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TV-Kritik/Review: "Generation V": Die Akademie der Grausamkeiten
(28.09.2023)
Menstruationsblut als Waffe, platzende Geschlechtsteile, bizarre Masturbations-Montagen:
Wer sich "Generation V" ansieht, hat, na klar, von "The Boys", einem der absoluten Zugpferde von Amazon Prime Video, aller Wahrscheinlichkeit nach wenigstens schon einmal gehört. Dennoch schadet es nicht, sich das Worldbuilding der Mutterserie, deren vierte Staffel demnächst zu erwarten ist, noch mal kurz ins Gedächtnis zu rufen: Die Welt, in der sie spielt, ähnelt der unseren, mit dem Unterschied, dass es darin Superhelden und -heldinnen mit besonderen Fähigkeiten gibt (liebevoll "Supes" genannt) und ihre Existenz allgemein bekannt ist. Mehr noch: Die prominentesten unter ihnen sind Bestandteil der Popkultur, sie werden kultisch verehrt, nicht nur als weltrettende Problemlöser, sondern auch als Celebritys, deren Romanzen und Verfehlungen tagtäglich in den Medien diskutiert werden. Sieben dieser Superhelden werden vom Konzern Vought International, der die Supes exklusiv vermarktet, in der Elitetruppe "Seven" gebündelt, eine Art "Avengers"-Alternative, die in "The Boys" allerdings weit mehr Abgründe als heldenhafte Züge blicken lässt. Korruption, Eitelkeit, brutaler Zynismus: Weiter entfernt vom alten Superman-Ideal können die meisten Supes kaum verortet werden.
Wo in "The Boys" die titelgebende Widerstandsgruppe versucht, den Supes und vor allem dem Vought-Konzern an den Kragen zu gehen, steht in "Generation V" ("V" wie "Vought") der Nachwuchs im Zentrum - junge Superheld*innen, die auf der Vought-eigenen Godolkin University aufs Supe-Leben vorbereitet werden sollen.
In dieser Kaderschmiede soll sich die Spreu vom Weizen trennen. Also jene, die mit ihren Special Skills allenfalls für einen Job in der Entertainment-Branche infrage kommen (etwa als "Let's Dance"-Kandidat), von jenen, die in die begehrte "Crimefighting"-Fakultät aufgenommen werden. Und die und dadurch die Chance haben, eines Tages zu den "Seven" zu gehören.
In der Pilotfolge werden diverse Student*innen nacheinander eingeführt. Zunächst ist da Marie Moreau (Jaz Sinclair aus den
Wie sehr die Hauptautoren Eric Kripke, Craig Rosenberg und Evan Goldberg (sie alle kümmern sich auch um "The Boys") darauf achten, das Schock-Niveau der Mutterserie in diesem Spin-Off beizubehalten, zeigt gleich die erste Szene, eine Rückblende, in der Marie ihre erste Monatsblutung erlebt und gleich darauf auf sehr unschöne Weise von ihrer Spezialfähigkeit erfahren muss. Später sehen wir Emma, wie sie von einem Kommilitonen dafür missbraucht wird, in Winzlingsgestalt an dessen erigiertem Penis herumzurutschen. Wer jetzt schon skeptisch abwinkt, dem/der sei gesagt: Auf Szenen dieser Art hat man sich hier definitiv auf Dauer einzustellen. Fröhlich werden Gliedmaßen abgerissen, Gehirne durchpflügt und Fäuste durch Körper gerammt. Personen platzen, woraufhin es Organteile regnet, und immer wieder wird es auch sexuell transgressiv - das traditionell Verklemmte der meisten US-amerikanischen Serien- und Filmproduktionen übersetzt sich hier in eine Montage absurder Masturbationsszenen. Wer immer die Comic-Version der explizitesten Momente aus
Was plotmäßig passiert - darüber soll man auf Wunsch von Amazon nichts schreiben. Die Geheimniskrämerei betrifft dabei vor allem die von Fans erhofften Gastauftritte des "The Boys"-Personals. Dass A-Train (Jessie T. Usher), Ashley Barrett (Colby Minifie) oder der Vought-Hausregisseur Bourke (P.J. Byrne) vorbeischneien, war bereits verlautbart worden, über die weiteren Cameos sei an dieser Stelle geschwiegen. Nur so viel: Es gibt prominente "The Boys"-Charaktere, die lediglich kurz zu sehen sind, aber auch Randfiguren aus "The Boys", die hier eine größere Rolle spielen. Das Gute: Wohl und Wehe von "Generation V" hängen nicht von diesen Querverbindungen ab. Die Serie kommt bestens alleine klar. "The Boys"-Fans können sich sogar auf Figuren freuen, die bislang nur in den Comics, nicht aber in der Mutterserie vorkamen - Tek Knight etwa, der mit Soldier Boy das Payback-Kommando gründete und jetzt als "World's Greatest Superhero Detective" durch die Gegend tingelt, an der Akademie eitle Vorträge hält und von Derek Wilson (aus Kripkes Vorgängerserie
Ob es stimmt, was derzeit gemunkelt wird, dass also die Geschehnisse aus "Generation V" von zentraler Bedeutung seien für die kommende vierte Staffel von "The Boys", kann natürlich noch nicht final eingeschätzt werden. Zu vermuten ist eher, dass durch solche Aussagen möglichst viele Fans der Mutterserie zum Spin-Off hinübergelockt werden sollen. Die lore des Originals wird hier aber durchaus vorausgesetzt - vom Crimson-Countess-Poster an der Wand bis zur Coladose mit Homelander-Etikett.
