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TV-Kritik/Review: Vorstadtweiber
(01.05.2015)
Hinter den gutbürgerlichen Fassaden der oberen Mittelschicht lauern meistens Abgründe. Das weiß der versierte Serienzuschauer spätestens seit US-Dramedys wie
Gemeinsam haben die Freundinnen Nicoletta, Maria, Waltraud und Caroline die gutsituierten Ehemänner, die schmucken Häuschen und das weitestgehend sorgenfreie Leben. Berufstätig ist nur eine von ihnen, Nicoletta (Nina Proll), die eine Edelboutique führt, während die anderen ihre Tage mit Proseccotrinken, Café- und Friseurbesuchen totschlagen. Und natürlich mit der einen oder anderen außerehelichen Affäre. Da ist zum Beispiel Waltraud (Maria Köstlinger), die dem 16-jährigen Sohn ihrer Freundin Maria (Gerti Drassl) Nachhilfe gibt. Während die naive Mutter noch denkt, ihr Sohn wäre ein Spätzünder, der sich mehr für Harry Potter als für Mädchen interessiert, erteilt Waltraud ihm nebenan Nachhilfe auf ganz anderen Gebieten als Latein. Und Caroline (Martina Ebmm), altersmäßig näher an ihrer Stieftochter als an ihrem Gatten, vertreibt sich die freie Zeit im Bett mit dessen Freund und Geschäftspartner Bertram (Lucas Gregorowicz, demnächst neuer Ko-Ermittler im Brandenburger
Ins Wanken gerät diese Existenz zwischen Sorglosigkeit, Langeweile und Dekadenz, als bei einer Sexspielzeug-Verkaufsparty als Präsentatorin plötzlich die gemeinsame Bekannte Sabine (Adina Vetter) vor der Tür steht. Die ist gerade von ihrem Ehemann verlassen worden und, weil der Ehevertrag zu dessen Gunsten ausfiel, von einem Tag auf den anderen völlig mittellos. Während sie sich nun (trotz Hochschulabschluss) mit Jobs wie Putzen und Servieren herumschlagen muss, öffnet die unerwartete Begegnung auch den anderen Frauen die Augen. Ihnen könnte es schließlich genauso ergehen, sollten ihre Ehemänner ebenfalls das Interesse an ihren vorzeigbaren Gattinnen verlieren. Also beginnen die Musterfrauen endlich, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen...
Was sich auf dem Papier etwas zu stark wie eine austrifizierte Variante der "Desperate Housewives? anhört, stellt sich schon im Verlauf der furiosen Auftaktfolge als ebenso originell wie eigenständig heraus. Sicher, die Themen und Konstellationen sind bekannt, werden hier aber mit bissigem Humor und viel Wiener Schmäh auf erfrischende Weise neu kombiniert. Dabei schrecken die Macher weder vor offenherzigen Sexszenen noch vor bitterem Sarkasmus zurück, so dass man sich eher wie bei einer US-Pay-TV-Serie von HBO oder Showtime fühlt als bei einer typischen deutschsprachigen Primetime-Serie, wie die hiesigen Sender sie einem (gerade auch auf diesem Sendeplatz) gewöhnlich vorsetzen.
Bemerkenswert ist vor allem zweierlei: zum einen das durchweg hervorragende Ensemble, das die Creme de la Creme der österreichischen Schauspielszene vereint (ok, Robert Palfrader und Nicholas Ofczarek sind diesmal nicht dabei). Die fünf Hauptdarstellerinnen spielen mit sichtlichem Spaß an ihren unmoralischen Rollen groß auf, aber auch die Nebenrollen sind hochkarätig besetzt, von Simon Schwarz als skrupellosem Ehemann (und Pferdefleischverweigerer) bis Proschat Madani (die Integrations-Stadträtin aus
Zum anderen überzeugt aber auch das Drehbuch von Vielschreiber Uli Brée, der mit dem klamaukigeren
Sicher, der oft etwas vordergründige Humor und die Frivolität werden manchen Zuschauern zu flach sein. Die sollten bedenken, dass auch in von der Kritik hochgelobten US-Comedys wie etwa
Dieser Text basiert auf Sichtung der kompletten ersten Staffel der Serie.
Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder: ORF/ARD
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