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TV-Kritik/Review: "Doctor Odyssey" schippert in seichten Gewässern
(27.11.2024)
Der auf wahren Begebenheiten basierenden Dramaserie
Im deutschen Dauerbrenner
Handlungstechnisch geht es ohne großen Vorlauf los. Avery Morgan (Phillipa Soo) und Tristan Silva (Sean Teale), die eingespielten Pflegekräfte an Bord, erwarten zum anstehenden Cruise ihren alten Vorgesetzten. Ein unschöner Vorfall aus der jüngeren Vergangenheit hat den Kapitän jedoch dazu bewogen, den Arzt auszutauschen. Auftritt: Joshua Jackson als neuer leitender Mediziner Max Bankman, der mit den besten Empfehlungen auf die Odyssey kommt. Die Tatsache, dass er eigentlich hoffnungslos überqualifiziert ist, deutet auf ein Mysterium hin. Könnte man jedenfalls meinen. Recht schnell offenbart eine durch graustichige Rückblenden untermauerte Erklär-Szene dann aber, warum Max einen Karriererückschritt in Kauf genommen hat. Grund war eine einschneidende Erfahrung, seit der er auf eine gute Work-Life-Balance achten will.
"Doctor Odyssey" setzt auf einen Mix aus abgeschlossenen Geschichten und horizontaler Erzählweise. In jeder Episode gibt es mehrere Notfälle, um die sich das Bordpersonal kümmern muss, während sich die Beziehungen der wiederkehrenden Charaktere, in erster Linie der drei Protagonisten, folgenübergreifend entwickeln. Was auffällt und nicht unbedingt üblich ist: Max, Avery und Tristan finden trotz romantischer Wirrungen schnell zusammen, ziehen an einem Strang. Keiner drängt in der Vordergrund, um sich zu profilieren. So sieht es zumindest nach den ersten beiden Folgen aus, die für diese Kritik gesichtet wurden. Was natürlich nicht heißt, dass spätere Konflikte ausgeschlossen sind.
Vor allem die Schauspieler machen dem Zuschauer den Einstieg leicht. Zwischen Jackson, Soo und Teale stimmt, wie man so schön sagt, die Chemie. Lässig werfen sie sich die Bälle zu und wecken Interesse an ihren Figuren. Charmant sind auch die regelmäßigen Stippvisiten von Kapitän Massey, dem
Der Einsatz der Darsteller in allen Ehren. Doch schon im Verlauf der ersten Episode nähert sich "Doctor Odyssey" mit großen Schritten der seichten "Traumschiff"-Melodramatik an. Sorgt ein Penisbruch beim leidenschaftlichen Flitterwochensex noch für einige Lacher, drängt sich alsbald der Verdacht auf, dass die Fälle der Woche wenig Substanz haben. Patienten kommen und gehen. Echten Bezug kann man zu den Menschen nicht aufbauen, weshalb auch ihre persönlichen Leiden und Erlebnisse nur wenig berühren. Selbst dann, wenn die Serie, wie bei einer schiffsbrüchigen Frau, mit aller Macht auf die Tränendrüse zu drücken versucht. Auch der Plan, aus Überzeichnung Komik zu generieren, geht eher nach hinten los. Die zweite Folge steht unter dem Motto "Single-Kreuzfahrt" und überschreitet mehrfach die Grenze zur Karikatur. Bereits der erste Auftritt eines Ken-artigen Sexproleten (Chord Overstreet) lässt Schlimmeres befürchten. Syphilis-Sam, der Spitzname, den Avery ihm kurz darauf verpasst, kommt nicht von ungefähr!
Trotz einiger gelungener Dialogwitze und der einnehmenden Schauspielleistungen droht "Doctor Odyssey" in Belanglosigkeiten zu versinken. Nichts steht so richtig auf dem Spiel. Kein Schicksal reißt wirklich mit. Schade eigentlich, wo doch der Schauplatz (auf hoher See ist ärztliches Improvisationstalent gefragt!) nach packend in Szene gesetzten Ereignissen schreit. Interessant könnte die Serie gleichwohl für all jene sein, die bloß nach luftiger Zerstreuung suchen - und vielleicht nach ein paar medizinischen Kuriositäten, etwa dem sogenannten Broken-Heart-Syndrom, das Max bei Kapitän Massey diagnostiziert.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten beiden von insgesamt acht Folgen der Serie "Doctor Odyssey".
In den USA feierte die Serie "Doctor Odyssey" bereits am 26. September auf dem Sender ABC ihre Premiere. Hierzulande sind die ersten beiden Folgen ab dem 28. November auf Disney+ verfügbar.
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Leserkommentare
Vritra schrieb am 28.11.2024, 14.04 Uhr:
Ryan Murphy hat für mich die letzten knapp 15 Jahre leider keinen echten Hit mehr abgeliefert.
AHS konnte mich nie packen, "Glee" hatte sich schnell abgenutzt, "Pose" konnte auch nicht bis ans Ende überzeugen, Die beiden ursprünglich starken 9-1-1er sind inzwischen hanebüchener Unsinn, "Ratched" war nur optisch ein Genuss, "HollywoodW war Mittelmaß, doch wenigstens unterhaltsam, das neue "Grotesquerie" macht höchstens depressiv und weiß wohl selbst nicht, welches Genre es sein möchte und von "Feud" war nur die erste Staffel sehenswert, die zweite dagegen richtig mies.
Die einzigen Formate, die ich wirklich okay fand, waren seine "Killer" "American Crime Story" und "Monster" ging auch. Mehr aber auch nicht. "The Politician" soll gut sein, aber das habe ich nicht gesehen und seine zahlreichen anderen Produktionen kenne ich nicht. Ich habe sehr den Eindruck, dass Herr Murphy einfach in viel zu vielen Töpfen gleichzeitig rührt und deshalb immer nur noch Einheitsbrei kocht.
"Dr. Odyssey" interessiert mich nicht, darum verschwende ich keine Zeit darauf. Mal von diesem Verriss hier abgesehen, ist auch die Bewertung in der IMDb (derzeit 5,8/10) weit unter dem Wert, was ich gewöhnlich als Mindest-Score akzeptiere. Produktionen unter 6,2 Sternen ignoriere ich normalerweise.Flapwazzle schrieb am 29.11.2024, 07.42 Uhr:
Dem kann ich soweit folgen. Ich kann auch nicht nachvollziehen, warum Ryan Murphy so hoch im Kurs steht. Bis auf wenige Ausnahmen strahlen seine Produktionen gut fotografierte Belanglosigkeit aus.
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