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TV-Kritik/Review: "Shifting Gears": Neue Tim-Allen-Sitcom könnte "mehr Power" brauchen

(04.02.2025)

Mit
Der Serientitel "Shifting Gears", den man mit "den Gang wechseln" übersetzen könnte, klingt schwer nach Autoschrauber-Reality-Show. Tatsächlich aber haben wir es hier mit einer sehr klassischen Tim-Allen-Sitcom zu tun: In "Hör mal, wer da hämmert" (1991-1999) moderierte er 204 Folgen lang eine Heimwerkersendung, in "Last Man Standing" (2011-2021) arbeitete er für ein Outdoor-Fachgeschäft, und in "Shifting Gears" leitet er nun eine Autowerkstatt. Genauer gesagt: eine sogenannte Restomod-Werkstatt, in der Oldtimer restauriert und zeitgemäß upgegradet werden. Kurz hofft man denn auch, dass dieser Job symbolisch stehen könnte für die Herangehensweise an diese stilecht im Multi-Kamera-Verfahren vor Publikum aufgezeichnete (und mit Laugh Track versehene) Sitcom, dass also auch hier klassische Versatzstücke modernisiert worden sein könnten. Dem allerdings ist nicht so. Wie eh und je spielt Allen in der Rolle des Matt Parker einen echten, rechtschaffenen und grantelnden Mann, der maskuline Dinge tut (Handwerken! Verkaufen!), und wie eh und je geht es dabei weniger um die Arbeitswelt als um die Nöte der Familie, die sich rundherum auffächern.
Hier brettert ihm gleich zu Beginn seine vor anderthalb Jahrzehnten in die weite Welt aufgebrochene Tochter Riley in die Werkstatt, in jenem Pontiac GTO, den sie ihm damals entwendet hatte. Im Schlepptau hat sie ihre zwei Kinder: den unsicheren Teenager Carter und die vorwitzige Elfjährige Georgia. Von deren Vater, einem unsteten Musiker, lässt Riley sich gerade scheiden und für die Übergangszeit ersucht sie ihren erstaunten Vater um Obdach - das er der Jungfamilie natürlich gewährt. Der nach dem Tod seiner Frau (Rileys Mutter) etwas einsam und wunderlich gewordene Witwer hat damit plötzlich wieder ein Familienleben, womit die notwendige Basis für eine Sitcom beim selbst schwer in die Jahre gekommenen Network-Sender ABC gefunden ist. Steht ein großes Sofa im Wohnzimmer? Na, selbstverständlich.

Tim Allen macht als Privatperson keinen Hehl aus seiner (in Hollywood eher ungewöhnlichen) konservativen Ausrichtung. Er steht politisch den US-Republikanern nahe, wenn auch nicht Donald Trump. Nachdem er die liberals der Branche während Trumps erster Amtszeit im Interview mit Jimmy Kimmel als "Nazis" bezeichnet hatte, wurde seine damalige Sitcom "Last Man Standing" vom Disney-Sender ABC eingestellt und nach einer Zwangspause bei Fox weitergeführt: Seit dieser Zäsur wettert Allen auf Social Media regelmäßig gegen den "woken" Zeitgeist, Gedankenpolizei und Cancel Culture. Dass er als Originalstimme von Buzz Lightyear im
In "Shifting Gears" setzt Allen nun auf dasselbe Prinzip: Matt Parker spottet über so ziemlich alles, was konservative Männer für unvereinbar halten mit dem von ihnen selbst definierten "gesunden Menschenverstand". Da geht es gegen individuelle Lernpläne für Kinder, gegen Angststörungsdiagnosen, Psychotherapien ("mehr Probleme, mehr Geld"), gegen die demokratische Kongress-Abgeordnete Nancy Pelosi, gegen Pronomen sowieso, gegen Cocktails ohne Alkohol, gegen Kinder, die nur am Bildschirm kleben, gegen Frauen, die mehr verdienen als ihre Männer und gegen das, was er alles angeblich nicht mehr sagen darf ("Zwerg" zum Beispiel). Die Fernsehnachrichten werden von Matt abgekanzelt mit (überspitzten) Sätzen aus der Wutbürgerhölle: "Einer liest die Nachrichten vor, und drei andere erzählen mir, wie ich sie zu verstehen habe... als könnte ich mir meine eigene wütende Meinung nicht selbst bilden."
Nun ist die Figur des rechtsoffen zeternden Familienpatriarchen in der Fernsehkomödie nichts Neues - Matt Parker tritt hier auf wie ein Update von Archie Bunker, dem Antihelden der Siebzigerjahre-Sitcom

