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Wishlist - Set-Besuch bei der ersten Serie des "Jungen Angebots von ARD und ZDF"

Eigenproduzierte Mystery-Webserie soll im Oktober starten - von Marcus Kirzynowski
(06.07.2016)

Der Cast von "Wishlist"
Der Cast von "Wishlist"Outside the Club/Vien Tran-Van


Im Oktober geht das "Junge Angebot von ARD und ZDF" online, in Wuppertal entsteht dafür zurzeit die erste fiktionale Serie. Hinter  "Wishlist" steht ein junges Team aus YouTubern, das die Sprache der Zielgruppe sprechen soll. Bei diesem Serientitel ließ es sich wunschliste.de nicht nehmen, den Dreharbeiten einen Besuch abzustatten.

Auch vor dem eher proletarisch geprägten Wuppertal macht die Gentrifizierung nicht Halt. Am Rand der Elberfelder Fußgängerzone, dort, wo ein Premium-Burger-Restaurant auf das andere folgt, und kurz vor einem Imbiss mit dem Namen Wurstfabrik, befindet sich mit dem Apollo 21 auch ein schnieker Club. Aufsteller im Eingangsbereich werben für die "größte Dancehall- und Reggeaton-Party NRWs", in Sneakern kommt man hier normalerweise gar nicht erst rein. An einem sonnigen Juninachmittag ist das anders: Heute findet hier keine echte Party statt, sondern eine nachgestellte. Etwa 50 jugendliche Komparsen haben sich eingefunden, um für eine authentische Atmosphäre zu sorgen, wenn die Hauptdarsteller von "Wishlist" hier einlaufen. Das Alter der Komparsen entspricht in etwa dem der angestrebten Zielgruppe der Serie, die zwischen 15 und 17 Jahren liegt: "Wishlist" ist das erste fiktionale Projekt für das noch immer namenlose "Junge Angebot von ARD und ZDF", das im Oktober starten soll. Noch bis Mitte Juli wird die Serie hauptsächlich in Wuppertal und Umgebung gedreht.

Komparsen im Wuppertaler Club Apollo 21
Komparsen im Wuppertaler Club Apollo 21Marcus Kirzynowski für wunschliste.de


Über den Inhalt hüllen sich die Macher noch weitgehend in Schweigen. Der soll erst im Rahmen einer Werbekampagne in den Sozialen Medien offenbart werden, die unter dem Hashtag #wasistwishlist geplant ist. Bekannt ist bislang nur: Es geht um eine Gruppe jugendlicher Freunde, die plötzlich die Möglichkeit erhält, alle ihre Wünsche wahr werden zu lassen. Klar, dass das nach der ersten Euphorie auch eine Menge Gefahren mit sich bringt. "Wishlist" ist als Mysteryserie angekündigt, aber ohne Übersinnliches, es wird wohl mehr in Richtung Verschwörungsgeschichte gehen.

Ungewöhnlich ist, dass die Macher hinter dem Serienprojekt nicht viel älter sind als ihre jugendlichen Figuren und die erwünschten Zuschauer: Mit 30 Jahren ist Regisseur und Ko-Autor Marc Schießer schon der Älteste des Kernteams. Gemeinsam mit Marcel Becker-Neu, der auch eine der Hauptrollen spielt, und Christina Ann Zalamea, die als "Hello Chrissy" bei YouTube mit Schminktipps bekannt wurde, hat er sich die Story ausgedacht. Schießer und Becker-Neu steckten gemeinsam schon hinter der YouTube-Serie "vivi&denny" über ein junges Paar und ihren schräg-normalen Alltag im Web 2.0. Über die ist Radio Bremen, in dessen Auftrag "Wishlist" produziert wird, auch auf die jungen Wuppertaler Filmemacher aufmerksam geworden. "Wir haben etwa 100 YouTuber angeschrieben, uns Ideen zu schicken", erläutert Lina Kokaly, die die Serie für Radio Bremen betreut. "Daraufhin bekamen wir ungefähr 30 Vorschläge zurück und davon war diese Idee die überzeugendste."

