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TV-Kritik/Review: "How to Tatort": Urkomische Mockumentary versüßt das Krimi-Jubiläum

(17.12.2020)

Seit nunmehr 50 Jahren ist es eine fast konstante Frage, die deutsche Zuschauer am Sonntagabend bewegt: Wie war der
Eine Akademie für angehende Tatörtler, komplett mit Schauspiel-Coaching, Stunt-, Fahr- und Schießtraining! In der Mockumentary
"How to Tatort" besteht aus sechs smarten, charmanten und immer wieder urkomischen Mini-Episoden, die One heute Abend ab 21.15 Uhr in einem Rutsch ausstrahlt. Einzeln sind die etwa zehnminütigen Folgen bereits seit dem 20. November in der ARD-Mediathek abrufbar.

Luise Wolfram ist nervös. Vor den laufenden Kameras einer Dokumentar-Crew trifft sie erstmals auf ihre neuen Schauspiel- und Ermittlerkollegen Dar Salim (
Dar Salim versucht zeitgleich zu begreifen, warum ihm die Produktion einen Dolmetscher als Dauerschatten zur Seite gestellt hat, obwohl er doch Deutsch total gut versteht. Ob er jemals zuvor babylonisch-europäischen Synchron-Produktionen à la Promo-Sprech
längst drauf - womit er die ambitionierte und Skandale witternde Jungregisseurin der Doku nachhaltig gegen sich aufbringt.

An der Oberfläche der Unverbindlichkeit schwimmt zunächst auch Jasna Fritzi Bauer, die lieber Anekdoten von Burgtheater oder der Volksbühne zum Besten gibt, als sich ernsthaft mit dem Phänomen "Tatort" auseinander zu setzen. Schließlich lässt sie sich ja ohnehin nur zu dieser Produktion herab, weil ihr Papa so ein großer Fan des ARD-Krimis ist. Oder vielleicht doch auch wegen eines gewissen Kollegen, der ihr haargenau erzählen kann, wie es denn so ist, mit Emilia Clarke oder Jason Momoa vor der Kamera zu stehen?
Eine der lustigsten Facetten von "How to Tatort" ist sicher die "Game of Thrones"-Begeisterung von Bauer, die nicht nur die Titelmusik des Fantasy-Epos als Klingelton in der Tasche hat (Salim: Ich dachte, das war nur in meinem Kopf!
). Beim ersten gemeinsamen Abendessen mit ihren Kollegen zieht sie unvermittelt den Helm von Blutreiter Qotho unter dem Tisch hervor und lässt ihn sich signieren.

Besonders gut gelungen ist hier auch der Kontrast zu den bereits bekannten, langjährigen "Tatort"-Ermittlern, die sich mit kleinen Gastauftritten die Klinke in die Hand geben. Dabei klotzen sie eher anstatt zu kleckern, in vollem Bewusstsein, lebende Ermittler-Legenden zu sein - oder sein zu wollen: Anna Schudt vom "Tatort" Dortmund, die ihre langjährige Einnahmequelle ganz offensichtlich verachtet und lieber ihren International Emmy Award aus der Tasche zieht; der Frankfurter Ermittler Wolfram Koch, der als Coach für Method Acting die Methode "Komplettes Arschloch" wählt; und Meret Becker, die als Quasi-"Deep Throat" auf der Damentoilette eine surreal-eindringliche Warnung an ihre neue Kollegin absetzt. Selbst ein äußerst glamouröser Gastauftritt von