Überwiegend spielen sich die Episoden entweder in Matts Vorstadthaus oder in der Werkstatt ab, wo mit All-American-Guy Gabriel und dem im Rollstuhl sitzenden Stitch zwei klassische Sitcom-Nebenfiguren auf ihre Auftritte warten: Seann William Scott, als
Der Familienzusammenhang funktioniert recht gut: Kat Dennings transferiert ihre bestens erprobte Troubled-Girl-Rolle aus "2 Broke Girls" in die Enddreißiger-Phase; die besorgte Mutter nimmt man ihr ebenso ab wie die unkaputtbare Sympathie für ihren Vater, über dessen Vorliebe für Ronald-Reagan-Gnome als Einrichtungsgegenstände sie sich dennoch entgeistert zeigt.
Maxwell Simkins, stark in
Warum wirkt es aber dennoch so altbacken, warum dämmert alles so halblustig vor sich hin? Im Detail ist nicht bekannt, wieso die beiden Stoffentwickler von "Shifting Gears" die Serie schon vor Produktionsstart verließen. Fakt ist aber, dass mit Mike Scully und Julie Thacker-Scully zwei Hochkaräter gegangen sind, mit vielen Folgen

Immerhin: Folge 4, in der Matt zur Trauertherapie verdonnert wird, berührt einen Punkt, an dem die Serie wirklich, ihrem Titel gemäß, einen Gang runter- und dann wieder hochschaltet. Denn bei aller Gagseligkeit soll es in "Shifting Gears" vor allem um eine Familie gehen, die sich selbst wieder zusammenschrauben und dabei auch mit der (von Vater wie Tochter verdrängten) Trauer um die verstorbene Mutterfigur zurechtkommen muss. Es gibt aufrichtig emotionale Momente in diesem Kontext, in denen auch Allen schauspielerisch weiter gehen darf als sonst. Trotzdem stehen diese Szenen erkennbar quer zur Witzelei, in die sie eingebettet sind. Der richtige Tonfall wird wohl noch gesucht.
Zwischen vielen Rohrkrepierern findet sich fraglos der ein oder andere echte Treffer - etwa wenn Matt mit den Enkeln ein gewaltlastiges Videogame à la "Grand Theft Auto" spielt und hinterher sagt: "Klingt es seltsam, wenn ich sage, dass ich es liebe, im Familienkreis zu töten?" Oder wenn Riley die toxische Atmosphäre in der Werkstatt so beschreibt: "Es riecht nach Bremsflüssigkeit und Angst." Oder wenn sie das smarte Radio in Matts Küche immer wieder um eine fröhliche Playlist bittet - und jedes Mal der rechtspopulistische Podcast von Joe Rogan startet.
Das sind gute Pointen, die eine Ahnung davon vermitteln, was die Sitcom Erhellendes über den Gegensatz zwischen den Generationen oder Menschen verschiedener politischer Ansichten hätte erzählen können. Im besten Fall könnte sie komödiantisch aufzeigen, wie ein Zusammenleben trotz gesellschaftlicher Spaltungen gelingen kann. Allzu oft jedoch zieht sie sich dann aber doch nur auf banale Witzchen und konstruierte Situationen zurück, die man so oder ähnlich schon aus zig anderen Sitcoms kennt.
Natürlich gilt auch hier, was für Comedyserien immer gilt: Das Autorenteam muss (wie die Parker-Familie) erst "finden", was in diesem Setting am besten funktioniert. Womöglich aber hat Tim Allen mit seinen ewigen Daddy-Rollen auch einfach nichts Originelles mehr zu bieten. Für ABC immerhin hat es sich schon gelohnt: "Shifting Gears" war für den Sender der erfolgreichste Serienstart seit sechs Jahren.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten vier Episoden von "Shifting Gears".
Die Comedyserie "Shifting Gears" wird in den USA beim Sender ABC seit dem 8. Januar ausgestrahlt und von 20th Television produziert. Eine deutsche Heimat wurde noch nicht bestätigt.
Über den Autor
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Leserkommentare
Spenser schrieb am 05.02.2025, 20.12 Uhr:
Freue mich schon sehr auf die Serie. Als großer Fan von "Hör mal wer da hämmert" und "Last Man Standing" wird die Serie für mich ein Fest...zudem bin ich ein Riesen-Fan von Tim Allen und auch seinen Filmen. Hoffentlich wird die Serie gemnauso langledig wie seine beiden Vorgänger!
Hauptkommissar schrieb am 05.02.2025, 11.12 Uhr:
Mal wieder eine Sitcom in der man 80% des Casts kennt: Tim Allen: "Hör mal wer das hämmert" (1991-1999), "Last Man Standing" (2011-2017, 2018-2021) Kat Dennings: "2 Broke Girls"
Seann William Scott: "Lethal Weapon" Staffel 3
Daryll Mitchell: "Navy CIS: New Orleans" also ich werde es Schauen!!Flapwazzle schrieb am 05.02.2025, 09.54 Uhr:
Wie fresh ist da doch die 20 Jahre alte Comedy "Malcolm mittendrin", die ich für mich wiederentdeckt habe und gerade feiere. Der Humor ist irgendwie zeitlos.Sollte man die Serie mal irgendwann als Stream kaufen können, wäre das für mich eine Option.
Marcus Cyron schrieb am 04.02.2025, 19.44 Uhr:
Schade, dass Dennings und Chill Mitchell sich dafür hergeben, mit der reaktionären Type in einer Serie zu spielen.
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