Regisseur Marc Schießer (m.) mit Crewmitgliedern
Regisseur Marc Schießer (m.) mit CrewmitgliedernOutside the Club/Steven Breden


So erklärt sich dann auch, warum die Serie ausgerechnet in Wuppertal spielt, das nicht gerade als TV-Metropole bekannt ist. "Unser ganzes Team hat seine Wurzeln in Wuppertal", sagt Marc Schießer. "Außerdem ist die Stadt noch nicht so totgefilmt wie Berlin oder Hamburg." Außer für YouTube hat der Regisseur bisher viel mit dem Medienprojekt Wuppertal gearbeitet, einer örtlichen nichtkommerziellen Videoproduktion, die Schüler und junge Erwachsene ans Filmemachen heranführt. Jetzt eine fortlaufende Geschichte in zunächst zehn Folgen ? 15 Minuten zu erzählen (Fortsetzung ausdrücklich nicht ausgeschlossen), ist aber noch einmal etwas Anderes als die Kurzfilme, die er bisher gemacht hat: "Wir haben uns gefreut, endlich mal eine Geschichte und Figuren über eine längere Zeit entwickeln zu können, da wir da bei den Kurzfilmen doch immer limitiert waren." Zwar sind insgesamt 150 Minuten für die erste Staffel im Vergleich zu üblichen Fernsehserien immer noch nicht besonders lang, "aber für uns fühlt sich das schon an wie 'Lawrence von Arabien'", scherzt Schießer. Sowohl er als auch sein Kumpel und Partner Becker-Neu sind wohl Multitalente, steuert Letzterer doch zusätzlich noch die Musik bei, während Schießer auch für den Schnitt und das Sounddesign verantwortlich ist. Gefordert sind sie aber vor allem wegen des engen Zeitplans: Im vergangenen Herbst bekamen sie für "Wishlist" den Zuschlag, jetzt werden die zehn Folgen in insgesamt eineinhalb Monaten gedreht, ab Oktober sollen sie schon auf dem neuen öffentlich-rechtlichen Jugendportal online gehen. "Zeit ist unser größter Feind", meint der Regisseur dann auch mit Blick auf die Dreharbeiten, bei denen immer mal wieder etwas dazwischen käme - nicht nur das berüchtigte Wuppertaler Wetter.
Hauptdarstellerin Vita Tepel am Set
Hauptdarstellerin Vita Tepel am SetOutside the Club/Steven Breden


Filmen heißt vor allem Warten: Etwa zwei Stunden, nachdem die ersten Komparsen an diesem Nachmittag vor dem Club eingetrudelt sind, ist der Dancefloor endlich drehbereit eingerichtet. Auf dem Plan steht eine Szene ganz zu Anfang der Staffel, als die Freunde ihre neuen Chancen noch unbeschwert feiern wollen. Während die Laien die Tanzfläche bevölkern, haben die "Stars" der Serie ihren großen Auftritt. Ausgehgerecht aufgestylt kommen sie die Treppen herunter, Yung Ngo (neulich als vietnamesicher Dorfpfarrer in  "Weinberg" zu sehen) grüßt hier und da einen der Tanzenden, als seien sie alle seine besten Kumpel. Mit knapp 30 Jahren ist Yung Ngo der älteste Hauptdarsteller, der auch die meisten Credits mitbringt, unter anderem in Filmen wie "Russendisko". Die anderen Schauspieler stehen noch weiter am Anfang ihrer Karrieren, auch wenn etwa Nele Schepe, die die Janina spielt, schon vor Filmkameras steht, seit sie zwei Jahre alt war. Neben Werbespots und Musikvideos hatte sie Episoden-Hauptrollen in Vorabend-Krimiserien wie  "SOKO Wismar" und  "Morden im Norden", auch ihre Kollegen Michael Glantschnig und Vita Tepel waren bislang hauptsächlich in Gastrollen, etwa bei "SOKO" und  "Der Lehrer", zu sehen.
Hauptdarstellerin Nele Schepe und Regisseur Marc Schießer
Hauptdarstellerin Nele Schepe und Regisseur Marc SchießerOutside the Club/Steven Breden


Die von Schepe verkörperte Janina ist eine junge Frau, deren Familie aus Polen kommt. "Sonst spiele ich immer die Zicke oder das Mädchen von nebenan, diesmal ist es eine Mischung", erzählt die Schauspielerin. "Auf den ersten Blick ist sie eine Vollkatastrophe, aber sie ist herzensgut, es ist eine der abgefreakteren Rollen." An der Produktion lobt Schepe das Kamerateam, das sich trotz des engen Zeitrahmens viel Zeit für besondere Bilder nehme. Man kann gespannt sein, wie das Ergebnis aussehen wird. Wie im Grunde das gesamte "Junge Angebot" ist "Wishlist" vor allem ein Experiment: eine öffentlich-rechtliche "Webserie", eine mit ARD-Geldern finanzierte Produktion von der und für die YouTube-Generation, eine Zielgruppe, die ARD und ZDF mit ihren Serien bislang kaum noch erreichen. Beruhigend immerhin für die, die wir das Alter der Komparsen bereits deutlich überschritten haben: "Es soll eine Serie werden, die man auch als 30-Jähriger noch gucken kann", sagt der Regisseur.

 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

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