Widerlegen können wir jedoch die im Vorfeld des Serienstarts verbreitete Annahme, bei "Generation V" handele es sich um eine Art
Während Andre, Marie und Kommiliton*innen nun detektivisch tätig werden, präsentieren sich die Episoden als höchst unterhaltsamer Gemischtwarenladen: Einige sehr spannende (Abenteuer-)Sequenzen stehen neben Young-Adult-kompatiblen Campus-Szenen und den erwähnten Schock-Momenten. Alles wird musikalisch energisch angetrieben von Girl-Punk à la The Donnas oder Hole. Später kommen formalästhetische Sonderwege (bis hin zum Puppentrick) hinzu, die es erstaunlicherweise fertigbringen, nie sonderlich bemüht zu wirken, sondern tatsächlich für abwechslungsreiches Entertainment zu sorgen.
Am interessantesten ist "Generation V" aber immer dann, wenn sich Kripke und Co. mit bewährt ätzendem und kapitalismuskritischem Witz an den Auswüchsen von Social Media, populistischem Fernsehen, politischer Korruption und pervertiertem Celebrity-Kult abarbeiten. Das auf Polarisierung ausgerichtete Trump-Amerika, dessen Strategien längst auf andere Länder überschwappen, steht hier eindeutig Pate.
Vor diesem Hintergrund funktionieren denn auch die leiseren Momente am besten. Neben Marie erweist sich in den ersten Episoden Emma als wichtigste Figur (und Lizze Broadway als beste Darstellerin). Um sich in Winzlingsgestalt zu bringen, muss sie jedes Mal eine erniedrigende Prozedur hinter sich bringen, die das Konkurrenzsystem der Supe-Welt noch brutaler erscheinen lässt als ohnehin schon (und vielgestaltige Bezüge in unsere "echte" Welt erlaubt). Dass die Superkräfte der Supes einer von Vought selbst hergestellten Droge namens Compound V zu verdanken sind, ist aus der Mutterserie bekannt, wirft hier aber verstärkt die Frage nach der Rolle der Elternschaft auf: Alle Eltern der Protagonisten waren schließlich damit einverstanden, dass ihre Kinder dem Experiment unterworfen wurden. Ausnahmslos alle in der Serie auftauchenden Elternfiguren spielen eine mindestens zwiespältige Rolle.
Wie auch "The Boys" schrammt "Generation V" natürlich immer wieder haarscharf an jener Grenze entlang, an der die ausgestellten Brutalitäten und Full-Frontal-Schlüpfrigkeiten zum bloßen Selbstzweck geraten; bislang aber kriegt die Serie stets die Kurve und erweist sich so als deutlich mehr als ein bloßes Nebenprojekt. Mit jeder Menge Irrwitz und genügend sympathischen Figuren wirkt "Gen V" stattdessen wie ein sehr eigenständiges Kapitel in diesem bodenlos fiesen Superheldenuniversum.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten sechs Episoden von "Generation V".
"Generation V" startet mit den ersten drei Folgen am Freitag, den 29. September bei Amazon Prime Video. Danach wird jeweils wöchentlich eine weitere Episode der insgesamt achtteiligen ersten Staffel veröffentlicht.
Über den Autor
Leserkommentare
Beitrag entfernt
Beitrag redaktionell entfernt.Datenreisender schrieb am 29.09.2023, 10.44 Uhr:
„mit dem Fokus auf ein weiblicheres und jüngeres Personal“, „genderfluid“ und noch kein Aufschrei, dass ja heute alles „woke“ sein muss? Die Ewiggestrigen-Kommentatoren hier sind auch nicht mehr was sie mal waren! :-D
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