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TV-Kritik/Review: "Eine Frage der Chemie": Auf den Punkt gegarte Emanzipationsfabel mit brillanter Brie Larson
(12.10.2023)
Das ging schnell: Letztes Jahr erst ist "Lessons in Chemistry" erschienen, und mutmaßlich noch bevor sich der Debütroman von Bonnie Garmus zu dem weltweiten Bestseller entwickeln konnte, der er mittlerweile geworden ist, bekamen die Macher dieser neuen Apple-TV+-Miniserie den Zuschlag. Und jetzt ist die Verfilmung auch schon da: acht Episoden, inszeniert mit der formalen Perfektion eines Qualitäts-Biopics. Allerdings ist die Biografie, um die es hier geht, eine fiktive: Elizabeth Zott ist eine Chemikerin, die in den 1950er-Jahren an der sexistischen Herablassung des Wissenschaftssystems verzweifelt und infolgedessen lieber Fernsehköchin wird. Für Brie Larson ist die Rolle ein Renommierprojekt: Die Oscar-Preisträgerin (
Chemie und Kochen zusammenzudenken ist dabei nur auf den ersten Blick kurios, denn dass das Zubereiten von Speisen sehr viel mit Chemie zu tun hat, mit Eigenschaften von Substanzen und chemischen Reaktionen, das wissen alle, denen schon mal die Milch übergeschäumt ist. Dafür muss man nicht mal in einem dieser sündteuren Restaurants gewesen sein, die Molekularküche schäumchenweise auftischen. US-Amerikanerin Bonnie Garmus, die ihr Leben lang als Werbetexterin arbeitete, ehe sie mit 65 Jahren "Eine Frage der Chemie" veröffentlichte und einen Volltreffer landete, kennt sich da aus: Zeitlebens war sie an Chemie fasziniert, schaffte sie sich in ihrer Freizeit drauf. Auf dieser Grundlage schuf sie schließlich die Figur der Elizabeth Zott, die an alles, was ihr vor die Augen kommt, mit wissenschaftlicher Akribie herangeht, nur um alsbald lernen zu müssen, dass das Leben eben nur bis zu einem gewissen, sehr unbestimmten Grad planbar ist: Manchmal gehen die Dinge schief, manchmal wird Ihnen die Lasagne anbrennen
, spricht sie einmal mit feierlichem Pathos in die Fernsehkamera, nachdem ihr der Bandnudelauflauf - live on air - aus dem Ofen entgegenrauchte.
Inmitten der Kollegenschar - darunter Derek Cecil (
Auftritt Calvin Evans. Der Starchemiker des Instituts - für den Nobelpreis im Gespräch - ist selbst ein Sonderling, der in seiner Freizeit manisch auf Seen herumrudert und die sieben Meilen zwischen Institut und Wohnhaus täglich laufend überbrückt. Im Reinraum knabbert er Nüsschen und von den restlichen Mitarbeitern hält er sich ebenso fern wie Elizabeth Zott. Klarer Fall, dass die beiden wie füreinander gemacht sind. Nach ersten arbeiten die beiden schon bald zusammen, misstrauisch beäugt von den Abteilungsoberen, müssen aber ebenso bald auch bemerken, dass die gläserne Decke für Frauen in einem wissenschaftlichen Institut kein Mythos ist. Sie, die keinen Doktortitel erwerben durfte, dafür aber über ein Y-Chromosom verfügt, wird nicht vorankommen in diesem System. An einem idyllischen Tag am See kommt es schließlich zum Kuss zwischen Elizabeth und Calvin - es wird nicht der letzte bleiben.
Lewis Pullman ist übrigens eine Idealbesetzung für Calvin: Nicht nur trifft der attraktive
Wer den Roman kennt, weiß ohnehin, was Calvins und Elizabeths Beziehung für ein Schicksal beschieden ist, alle anderen lernen es spätestens kennen, wenn in der dritten Episode plötzlich der RomCom-geeignete Hund des Paares, genannt Six-Thirty (deutsch: Halbsieben), die Erzählerrolle übernimmt. Spätestens hier ist klar, dass die Serie die Prämisse der Erzählung ernst nimmt: Wo man sich gerne auf wissenschaftliche Gewissheit verlassen würde, wartet stattdessen das Chaos, der Zufall, die verdammte Kontingenz des Daseins - und der spleenige Schalk.
Auch in den weiteren Episoden bleibt die Serie nah am Roman (Garmus co-produzierte sie mit): Wir folgen Elizabeth, wie sie gefeuert wird, weil sie unerwartet schwanger wird; wie ihre Tochter Madeline geboren wird und aufwächst; wie Elizabeth den weisen Reverend Wakely (Patrick Walker aus
Nach Jahren kehrt Zott dann zurück ins Institut, nur um wiederum später, nach einem üblen Verrat, die Brocken hinzuwerfen - die Weichen in ihr neues Leben werden gestellt. Schließlich landet sie in einem regionalen Fernsehsender, wo sie die Kochshow ganz anders aufzieht, als es der Senderchef (schräg wie stets: Rainn Wilson aus
Man folgt dieser Geschichte im Lauf der acht Episoden ebenso gern wie auf Papier; nicht umsonst wurde Garmus' Stoff ja als veritabler pageturner gefeiert. Und auch wenn man die eine oder andere Wendung mit etwas schlechtem Willen als klischeehaft oder abgegriffen bezeichnen könnte, gerade weil die Serie den Standards "echter" Biopics getreulich folgt, sorgen die durchweg gut geschriebenen und gespielten Figuren mit ihrer Sonderbarkeit stets für jenen frischen Wind, der alle Bedenken wegfegt, die Serie habe sich mit ihren Schlaglichtern auf Sexismus, Rassismus, Homophobie, Missbrauchsbiografien und andere Schrecklichkeiten womöglich zu viel aufgehalst. Erwähnenswert ist dabei vor allem Stephanie Koenig (
Während der Plot im Großen und Ganzen der Romanhandlung folgt, wurde der Handlungsstrang einer bestimmten Figur für die Serie deutlich erweitert: Harriet Sloane - stark gespielt von Aja Naomi King aus
Und Brie Larson? Die dürfte den einen oder anderen Preis abräumen. Gewiss, ihre Figur Elizabeth Zott ist einerseits natürlich zu forsch, um wahr zu sein. Ihre mit regungsloser Miene vorgetragenen Instant-Analysen über männliches Stammesgebaren und sexistische Diskriminierung klingen weniger nach authentischem Fifties-Sprech als danach, wie man von heute aus damalige Figuren gerne sprechen lassen würde: wie Idealbilder eines poppigen Proto-Feminismus. Genau das hat andererseits auch den Appeal des Romans ausgemacht - und das Fiktive der Zott'schen Biografie lässt diesen Freiraum ja gerade zu. Larson jedenfalls unterläuft jede didaktische Belehrung mit ihrem eigenwilligen Charme und einem durchdringend hellwachen, neugierigen Blick, der sie als Wissenschaftlerin jederzeit glaubwürdig erscheinen lässt. Selbst biestigste Antifeministen werden am Ende wohl mit ihr mitfiebern.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der kompletten Staffel von "Eine Frage der Chemie".
Die achtteilige Miniserie "Eine Frage der Chemie" wird bei Apple TV+ weltweit ab dem 13. Oktober veröffentlicht.
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