Als 1940 der einzige Sohn von Otto und Anna Quangel in Frankreich fällt, engagiert sich das bis dahin unpolitische Berliner Handwerkerehepaar gegen das Nazi-Regime. Sie beginnen eine Postkarten-Aktion gegen Hitler. Schon bald kommt die Gestapo ihnen auf die Spur und sie müssen ihren Mut mit dem Leben bezahlen. Otto Quangel (Carl Raddatz) und seine Frau Anna (Hildegard Knef) sehen ihren Sohn zum letzten Mal, als dieser im Jahre 1940 während eines Urlaubs in Berlin seinen Marschbefehl erhält. Bald darauf erreicht sie die Nachricht, dass er in Frankreich gefallen ist: "für Führer, Volk und Vaterland", wie es im offiziellen Schreiben der Heeresleitung heißt. Für Anna bricht mit dem Tod ihres einzigen Kindes die Welt zusammen. In ihren Augen ist der pathetisch proklamierte "Heldentod" nichts weiter als ein Mord, den Hitler zu verantworten hat. Als ihr ein Stapel unbenutzter Feldpostkarten in die Hände fällt, schreibt sie auf eine von diesen, wie ihr zumute ist: "Der Führer hat mir meinen Sohn ermordet ..." Sie legt die Karte heimlich in der Stadt ab, in der Hoffnung, ein paar Menschen auf diese Weise aus ihrem blinden Glauben an Hitler wachrütteln zu können. Ihr Mann, Werkmeister in einem großen Tischlereibetrieb, in dem kriegsbedingt vorwiegend Särge produziert werden, schließt sich seiner Frau an. Die beiden deponieren Karten mit ihrem persönlichen Aufruf zum Widerstand an vielen Stellen der Stadt. Die Suche nach dem "Klabautermann", wie die Gestapo die unbekannten Schreiber der Karten nennt, fällt zunächst schwer. Die meisten Protestschreiben werden von obrigkeitshörigen Bürgern bei der Polizei abgeliefert. Als Kommissar Escherich (Martin Hirthe) mit Hilfe des schmierigen Hauswarts Borkhausen (Heinz Reincke) den Quangels dann doch auf die Spur kommt, landet das Ehepaar vor dem "Volksgerichtshof". Die Verhandlung ist eine bloße Farce, das Todesurteil gegen beide steht längst fest. Alfred Vohrer hat Hans Falladas 1947 erschienenen Roman über zwei einfache Menschen aus dem deutschen Widerstand mit einem großen Aufgebot namhafter Schauspieler überzeugend verfilmt und ein breites Spektrum damaliger politischer Wirklichkeit ausgeleuchtet, von den Opfern der Naziherrschaft über opportunistische Mitläufer und Gesinnungsgenossen bis zu den brutalen Tätern. Eine der Hauptrollen spielt Hildegard Knef, an sie erinnert das MDR FERNSEHEN anlässlich ihres 90. Geburtstages am 28. Dezember. Neben Marlene Dietrich und Romy Schneider war Hildegard Knef eine der wenigen deutschen Schauspielerinnen, die sich auch international behaupten konnten. Schon in ihrer ersten kleinen Rolle in Helmut Käutners "Unter den Brücken" (1944) spielte sie sich in die Herzen des Publikums. Sie wurde zum Star im ersten deutschen Nachkriegsfilm "Die Mörder sind unter uns" (1946), wo sie unter Wolfgang Staudtes Regie eine ehemalige KZ-Insassin spielte. Der Film wurde auch außerhalb Deutschlands ein Erfolg und verhalf ihr zu internationaler Anerkennung. Doch ein erster Anlauf in Hollywood scheiterte. 1950 sorgte sie als "Sünderin" in Willi Forsts Film für einen großen Skandal - sie ließ als erste deutsche Schauspielerin die Hüllen fallen! Danach ging sie wiederum nach New York. Mit Filmen wie "Entscheidung vor Morgengrauen" (1951) und "Schnee am Kilimandscharo" (1952) kam der Erfolg. Sie wurde auch zum gefeierten Broadway-Star: 675 Mal trat sie im Cole-Porter-Musical "Seidenstrümpfe" auf. 1963 begann ihre zweite große Karriere als Chansonsängerin. Ella Fitzgerald nannte sie "die weltgrößte Sängerin ohne Stimme". "Ich hab' noch einen Koffer in Berlin" oder "Für mich soll's rote Rosen regnen" - Lieder mit ihren eigenen Texten, die zu Evergreens wurden. Anfang der 1970er-Jahre erntete sie mit ihrer Autobiografie "Der geschenkte Gaul" literarischen Erfolg, dem der Roman "Das Urteil" folgte. Darin beschreibt sie ihre Krebserkrankung. Trotz ihrer gesundheitlichen Probleme, die die letzten beiden Lebensjahrzehnte bestimmten, ließ sie sich nicht unterkriegen. Sie ging auf Tournee, malte, drehte Filme. Als sie am 1. Februar 2002 starb, regnete es Hunderte rote Rosen auf ihren Sarg. (102 Min. - zum 90. Geburtstag von Hildegard Knef).
(MDR)
Regisseur Alfred Vohrer machte sich den Bestseller-Roman "Jeder stirbt für sich allein" von Hans Fallada zunutze, um die ergreifende Geschichte auf den Bildschirm zu bringen. Der Film basiert wie das Buch auf der wahren Begebenheit eines Berliner Ehepaars, Otto Hermann Hampel und Elise Hampel, die ihren einzigen Sohn Paul im Krieg verloren - "sehr auf sentimentale Effekte bedachte Romanverfilmung" (Lexikon des Internationalen Films).
(arte)
Länge: ca. 102 min.
Deutscher Kinostart: 21.01.1976
FSK 16
Cast & Crew
- Regie: Alfred Vohrer
- Drehbuch: Anton Czerwik, Miodrag Cubelic
- Produktion: Karl Spiehs, Peter Michael Krüger, Otto Retzer, Erich Tomek, Erste Filmproduktionsgesellschaft Constantin GmbH
- Produktionsfirma: Lisa-Film, Terra-Filmkunst
- Musik: Gerhard Heinz
- Kamera: Heinz Hölscher
- Schnitt: Jutta Hering
- Szenenbild: Hertha Hareiter
- Maske: Willi Nixdorf
- Regieassistenz: Wieland Liebske
- Ton: Hieronymus Würden