preis ist heiß".
Vielen Dank für das sympathische und interessante Gespräch und alles Gute für die Zukunft!
Anlässlich des 30. Geburtstags von "Geh aufs Ganze!" haben wir Anfang des Jahres einen umfangreichen Rückblick auf die Show veröffentlicht:
Prosit, "Geh aufs Ganze!"! 30 Jahre Zocken, bis der Zonk kommt
Über den Autor
Schon seit frühester Kindheit war der 1985 geborene Münchner vom Fernsehen fasziniert. Am Wochenende stand er freiwillig früh auf, um stundenlang die Cartoonblöcke der Privatsender zu gucken. "Bim Bam Bino", "Vampy" und der "Li-La-Launebär" waren ständige Begleiter zwischen den "Schlümpfen", "Familie Feuerstein" und "Bugs Bunny". Seine Leidenschaft für animierte Serien ist bis heute erhalten geblieben. Darüber hinaus begeistert er sich für Gameshows wie "Ruck Zuck" oder "Kaum zu glauben!" und ist mit hoher Expertise gleichzeitig Fan und kritischer Beobachter der deutschen Schlagerwelt. Auch für Realityformate wie "Big Brother" und "Die Verräter" hat er eine Ader - auf rein krawalliges Trash-TV kann er dagegen verzichten. Im Comedy-Bereich begeistert er sich vor allem für Sitcoms, Stand-up-Comedy und Late-Night und hält diesbezüglich auch die Augen in Österreich, Großbritannien und den USA offen.
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