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TV-Kritik/Review: Crossing Lines
(19.08.2013)
Appetit auf Europudding? Es steckt unter anderem französisches und deutsches, aber auch amerikanisches Geld in
Natürlich muss jedes Land, das mitproduziert, irgendwann Schauplatz der Serie sein, wofür dann auch eigene Darsteller vorbeigeschickt werden. Im Zentrum: der Amerikaner Carl Hickman, eine schamlose Dr.-House-Kopie. Statt Bein- hat er Handschmerz, seine Krücke ist das Unvermögen, eine Pistole abfeuern zu können. Sein Vicodin? Morphium. Sein Weltschmerz ist ebenso vergleichbar, wenn auch graduell weniger zynisch. Hickman war mal beim NYPD, ein Super-Ermittler, dem kein Hinweis je entging. Bis er entlassen wurde. Wie das kam und warum er zum Krüppel wurde - darüber herrscht zunächst nur andeutungsvolles Raunen. Als allzu handelsübliche Sherlock-Holmes-Figur wäre dieser Rip-off kaum erträglich, handelte es sich beim Darsteller nicht um William Fichtner, eine der meistbeschäftigten Ganovenvisagen aus der zweiten Hollywood-Reihe ("The Dark Knight", "Heat") und natürlich aus
Zu Beginn der Pilotfolge (die aus zwei Episoden besteht) arbeitet Hickman klischeegemäß als Aussteiger und Müllsammler auf einem Wanderjahrmarkt in Amsterdam, als ihn Louis Daniel zurück an die Crime-Front lockt. Daniel, das ist der eigentliche Chef des Teams, ein Major der französischen Nationalpolizei DCPJ. Auch ihn plagt selbstredend ein schlimmes Trauma: Beim Anschlag eines mysteriösen "Russen" starb sein kleiner Sohn, seither lebt Daniel von seiner Frau getrennt. Als davon die Rede ist, wird die Frau kurz eingeblendet, wie sie beim Rotwein auf dem Sofa sitzt und entrückt ins Leere stiert, während aufs Stichwort die Moll-Geigen loslegen. Major Daniel wird von Marc Lavoine gespielt, einem französischen Sänger.
Da Daniel nicht zuletzt am eigenen Unglück (dessen Hintergründe eingangs unklar bleiben) die katastrophalen Konsequenzen ablesen kann, die damit einhergehen, wenn Strafverfolgungsbehörden an den Landesgrenzen mit ihren Zuständigkeiten am Ende sind, holt er sich bei einem väterlichen Freund das ersehnte Mandat: Michel Dorn vom ICC füttert gern Tauben, liest bibliophile Lyrikbände und unterwirft sich ebenfalls dem Diktat der Regie, stets eine möglichst depressive, melancholische, also klaftertiefe Abgründe andeutende Stimmung zu verbreiten. Dafür hat Bernero Altstar Donald Sutherland gewinnen können, der seit gefühlten 30 Jahren weißbärtige Vaterfiguren mal gütiger, mal diabolischer Art spielt. Hier scheint er der Gute zu sein.
Nach der Kennenlernrunde werden nun in umgekehrter Vorgehensweise die relevanten Facts über Hickman unters Zuschauervolk gestreut: Die Teammitglieder stellen ihn vor und beenden dabei jeweils die Sätze der anderen - in einer hölzernen Manier, die einen wehmütig an die Differenzialdiagnosen aus
Inszeniert wird das im üblichen
Ansonsten regiert hier aber ein ernüchterndes Ermitteln-nach-Zahlen - Schnitzeljagden mal auf eine Giftmörderin, mal, wie im Pilotfilm, auf einen Serienmörder von der Psychose-Stange (Karikatur: Eddie Jameson aus
Sonderlich clever konstruiert wirken die Fälle ohnehin nicht: Das plutoniumverseuchte Trinkglas eines Opfers (ein entscheidender Hinweis) steht Tage nach der Mordtat noch unbeachtet am Tatort herum, und wie in so vielen schlechten Krimireihen darf der Täter auch hier, als er seinen Jäger endlich vor der Knarre hat, noch minutenlang sein eigenes küchenpsychologisches Motiv erklären, ehe es dann doch noch zur Last-Minute-Rescue kommt. Hauptgegner der Ermittler sind sowieso eher die nationalen Polizeibehörden, mit denen es nachvollziehbarerweise Kompetenzgerangel gibt.
Das Hauptproblem dieser allzu überraschungsarmen Serie erwächst indes ausgerechnet aus ihrer vermeintlichen Besonderheit: Gerade das länderübergreifende Konzept, das Umherreisen zwischen den verschiedenen europäischen Kapitalen, scheint die Macher nämlich kaum zu interessieren. Warum zum Beispiel ist hier Englisch die alleinige Dialogsprache? (Mal abgesehen davon, dass es Anflüge französischer/italienischer/irischer Akzente gibt.) Was das Team angeht, könnte man das noch als Verständigungsmaßnahme abtun, doch es wird spätestens dann absurd, wenn auch die Franzosen untereinander sowie alle Passanten und Polizisten in den unterschiedlichen Ländern grundsätzlich englisch sprechen. Zuschauern der deutsch eingeebneten Synchronfassung wird das wohl egal sein, schlimmer ist daher die zweite Entscheidung, die natürlich aus Kostengründen getroffen wurde: Gedreht wurde überwiegend in Prag. Die tschechische Hauptstadt doubelt hier unter anderem Berlin, Wien, Italien und die Niederlande. Doch eine Europa-Hatz ohne Europa ergibt keinen Sinn mehr, weil sich weder das Flair der einzelnen Städte noch die Mehrsprachigkeit des Kontinents in ihr abbilden kann: Vom annoncierten "Crossing Lines", also dem Grenzenüberqueren im räumlichen Sinn, bleibt nichts mehr übrig. Damit ist man jedoch fatalerweise genötigt, den Titel inhaltlich zu deuten - und das klappt erst recht nicht: Grenzen werden hier weder stilistisch noch erzählerisch überschritten. "Crossing Lines" bleibt lieber vor der Zollschranke stehen und kehrt müde wieder um.
Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten drei Folgen von "Crossing Lines".
Gian-Philip Andreas
© Alle Bilder: Tandem Productions GmbH, TF1 Production SAS
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