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"Vom Traumschiff ins indische Niemandsland" - Interview mit Petra Schulz

Petra Schulz
Petra SchulzPetra Schulz

Am 21. Februar läuft in der 3Sat-Reihe  "Weite Welten" die Dokumentation "Vom Traumschiff ins indische Niemandsland."

Petra Schulz und Hans-Jürgen Tögel führen beide Regie. Schulz berichtet für die entwicklungspolitische Sendereihe "Weite Welten" bei 3Sat über Armut, Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen, Tögel hat für das ZDF mehrere hundert Folgen für Serien wie  "Siska",  "Das Traumschiff",  "Der Alte" und  "Die Schwarzwaldklinik" gedreht. Als er auf der Suche nach Drehorten für "Das Traumschiff" in Indien unterwegs war, lernte Tögel eine wenig schillernde Seite des Subkontinents kennen: In einer abgelegenen Provinz sah er die Armut der Menschen und rief daraufhin ein Hilfsprojekt ins Leben, in das er seit zwölf Jahren jede freie Minute steckt. Mit Petra Schulz verbindet ihn das Bestreben, Ungleichheit und Ungerechtigkeit aufzuzeigen. Gemeinsam sind die beiden Filmemacher durch Indien gereist und haben das Schulzentrum besucht, das Hans-Jürgen Tögel mit seinem Projekt aufbaut. Wunschliste.de hat sich mit Petra Schulz unterhalten.

Wie kam es zur Bekanntschaft mit Hans-Jürgen Tögel?

Horst Naumann, Regisseur Hans-Jürgen Tögel, Heide Keller, Siegfried Rauch (von links)
Horst Naumann, Regisseur Hans-Jürgen Tögel, Heide Keller, Siegfried Rauch (von links)ZDF

Petra Schulz: Ich kannte ihn vorher gar nicht. Er ist sozusagen auf mich zugekommen. Herr Tögel hat natürlich viele Kontakte im ZDF und erzählte dort von seinem Entwicklungsprojekt. Er selbst schlug vor, einen Film darüber zu machen, und so landete das auf meinem Schreibtisch. Weil ich immer die Frau bin, die in den Entwicklungsländern vor Ort ist. Ich hatte ja eine eigene Reihe bei 3Sat, die "Weiten Welten", da hab ich immer nach Entwicklungsprojekten gesucht, großen und kleinen.

Sie drehen sozial sehr engagierte Filme, vorwiegend in der Dritten Welt, Hans-Jürgen Tögel steht mit dem "Traumschiff" und  Rosamunde Pilcher-Verfilmungen für Urlaubsromantik und Liebeskitsch. Wie haben Sie sich angenähert?

PS: Es ist schon eine ganz andere Welt. Er erzählt moderne Märchen, ich gehe zur Realität. Wobei die Schnittmenge hier natürlich sein Projekt ist. Und das ist wirklich bemerkenswert gut. Bevor ich für einen Film in ein Land fahre, schaue ich mir das Projekt schon genau an. Denn man bekommt auch ganz viele Vorschläge auf den Tisch, bei denen man schnell sieht, dass da irgendwelche Firmen mehr schlecht als recht etwas anfangen und dann auf die große Werbung für sich hoffen. Ich hab mir das also angesehen und fand das Projekt sehr, sehr gut. Vor allen Dingen hat mir imponiert, wie Herr Tögel als Einzelperson unheimliches Engagement und auch persönliches Geld in die Sache steckt, gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin. Er fährt mehrmals im Jahr dorthin, und das ist nun nicht die schönste Gegend, das ist wirklich das Nirgendwo in Indien. Da kommt kein Tourist hin und da gibt es auch nichts zu gucken. Und was natürlich ganz interessant ist: Er bewegt sich ja in dieser Welt der Stars und Sternchen, und da sammelt er, gnadenlos. Er hat da eine Art, ziemlich charismatisch, das ist ganz toll. Er geht auf die Leute zu und zieht denen wirklich die Hosen aus. Da kann man dann gar nicht nein sagen.

Hans-Jürgen Tögel und sein Projekt stehen also im Mittelpunkt des Films?

Hans-Jürgen Tögel in einer Schulklasse
Hans-Jürgen Tögel in einer SchulklassePetra Schulz

PS: Es ist eine Mischung. Ich versuche natürlich immer, ein Entwicklungsprojekt vorzustellen und den Mangel zu zeigen. Da werden Menschen diskriminiert, weil sie der falschen Kaste angehören, oder einfach weil sie Frauen sind. Ich versuche, den Zuschauern das auf diesem Weg nahe zu bringen und Verständnis zu wecken für das Fremde, und dabei ist das Entwicklungsprojekt natürlich auch die Lösung des Problems. Aber genau so wichtig ist mir, die Leute mitzunehmen in ein Land, das sie bislang wahrscheinlich nur aus Reiseführern kennen, oder aus Traumschiff-Geschichten. In Indien haben sie alles: märchenhaften Reichtum, grässliche Armut, und dazwischen eben die Menschen. Und die sind toll und spannend. Es ist also ein Film über Indien. Über das Indien, das man als Normalreisender nicht erlebt. Man erfährt ein wenig mehr über das Land als das, was man selbst im Urlaub sieht.

Sie haben bislang meistens normale Leute in deren Alltag gefilmt. Das ist diesmal anders: Hans-Jürgen Tögel ist selbst ein Fremdkörper, der nur zeitweise nach Indien kommt. Inwieweit hat das eine Rolle gespielt?

PS: Es ist insofern eine ganz andere Handschrift, weil ich hier einen Protagonisten habe, der den roten Faden bildet. Wir begleiten ihn. Er führt uns auch zu einigen Plätzen, die nicht unmittelbar mit seinem Projekt zu tun haben. In dieser Form arbeite ich sehr gerne, aber das kann man vorher nicht planen. Denn oft plant man mit einem Protagonisten und muss dann feststellen, dass er fürs Fernsehen einfach zu langweilig ist, oder er schwafelt vor der Kamera. Das war bei Hans-Jürgen Tögel anders: Er ist telegen und kann auch sprechen und erklären, was er sieht und wie alles auf ihn wirkt. Das Besondere an diesem Film ist zudem, dass ich auch Einblick bekam in die Art und Weise, wie ein Entwicklungsprojekt gemanagt wird. Das sehe ich zwar bei vielen Reisen, aber hier hab ich es besonders intensiv erlebt: Sie nehmen sich etwas vor, gehen zwei Schritte nach vorne und merken dann, dass es so schnell doch nicht geht. Also gehen sie wieder langsam zurück. Das sieht man in diesem Film: Tögel hat wirklich brutal dafür gekämpft, damit Dinge umgesetzt werden. Das war auch für mich ganz spannend und neu.

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