Natürlich wimmelt es in "How to Tatort" nur so von Klischees über die Fernseh- und Medienbranche, die aber (leider) oft gar nicht so weit hergeholt sind. Da ist der ausländische Star, der davon überzeugt ist, dass zehn Millionen Zuschauer beim "Tatort" ja auch automatisch ein Qualitätsmerkmal sein müssen. Da ist der allzeit nervöse, Nikotinkaugummi verschlingende Regisseur, der nur das peinlichste Englisch spricht. Und da sind die richtig harten Macho-Alpha-Kerle, die sich die Schimanski-Zeiten zurückwünschen - und ganz geflasht sind, wenn eine zierliche Kollegin sie dank Selbstverteidigungs-Training ohne Mühe an die Wand drückt. Als Strafe müssen Jasna Fritzi Bauer und Luise Wolfram daraufhin ihr Stunt-Training an der Polizeiakademie in den kürzesten Shorts und den dicksten Helmen absolvieren - nur eine von vielen zum Schreien komischen Szenen.
Durch all dies zieht sich aber auch eine tatsächlich spannende Frage: Wer ist für die zahlreichen Unfälle während des Trainings verantwortlich - und was ist bloß das Motiv dahinter? Als sich die drei Neuen vom "Tatort" Bremen dann auch tatsächlich zusammentun um solide, langweilige und erfolgreiche Ermittlerarbeit zu leisten - spätestens dann beginnt man sich als Zuschauer auf den ersten echten "Tatort" mit Wolfram, Salim und Bauer zu freuen. Denn sie funktionieren als Team absolut. Tatsächlich ist der erste Fall mit dem Arbeitstitel "Neugeboren" bereits im Kasten. Die Premiere ist für Frühjahr 2021 geplant.
Fazit
"How to Tatort" wirkt eigentlich weniger wie ein Spin-Off des Krimi-Flaggschiffs als ein Ableger von "Kroymann". Auch diese ARD-Satire überzeugt durch ihr Gespür für universell bekannte Situationen, Format-Parodien, kleine irrwitzige Momente und eine urdeutsche Ernsthaftigkeit, die an sich schon wieder urkomisch ist. All dies zeichnet auch "How to Tatort" aus. Was man sieht, ist nicht unbedingt neu - aber großartig gespielt und mit einem derart gewaltigen Gespür für Timing inszeniert, dass es einfach nur Spaß macht. Bleibt bloß zu hoffen, dass dies nicht der letzte Ausflug der strengen Doku-Crew hinter die Kulissen des Bremer "Tatorts" war. Man will doch wissen, ob Meret Becker die Damentoilette im hohen Norden jemals wieder verlassen hat!
Dieser Text basiert auf der Sichtung aller sechs Episoden der Shortform-Miniserie "How to Tatort".
"How to Tatort" wird am Donnerstag, den 17. September um 21.15 Uhr in One ausgestrahlt. Daneben sind alle sechs Teile bereits jetzt in der ARD Mediathek abrufbar.
Über den Autor
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Leserkommentare
Sentinel2003 schrieb am 18.12.2020, 01.06 Uhr:
Habe gerade alle 6 Folgen gesehen und , die sind echt sehenswert und echt humurvoll!! Ich freue mich auf die 3 !!
cassiel schrieb am 17.12.2020, 21.54 Uhr:
Hab mir die Serie auch komplett angesehen.
"Drop dead gorgeous" auf deutsch, oder besser gesagt: als deutsche TV-Produktion inklusive allem was diese in den letzten drei Jahrzehnten ausgemacht hat: dröge, peinlich, humorlos, altbacken, gequält witzig, unglaubwürdig, politisch korrekt und Abschaltimpuls nach 3 Minuten zuschauen. Also geradezu zu realistisch als Satire und damit als Übertreibung schon fast wieder gut, wenn das Zusschauen nicht so schwer erträglich wäre. Hat schon seinen Grund, dass ich mir eher US-Spielfilme der 30er und 40er-Jahre und selbst deutsche Produktionen aus den 1950ern wiederholt ansehe als das was aktuell in Deutschland prodegetoziert wird.
Der beste Satz: "1993 just called. They want their interrogation technique back". Da kommt ein Hauch von Humor auf.
Aber immerhin ist zumindest bei Radio Bremen der gute Wille zur Selbstironie erkennbar.
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